Bildnachweis: World Fund, Futury Capital, IBB Ventures.
Geld investieren, eine erfreuliche Rendite erwirtschaften und auch noch etwas für
die Rettung des Klimas tun – das klingt schwierig, ist aber im Kern das Modell von
sogenannten Impact Funds. Entwickelt sich hier ein nachhaltiger Trend oder handelt
es sich um ein weiteres Buzzword der Investorenbranche? Wir haben einige
Branchenexperten nach ihrer Meinung gefragt.
„Impact Investing bezieht sich auf Investitionen in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit der Absicht, neben einer finanziellen Rendite auch eine messbare positive soziale oder ökologische Wirkung zu erzielen“ – so lautet die Definition für Impact Investing im englischsprachigen Wikipedia. Demnach gehe es bei Impact Investing darum, die Überzeugungen und Werte eines Anlegers mit der Bereitstellung von Kapital zur Lösung sozialer oder ökologischer Probleme in Einklang zu bringen.
Investorenanzahl und Investmentvolumen steigen stark
Neben einer Fondsrendite ist also auch ein Effekt für Klima, Natur oder Gesellschaft bei den Impact-Fonds wichtig. Die Anzahl der Akteure am Markt und das Investitionsvolumen steigen. Nach einer Analyse der Bundesinitiative Impact Investing vom Jahresende 2022 hat der Impact Investing-Markt in Deutschland einen großen Zuwachs erlebt: Mit insgesamt 38,9 Mrd. EUR liege das durch die Befragten selbst deklarierte Volumen an Impact Assets deutlich über dem Volumen früherer Studien. Rund 80% derjenigen, die seit mehr als zwei Jahren am Markt sind, geben an, dass ihr Impact Investment-Volumen in den letzten zwei Jahren gewachsen ist. Im Durchschnitt beläuft sich das Wachstum auf 35%. Der Investmentfokus liegt im Wesentlichen auf den Bereichen „bezahlbare und saubere Energie“, „Maßnahmen zum Klimaschutz“ sowie „Gesundheit und Wohlergehen“.
Nachhaltiger Trend im entstehen
Ein wachsendes Interesse im Bereich des Impact Investing spürt auch Jochen Herdrich, Managing Partner bei der Futury Capital GmbH: „Wir erleben gerade einen starken Dealflow. Viele Firmen sind sehr offen für dieses Thema. Und hier entwickelt sich auch ein nachhaltiger Trend, denn die Transformation in der Wirtschaft läuft gerade erst an.“ Viele etablierte Unternehmen könnten die notwendigen Entwicklungen nicht allein bewältigen. Zudem sei es wichtig, dass man im Management neue Regelungen antizipiert und nicht den Vorschriften und Gesetzen hinterherläuft. Herdrich hat früher bei Bayern Kapital und BonVenture Investments betreut und kümmert sich ausschließlich um nachhaltige Beteiligungen: „Mit unserem neuen Transformation Fund wollen wir innovative und skalierbare Start-ups unterstützen, die die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft und Gesellschaft mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen vorantreiben.“ Geplant sei ein Fondsvolumen von bis zu 100 Mio. EUR.
„Doing business and doing good“
Futury Capital verfolgt dabei den Ansatz „Doing business and doing good“. Das heißt, dass mit nachhaltigen Geschäftsmodellen eine attraktive, marktübliche Rendite erwirtschaftet wird. Der Begriff „Transformation Fund“ soll dabei zum Ausdruck bringen, dass in der Unternehmenswelt ein Umdenken stattfindet und viele Firmen noch Hausaufgaben zu erledigen haben. Bestehende Geschäftsmodelle würden durch die immer stärker spürbaren Auswirkungen des Klimawandels infrage gestellt. Vielerlei notwendige Entwicklungen könnten aber nicht in den Unternehmen geleistet werden, sodass Hilfe von außen oder eine entsprechende Vernetzung notwendig sind. „Man kann sich als etablierte Firma auch Innovationen und Know-how einkaufen“, erklärt Herdrich. Und bei der Vernetzung von jungen Unternehmen und neuen Technologien mit der etablierten Wirtschaft kennt sich Futury Capital gut aus: Zu den Kooperationspartnern gehören unter anderem die Werte-Stiftung, die ReAct-Initiative, die Start-up-Plattform Futury GmbH, das Future Institute for Sustainable Transformation an der ESMT Berlin und der international führende Venture Capital-Fonds Headline. Dieses breite Netzwerk umfasst laut Herdrich zahlreiche Kontakte zu Top-Entscheidern, die belastbar sind.
