Bildnachweis: Philipps & Byrne.
Der schwierige Funding-Markt, niedrigere Bewertungen, auslaufende Brücken-finanzierungen und Zurückhaltung bei Venture Capital-Investoren sorgen für eine Zunahme an M&A-Deals in der Techszene. Ein möglicher Exit sollte daher optimal vorbereitet sein – auch aus Techsicht.
Gründer und Bestandsinvestoren wollen beim Verkauf eine möglichst gute Bewertung erzielen. Daher sollten die im Unternehmen vorhandenen Tech Assets genutzt werden, um die eigene Verhandlungsposition zu verbessern. Ist Tech nachweislich innovativ, skalierbar und wenig wartungsintensiv? Sorgt es für Wachstum und Effizienzgewinne durch Automatisierung? Dann ist Tech ein echter Werttreiber.
Tech Due Diligence beim Exit: Worauf kommt es an?
Vor dem Start eines Verkaufsprozesses sollten sich die Gründer mit dessen Ausgestaltung beschäftigen. Wenn keine Exklusivität mit einem potenziellen Käufer vereinbart wird, können viele Due Diligence(DD)-Streams von zwei bis drei Interessenten gleichzeitig zusammenkommen. Dieser Aufwand wird oft unterschätzt und kann ein Unternehmen für Wochen oder Monate in Atem halten. Ein vom Verkäufer im Vorfeld beauftragter Vendor Due Diligence-Prozess, in dem einige oder alle Themen der Due Diligences adressiert werden, kann hier helfen. Da Käufer in der Regel jedoch ein gesundes Misstrauen gegenüber Vendor DDs haben, sollte diese keinesfalls befangen im Sinne des Verkäufers sein, sondern wirklich objektiv. Ist dies der Fall, ist es weniger wahrscheinlich, dass der Käufer auf eine eigene Due Diligence besteht. Dies reduziert wiederum die Komplexität des Verkaufsprozesses.
Auf unterschiedliche Szenarien einstellen
Gründer haben es bei der Due Diligence mit sehr unterschiedlichen Szenarien zu tun. Insbesondere bei potenziellen Käufern aus dem Corporate-Umfeld können die Prüfungen wesentlich tiefer und die Interessenten deutlich risikoaverser sein. Oftmals bestehen höhere Erwartungen an Standards bei Dokumentation, Compliance, Datenschutz, Security, und (Open Source-)Lizenzen. Gerade diese Themen werden von vielen Gründern völlig unterschätzt; ebenso, wie technische Schulden die Entwicklung, Betrieb und Wartung einer Software zum Risiko machen.
Tech Assets mit Kaufinteressen in Einklang bringen
Ein wichtiger Aspekt ist Kompatibilität. Gründer müssen die Strategie des Käuferunternehmens kennen: Was sind die wirklichen Assets in den Augen der Käufer? Soll das Unternehmen stand-alone weiterbestehen oder integriert werden? Passen Techlandschaften zusammen und bestehen Synergien? Ähnlich bei einer Buy and Build-Strategie eines Käufers aus dem Private Equity-Umfeld: Kann man aus mehreren Companies eine machen und Wertschöpfungsketten kreieren? Bietet die Techplattform die dafür nötigen Schnittstellen? Die Antworten auf diese Fragen zu kennen hilft Gründern, erfolgreich durch einen Verkaufsprozess zu navigieren und die richtigen Schwerpunkte zu setzen. Zudem zeigt sich regelmäßig ein Misalignment zwischen der Equity Story und der Geschichte, die Tech erzählt. Dies muss im Vorfeld antizipiert und überprüft werden: Ist es zum Beispiel klug, Artificial Intelligence (AI) als den Hauptwerttreiber darzustellen, wenn sie bestenfalls erst prototypisch eingesetzt wird und im Engineering kaum AI-Kompetenz vorhanden ist?
Tech DD Dry Run: Gut vorbereitet in den Verkaufsprozess
Ein frühzeitiger Tech Due Diligence Dry Run senkt das Risiko für böse Überraschungen sowohl mit Blick auf Verzögerungen im Verkaufsprozess als auch bei der Bewertung. Es bleibt Zeit, Tech auf ein höheres Niveau zu heben und Sicherheitslücken zu schließen. Technische Schulden oder Probleme, die nicht rechtzeitig gelöst werden können, lassen sich in Roadmaps adressieren. Dies kann einen erheblichen Unterschied in der Kaufbereitschaft und der Bewertung machen. Zudem kann der Datenraum bereits richtig aufgestellt und das Engineering Leadership Team für den realen Fall trainiert werden. Werden all diese Fragen im Vorfeld geklärt, ist man gut vorbereitet und stärkt die eigene Verhandlungsposition beim Exit.
Über den Autor:
Chris Philipps ist Gründer und Managing Partner von Philipps & Byrne, einem Techberatungs-unternehmen mit Schwerpunkt auf Tech Due Diligence für Investoren und Health Checks für Start-ups.