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Der Bundesverband Beteiligungskapital hat gemeinsam mit der Internet Economy Foundation, der Kanzlei Schalast und dem Investor Lakestar den Venture Capital-Markt auf den Prüfstand gestellt. In einer am 28. Februar 2023 vorgestellten Studie wird die aktuelle Marktsituation im europäischen und internationalen Vergleich analysiert. Vor vier Jahren gab es die Erstauflage der Studie, deren Ergebnisse nun überprüft wurden.
Fünf Handlungsempfehlungen
Die Studie wertet die Bedeutung von Venture Capital für die Digitalisierung und den wirschaftlichen Wandel aus und arbeitet die größten Hürden für Investments heraus. „Die gute Nachricht vorweg: Venture Capital ist stetig gestiegen“, betonte Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Beteiligungskapital und fügte aber gleichzeitig hinzu: „Staatliche Instrumente sind allerdings in der Umsetzung noch sehr schwerfällig. Es dauert lange, die Ideen marktfähig zu bekommen, seit Jahren reden wir über dieselben Themen und wir wünschen uns mehr Geschwindigkeit und Umsetzungsgeist.“ Auch zeigt die Studie einen Mangel an privatem Kapital von institutionellen Investoren, international nicht wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen sowie mangelnde Teilhabemöglichkeiten für Start-up- Mitarbeiter und Bürger an der Wertschöpfung junger Unternehmen. Hinrichs fordert unter anderem den weiteren Ausbau der Förderinstrumente und die Umsatzsteuerbefreiung auf die Management Fee. Insgesamt gibt die Studie fünf Handlungsempfehlungen, die auf die Mobilisierung von privatem Kapital, die Rahmenbedingungen für Investments, mehr Diversität, besserer Unterstützung bei Ausgründungen sowie die Verankerung der Vorteile von Wachstumskapital in der Bevölkerung und bei Entscheidungsträgern abzielen.
Investitionslücke zu den USA schließen
Für die Ergebnisse haben die Herausgeber Marktzahlen von CB Insights ausgewertet und mit 14 Interviewpartnern zur aktuellen Situation gesprochen sowie ihre Einschätzungen für Verbesserungen eingeholt. Laut CB Insights wurden im letzten Jahr 9,4 Mrd. EUR Wagniskapital investiert – in den USA betrug die Summe das Dreifache. „Wir haben uns daher zum Ziel gesetzt, diese Investitionslücke bis 2030 zu schließen. Dafür müssen wir die jährlichen Investitionen um 19,3 % steigern“, sagte Markus Solibieda, BVK-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der BASF Venture Capital. Das entspricht einem Mehr von 11,4 Mrd. EUR pro Jahr. Solibieda räumte gleichzeitig an, dass es angesichts der derzeit gedrückten Stimmung im Markt Optimismus brauche, um diese Steigerung zu erreichen. „Aber wir haben in den letzten Jahren immer beobachten können, dass sich der Zyklus unabhängig von der makroökonomischen Lage weiterentwickelt. Ich halte die derzeitige gedämpfte Stimmung zudem für gesund, es gab doch einige Übertreibung bei den Bewertungen und es kann durchaus für zwei bis drei Quartale etwas gesünder zugehen. Ich rechne nicht damit, dass diese Dämpfung lange anhält“, so Solibieda weiter. Clark Parsons, Geschäftsführer der Internet Economy Foundation fügte zudem an, dass Investments in Zukunftstechnologien wie Climatetech boomen und hier eher die Sorge bestünde, dass diese Start-ups in die USA abwandern. Hinrichs stellte zudem fest, dass Gespräche mit den Ministerien einen staatlichen Wachstumsfonds für das zweite Halbjahr in Aussicht stellen. „Wir erwarten hiervon große Hebeleffekte. Das könnte ein echter Gamechanger werden und Anreize für mehr privates Kapital bieten“, so die Verbandschefin.
Fokus auf Diversität
Eine weitere Forderung der Studie setzt auf mehr Diversität in der Venture Capital-Branche. Hier sehen die Herausgeber nicht nur Handlungsbedarf bei der Politik, der BVK setzt sich mit eigenen Programmen ein. So plant der Verband die Gründung einer Investorinnengruppe und schafft Anreize für mehr Private Equity Managerinnen im Rahmen des Certified Private Equity Manager-Programms, das gemeinsam mit der TU München ausgerichtet wird.