Das Biotech-Start-up Tubulis, das im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie in Martinsried ansässig ist, arbeitet an Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (englisch: ADCs), um künftig Krankheiten besser zu heilen.
VC Magazin: Mit Ihrem Spin-off möchten Sie das therapeutische Potenzial von ADCs für die Behandlung von Krebs und anderen Krankheiten heben. Wie kam es zur Unternehmensidee?
Schumacher: Dr. Jonas Helma-Smets und ich sind im Rahmen eines DFG-geförderten Projekts aufeinandergetroffen. Er war damals Postdoc an der LMU und ich Doktorand an der FMP in Berlin. Das war eine Kooperation unserer Chefs, Prof. Dr. Christian Hackenberger und Prof. Dr. Heinrich Leonhardt, die beide ebenfalls Mitgründer von Tubulis sind. Die Technologie, an der wir forschten, entwickelte sich so gut, dass wir irgendwann versuchen wollten, sie in einem unternehmerischen Kontext für die Herstellung sogenannter Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, englisch „ADCs“, einzusetzen. Unsere neuartigen Konjugationstechnologien bieten hierbei das Potenzial, ADCs mit verbesserten Eigenschaften und weniger Nebenwirkungen zu kreieren, die durch neue Kombinationsmöglichkeiten der einzelnen Komponenten potenziell auch neue Indikationen erschließen können.
VC Magazin: In Ihrem Segment stehen Erfolge und Rückschläge bedingt durch die notwendigen Versuchsreihen immer nah beieinander. Wie gehen Sie damit um und welchen Tipp können Sie angehenden Gründern hierfür mit auf den Weg geben?
Schumacher: Der Aufbau eines Biotechunternehmens ist von einem konstanten Auf und Ab begleitet, das fühlt sich manchmal sicherlich wie eine Achterbahnfahrt an. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, ein gutes Team an seiner Seite zu haben, mit dem man gemeinsam schwierige Situationen troubleshooten, sich gegenseitig motivieren und manchmal auch wiederaufbauen kann. Eine der größten Hürden am Anfang ist es aber auch, die eigene Idee finanziell auf sichere Füße zu stellen, um aus einer starken Position heraus zu interagieren; hier können in erster Instanz Förderprogramme, Start-up-Awards und Preise ein guter Start sein. Sobald sich ein Unternehmen jedoch auf die klinische Entwicklung zu bewegt, wird mehr Kapital benötigt, und desto wichtiger wird es, Investoren zu finden, die die Vision des Unternehmens teilen und es im weiteren Verlauf unterstützen. Hierfür ist ein gutes Netzwerk insbesondere für junge Unternehmen von großer Bedeutung.
VC Magazin: Biotech-Start-ups sind in der Pandemie stärker in den Fokus gerückt. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Schumacher: Die COVID-19-Pandemie hat definitiv gezeigt, wie wichtig es aus Sicht der globalen Gesundheit ist, Innovation in der Biotechbranche zu fördern. Die Welt hat gesehen, wozu unsere Branche auch in kurzer Zeit in der Lage ist – das hat ein globales Bewusstsein für die Bedeutung und das Potenzial der Branche geschaffen und dazu geführt, dass initial mehr Gelder in die Forschung und Entwicklung investiert wurden. Deutschland ist in der Biotechindustrie hervorragend aufgestellt mit vielerlei hochinnovativen Unternehmen, die eine große Anzahl an Erkrankungen abdecken. Allerdings müssen wir jetzt die Weichen für die nächsten Jahre legen, und hier spielt die Politik eine wichtige Rolle, das richtige Klima und die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Gründergeist in unserer Branche stärker gefördert wird.
VC Magazin: Sie haben bereits Finanzierungsrunden realisiert. Welche Investoren sind bei Tubulis mit an Bord?
Schumacher: Unsere 60-Mio.-EUR-Series B-Finanzierung im März dieses Jahres wurde von Andera Partners angeführt und umfasste Beteiligungen von Evotec und Fund+ als neuen Investoren sowie von all unseren bestehenden Investoren: Bayern Kapital, BioMedPartners, coparion, High-Tech Gründerfonds, Occident und Seventure Partners.
VC Magazin: Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit mit den Investoren wahr?
Schumacher: Wir arbeiten sehr eng mit unseren Investoren zusammen und sind sehr dankbar für deren anhaltende Unterstützung nicht nur finanzieller Art, sondern auch auf der strategischen Ebene.
VC Magazin: Investoren bieten Kapital, Know-how und Netzwerk. Was schätzen Sie am meisten?
Schumacher: Insbesondere bei jungen Unternehmen sind die Bereitstellung von Fachwissen, Beratung durch Experten und Industriekontakte unentbehrlich für einen erfolgreichen Unternehmensaufbau und Wachstum. Natürlich ist Kapital ein essenzieller „Hard Fact“, um überhaupt handlungsfähig zu sein, aber ohne die richtige Strategie und ein passendes Netzwerk kann sich ein Unternehmen nur schwer behaupten.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.