Bildnachweis: (c) Evonik Venture Capital.
Mit dem Sustainability Tech Fund hat Evonik Venture Capital in diesem Jahr einen spezifischen Greentechfonds aufgesetzt, um Technologien zur CO2-Reduktion zu fördern. Welche Ziele sich Evonik Venture Capital außerdem gesetzt hat, berichtet Dr. Bernhard Mohr im Interview.
VC Magazin: Auf welche Felder konzentrieren Sie sich als Corporate Venture Capital-Einheit?
Mohr: Wir sind seit 2012 als Venture Capital-Einheit aktiv und investieren aktuell aus unserem dritten Fonds, mit einem Gesamtvolumen von insgesamt 400 Mio. EUR. Der Fokus liegt auf den Wachstumsfeldern von Evonik, etwa Healthcare und Cosmetic Solutions, Animal Nutrition oder Additive Manufacturing. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Beteiligungen im Bereich der Digitalisierung sowie innovativen Technologien und Geschäftsmodellen, die unsere Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen.
VC Magazin: Warum wollen Start-ups, dass sich Evonik als Investor beteiligt?
Mohr: Unsere Portfoliounternehmen bekommen von uns wesentlich mehr als die rein finanzielle Unterstützung. Je nach Reifegrad eines Unternehmens und der jeweiligen Industrie unterstützt Evonik Gründer und Start-ups operativ mit Markt-, Technologie- und Produktions-Know-how und einem weltweiten Netzwerk. Das unterscheidet uns von den klassischen Finanzinvestoren.
VC Magazin: Über welche Summen reden wir beim Investment?
Mohr: Unser Einstiegsinvestment liegt typischerweise im niedrigen einstelligen Millionenbereich. Wir haben die Möglichkeit, bis zu 15 Mio. EUR pro Unternehmen über mehrere Finanzierungsrunden zu investieren. Damit sind wir nicht nur strategisch, sondern auch finanziell ein starker und zuverlässiger Partner.
VC Magazin: Im Mai sind Sie mit Ihrem 150 Mio. EUR umfassenden Sustainability Tech Fund an den Start gegangen. Welche Zielsetzung hat der Fonds?
Mohr: Unsere ambitionierten Klimaziele können wir nur erreichen, wenn neuartige Technologien in enger Zusammenarbeit mit etablierten Spielern, innovativen Start-ups und der öffentlichen Hand entwickeln – und natürlich auch die entsprechenden Finanzierungsinstrumente an den Start bringen. Unser Sustainability Tech Fund unterstützt uns dabei und investiert insbesondere in Technologien zur Reduktion von CO2-Emissionen. Wir konzentrieren uns dabei auf folgende sechs Felder: Produktion sauberer Energie, erneuerbarer Kohlenstoff, Kreislaufwirtschaft, Mobilität, alternative Rohstoffe und Wasserstofftechnologie.
VC Magazin: Sie haben bereits in zwei Nachhaltigkeitsfonds investiert und planen aktuell weitere Investments. Wie sehen diese konkret aus?
Mohr: Neben Direktinvestitionen sind Fondsinvestments ein wichtiger Bestandteil unserer Strategie, da sie uns schnell und umfassend Einblicke in Technologietrends ermöglichen. Anfang des Jahres haben wir in zwei Nachhaltigkeitsfonds mit Fokus auf Europa und Nordamerika investiert. Aktuell prüfen wir Fondsinvestments in Asien und mögliche Direktinvestments in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Mobilität und Wasserstofftechnologie. Einige vielversprechende Kandidaten haben wir bereits identifiziert.
VC Magazin: Sie investieren global in nachhaltige Technologien. Wie bewerten Sie deutsche Greentech-Start-ups im internationalen Vergleich?
Mohr: Als in Deutschland beheimateter Konzern beobachten wir die deutsche Start-up-Szene intensiv und sind bislang ungefähr ein Viertel aller unserer Beteiligungen mit deutschen Unternehmen und Fonds eingegangen. Die Qualität der deutschen Start-ups ist hoch, auch im internationalen Vergleich. Allerdings sehen wir in Deutschland noch nicht so viele Gründungen im Bereich Greentech, wie wir es uns wünschen.
VC Magazin: Wo sehen Sie die hiesige Greentechszene in fünf Jahren?
Mohr: Das Thema Nachhaltigkeit wird auch in Deutschland weiter an Bedeutung gewinnen. Das verstärkte Engagement von Corporate- und privatwirtschaftlichen Kapitalgebern, im Zusammenspiel mit staatlichen Instrumenten wie dem DeepTech & Climate Fonds, müssen und werden dafür sorgen, dass auch in Deutschland ausreichend Kapital zur Finanzierung interessanter Nachhaltigkeitstechnologien zur Verfügung steht. Die Zeichen für die deutsche Greentechszene stehen ganz klar auf Wachstum.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Dr. Bernhard Mohr leitet seit 2012 die neu gegründete Einheit Evonik Venture Capital. Er hat mehr als 25 Jahre Berufserfahrung im Bereich Wagniskapitalfinanzierung und in der chemischen Industrie.