Rekordjahre beendet: Venture Capital- und Private Equity Investments rückläufig

Bundesverband Beteiligungskapital veröffentlicht Jahreszahlen 2022

13,9 Mrd. EUR Beteiligungskapital wurden im letzten Jahr in hiesige Unternehmen investiert.
13,9 Mrd. EUR Beteiligungskapital wurden im letzten Jahr in hiesige Unternehmen investiert.

Bildnachweis: BVK.

Der Beteiligungskapitalmarkt konnte im letzten Jahr nicht an die Erfolgsmeldungen der Vorjahre anknüpfen, wie der Bundesverband Beteiligungskapital in seiner am Donnerstag veröffentlichten vorläufigen Jahresstatistik bekannt gab. Demnach erreichten die Investitionen 2022 ein Volumen von 13,9 Mrd. EUR ¬– ein Rückgang um 29% im Vergleich zum Vorjahr.

Gründe für die rückläufigen Investitionszahlen sieht Vorstandssprecher Frank Hüther, Geschäftsführer der Abacus alpha GmbH, in den Konjunktursorgen, der Zinswende sowie den geopolitischen Krisen. „Im ersten Halbjahr profitierte der Markt noch vom Schwung des Vorjahres, doch im weiteren Verlauf wurde dieser gestoppt“, so Hüther. In allen Marktsegmenten blieb das Investitionsniveau unter dem Vorjahr, überstieg aber immerhin die Jahre 2017/2018. Insgesamt wurden fast 900 Unternehmen im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanziert.

Venture Capital-Investments gespalten

Mit Blick auf die Venture Capital-Investitionen wurde das historische Rekordjahr 2021 um 22% verfehlt, die Investitionen beliefen sich auf 3,4 Mrd. EUR. Für den Einbruch sorgte der Later Stage-Bereich, die Seed- und Frühphasenfinanzierungen stiegen hingegen. „Internationale Venture Capital-Investoren, unter anderem aus den USA, zeigen sich bei großen Wachstumsfinanzierungen derzeit sehr zurückhaltend, was für den Investitionseinbruch gesorgt hat. Seedfinanzierungen zeigen sich erstaunlich robust und sind auf geringem Niveau sogar gestiegen“, resümiert Mark Schmitz, stellvertretender BVK-Vorstandssprecher und Vorstand der equation AG. „Wir sehen viele Downrounds, Debt-Finanzierungen und Verwässerung bei den Later Stage-Finanzierungen. Das Umfeld hat sich sehr gedreht. Nach unten in Richtung Seedfinanzierungen ist dies gedeckelt, weil hier keine so große Verwässerung stattfinden kann. Hier sehen wir Rückgänge um 10 bis 20%. Im Growth hingegen herrscht derzeit ein Käufermarkt, es gibt weniger Wettbewerb. Wir erwarten auch mit Blick auf den Jahresverlauf weitere Zurückhaltung“, so Schmitz weiter. Zu den erfolgreichen Finanzierungen zählten die Runden von Trade Republic, Personio, Taxfix, Celonis, Wefox, Razor Group, 1Komma5 oder Forto. Insgesamt erhielten 625 Start-ups und junge Unternehmen und damit 71% aller im Jahresverlauf mit Beteiligungskapital finanzierten Unternehmen Venture Capital. Mit Blick auf die Silicon Valley Bank sieht Schmitz zunächst keine direkte Bedrohung. „Die SVB hat hierzulande kein Einlagengeschäft betrieben. Es trifft eher das Kreditgeschäft. Aber im Venture Debt-Bereich herrschte hier schon immer ein größerer Wettbewerb, sodass das System nicht zusammenbrechen wird“, ergänzt der stellvertretende Vorstandssprecher.

Fundraising-Rekord

Für einen Rekord sorgte zumindest das Fundraising im Venture Capital-Segment. Hier konnten deutsche Beteiligungsgesellschaften mit 6,5 Mrd. EUR im letzten Jahr so viel frisches Kapital einwerben wie nie zuvor. Ausschlaggebend waren die Fundraising-Erfolge der Venture Capital-Gesellschaften, die mit 4,8 Mrd. EUR nahezu das Fünffache an Kapital im Vergleich zu 2021 (1 Mrd. EUR) einsammeln konnten. „Es ist sehr viel Dry Powder im Markt. Wir sehen auch eine deutliche Zunahme an Venture Capital-Gesellschaften, die hohe Summen um 300 bis 400 Mio. EUR einsammeln konnten. Solche großen Fundraisings gab es vor ein paar Jahren nur selten, das hat deutlich zugenommen.“

Buyouts mit großen Einbußen

Buyout-Fonds hingegen warben nur 1 Mrd. EUR ein und fuhren damit große Einbußen im Vergleich zu 2021 (3,8 Mrd. EUR) ein. Auch bei den Transaktionen zeigt sich ein rückläufiges Bild bedingt durch deutlich langwierigere und komplexere Vorgänge.