Wie misst man den Impact?
Bei nachhaltigen Investments stellt sich die Frage der Messbarkeit des Effekts für Umwelt, Klima oder andere Kriterien. Das ist auch für Herdrich ein entscheidendes Thema: „Ich will den Impact messen können – das ist für mich wichtig.“ Dieser Faktor motiviert auch Danijel Višević, Founding Partner beim World Fund. Er sieht in der Einsparung von CO2 eine Messgröße, die sich gut überwachen lässt. Als „Währung“ definieren Višević und seine Partner im Word Fund das sogenannte Klimapotenzial (Climate Performance Potential; CPP). Der Fonds misst und bewertet das CPP als einen wichtigen Frühindikator für die Finanzierung. Die Technologie jedes Unternehmens, das World Fund unterstützt, muss nachweisen können, dass es in der Lage ist, Treibhausgasemissionen um mindestens 100 Megatonnen CO2 pro Jahr zu reduzieren. Errechnet wird dieser Effekt aus den Faktoren „weltweite Anwendbarkeit“, „Reife der Technologie bis 2040“ und „erforderliche Stückzahl für den Klimaeffekt im Vertrieb“. Erst wenn ein junges Unternehmen diesen „Test“ bestanden hat, dann nehmen die Manager des World Fund auch die klassischen Due Diligence-Untersuchungen vor. „Wir sortieren konsequent aus“, erklärt Višević.
Know-how soll in der EU bleiben
Die Berechnungsansätze und -methoden sowie die Datenquellen möchte Višević in der nahen Zukunft als Open Source auch anderen Investoren zur Verfügung stellen. Als einen der Gründe nennt er im Gespräch sein Ziel, dass Klimatechnologien und junge Unternehmen in Europa weiter gefördert werden müssen. Es dürfe nicht schon wieder passieren, dass Know-how und Wertschöpfung nach Amerika oder Asien abwandern. Die EU hat nach Recherchen des World Fund die vergleichsweise größten Forschungsausgaben im Bereich Klimatechnologie und halte immerhin ein knappes Drittel der Patente. Nach Schätzungen von verschiedenen Unternehmensberatungen beläuft sich das mögliche Marktvolumen in den kommenden Jahren auf 5 Bio. bis 7 Bio. USD. Der 350 Mio. EUR schwere World Funds beteiligt sich an Seed-Finanzierungen bis hin zu Series B-Wachstumsrunden: „Es sind initiale Tickets bis zu einer Größe von 15 Mio. EUR möglich“, sagt Višević, „und mehr als zwei Drittel unseres Gesamtkapitals reservieren wir für Folgerunden.“ Beispielhafte Investments bisher waren unter anderem Planet A Foods aus München, die auf einer Plattform zum Beispiel Ersatz für Kakao und Palmöl entwickelt haben. So soll unter anderem erreicht werden, dass weniger Regenwälder abgeholzt werden. Und Customcells aus Itzehoe treibt mittels der eigenen Technologie die Kapazität und Effektivität von Lithium-Ionen-Energiespeichern in neue Dimensionen.
Impact Investing geht über ESG hinaus
Auf Berlin fokussieren sich die Aktivitäten von IBB Ventures: „Als wir mit der Konzeptionierung des Impact VC Fonds für Berlin Ende 2019 begonnen haben, stand das Thema Impact Investing noch nicht so sehr im Fokus wie heute. Wir haben den Fonds damals mit einem Volumen von 30 Mio. EUR konzipiert, was etwa einem Investment in 30 Start-ups über einen Zeitraum von sieben Jahren entspricht. Damals erschien das ambitioniert, aus heutiger Sicht sind wir sehr zuversichtlich, dass dies zu schaffen ist. Das liegt auch an dem deutlich steigenden Interesse privater Investoren“, erklärt Markus Lehmann, Finance Director bei IBB Ventures. Das Netzwerk habe sich bereits stark erweitert. Bei der Auswahl möglicher Investments legt der Fonds Wert auf eine messbare positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung. Damit geht nach Einschätzung von Lehmann das Impact Investing über die bisherigen ESG- oder SRI-Ansätze hinaus. Mit dem bisherigen Echo auf den Impact VC Fonds ist Lehmann sehr zufrieden: „Wir haben in den ersten Monaten seit Fondsstart drei Beteiligungen abgeschlossen und prüfen derzeit etliche weitere Beteiligungsmöglichkeiten.“ Mittelfristiges Ziel sei die Verstetigung des Angebots, um dann Rückflüsse und Erträge für weitere Investments nutzen zu können.