Bildnachweis: © Loady.
Ein internationaler Großkonzern mit über 100.000 Mitarbeitenden und ein Start-up-Inkubator – kann das funktionieren? Bei Chemovator, dem internen Venture Builder des Chemieriesen BASF, gelingt das seit vier Jahren sehr gut. Bereits vier Start-ups wurden ausgegründet – drei weitere sollen bald folgen. Loady ist eines davon.
Das Problem ist den Betroffenen bekannt: Unzählige Stunden gehen seit Jahren verloren, weil Unternehmen Waren nicht entsprechend ihrer Planung be- oder entladen können. Grund sind zumeist fehlende Unterlagen oder die unvollständige Ausrüstung für die Verladung und unzureichende Sicherheitsausstattung. Manchmal geht es aber auch um so etwas Offensichtliches wie Öffnungszeiten. „Solche Probleme liegen an einer Art ‚Stille-Post-System‘, bei dem immer wieder wichtige Informationen verloren gehen können oder auch nicht richtig verstanden werden“, sagt Stefanie Kraus, eine der Gründerinnen des Start-ups Loady. Begleitende Unterlagen bei bestimmten Chemikalien und Rohstoffen könnten gerne mal gute 50 Seiten als PDF umfassen; und dann komme oftmals auch noch ein Sprachproblem hinzu. Da kann es schon passieren, dass der passende Anschlussschlauch fehlt oder dass die Schutzbrille vergessen wurde. Die Folge: Warten – und damit auch Kosten.
Völlig neue Idee
Mit diesem Problem beschäftigte sich vor zwei Jahren auch eine BASF-interne Expertengruppe. Elzbieta Wiankowska und Stefanie Kraus entsprang daraufhin die Idee für ein Onlinesystem, in dem wichtige Informationen für verschiedene Produkte hinterlegt werden können. Bei der Entwicklung führten sie unzählige Gespräche mit Praktikern von Industrieunternehmen und Speditionen über die Anforderung an Be- und Entladung von Fahrzeugen und die notwendigen Informationen. „Wir haben dabei auch festgestellt, dass sich viele gewundert haben, warum vorher niemand auf eine solche Idee gekommen ist“, erinnert sich Co-Gründerin Kraus. Nach knapp zwei Jahren wurde das Testsystem von Loady nun im Sommer an den Start gebracht – für vier Einheiten der BASF sowie eine von Evonik.
Effizienz im Vordergrund
Zwölf Standorte und 20 Produktgruppen sind bisher erfasst, nun kann Loady seine Effektivität im täglichen Betrieb beweisen. Lieferanten und Kunden hinterlegen ihre notwendigen Informationen selbst im System und die jeweils zugewiesenen Logistikpartner können auf die Daten zugreifen – kurzfristige Aktualisierungen sind ebenfalls möglich. Wartezeiten sollen zukünftig deutlich verkürzt werden. Bessere Auslastung sorgt für mehr Kapazitäten und geringere Kosten. Außerdem werden überflüssige Fahrten und Leerkilometer reduziert. Loady soll als SaaS-System angeboten werden. In einem modularen Ansatz können Unternehmen Lizenzen für bestimmte Produktgruppen erwerben.
Für das eigene Thema brennen
Loady plant für das Frühjahr 2023 die Gründung einer GmbH und startet jetzt seine erste Finanzierungsrunde. Bis dahin agieren sie unter dem Dach des BASF-Venture Builders Chemovator. Geschäftsführer Dr. Markus Bold hat klare Vorstellungen, wenn es um Teams geht, die auf ihrem Weg begleitet werden sollen: „Wir brauchen einen klaren USP und ein gutes Produkt, und natürlich ein funktionierendes Team, das für das eigene Thema brennt.“ Bevor ein Projekt eine weitere Förderung erhält, erfolgt ein intensiver Auswahlprozess. Nur rund jede zehnte Geschäftsidee wurde bisher weiterverfolgt. Eine Jury aus erfahrenen Unternehmern und externen Branchenexperten prüft nach einer dreimonatigen Validierungsphase die Chancen für die Umsetzbarkeit der Geschäftsidee. „Ich habe großen Respekt vor den Menschen, die auf die Reise als Unternehmer gehen. Wir haben hier Menschen im Alter zwischen 22 und 66 Jahren, die sich in dieses Abenteuer stürzen wollen“, sagt Bold. Den Erfolgsfaktor des Chemovators sieht er darin, dass er außerhalb der Konzernstruktur agieren kann und damit in Entscheidungen und Prozessen deutlich schneller ist. Die Ausgründungen könnten dann in der Folge neue Impulse von außen geben – und damit helfen, neue Geschäftsfelder zu erschließen.