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Climatetechgründungen haben es trotz des allgemeinen Nachhaltigkeitstrends schwer: Sie haben vergleichsweise hohen Investitionsbedarf, der nur von einer begrenzten Zahl von Investoren dargestellt werden kann.
Es gibt derzeit keine größere Herausforderung für Gründer, als dem globalen Klimawandel den Kampf anzusagen, heißt es im State of Climate Tech Report 2022 von PwC. Investoren haben ihre Verantwortung erkannt und nehmen diese auch aktiv wahr: Jeder vierte Venture-Dollar wird mittlerweile in Klima-Start-ups investiert. Doch in absoluten Zahlen sanken die Investitionen in diesem Bereich in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres um fast ein Drittel auf 52 Mrd. USD im Jahresvergleich. PwC konstatiert zudem eine sich vertiefende Finanzierungslücke bei Start-ups in der Frühphase, die expandieren wollen.
Vorreiterrolle durch Green Deal
Europa hat bei Climatetech eine weltweite Vorreiterrolle inne – ein Effekt des Green Deals der Europäischen Union. Bei der Anzahl an Start-ups aus diesem Bereich ist Deutschland dabei laut einer Auswertung von Speedinvest die Nummer eins in Europa. Knapp ein Viertel aller europäischen Climatetech-Start-ups kommt aus Deutschland. Laut der gemeinsamen Studie vom Borderstep Institut und dem Bundesverband Deutsche Startups, dem Green Startup-Monitor 2022, basierte fast jede dritte innovative Gründung hierzulande auf grüner Technologie. Das ist eine gute Basis, zeigt es doch den grünen Gründergeist. Es mangelt in Deutschland weder an guten Ideen rund um Nachhaltigkeit und Klimaschutz noch an der unternehmerischen Bereitschaft zu deren Umsetzung.
Kostenintensive Branche
Doch Gründer brauchen ein passendes Umfeld, wozu nicht zuletzt ausreichendes Kapital zählt. Schließlich ist es enorm kostenintensiv, echte Umwelttechnologien und deren Produktionsverfahren neu zu entwickeln. Im ersten Schritt braucht es in der Regel die Finanzierung für eine Pilotanlage. Meist ist allerdings schon bei dieser Investition klar, dass sich eine deutlich größere Finanzierungsrunde für den Aufbau der industriellen Produktion anschließen wird. Die dafür erforderlichen Summen sind jedoch für klassische heimische Venture Capital-Investoren häufig zu hoch. Die Beteiligungskapitalbranche muss sich in Deutschland also breiter aufstellen, will sie das erweiterte Spektrum des Kapitalbedarfs durch Climatetech-Start-ups bedienen. Das hat auch der deutsche Zukunftsfonds erkannt – bei seinem DeepTech & Climate Fonds können einzelne Tickets nun bis zu 50 Mio. EUR betragen.
Ausblick
Denn was passiert, wenn Gründer an der wirtschaftlichen Umsetzbarkeit ihrer Geschäftsidee in Deutschland zweifeln, ist bekannt: Sie verkaufen ihr bahnbrechendes Konzept in Ländern, in denen die Finanzierung funktioniert, oder sie gehen mit ihrem gesamten Team ins Ausland. Beides ist nicht gut für den Standort Deutschland. Strengen wir uns also gemeinsam an, Climatetechinnovationen in Deutschland nicht nur zur Marktreife zu bringen, sondern auch am Markt zu etablieren. Getreu dem alten Werbemotto: Es gibt viel zu tun – packen wir’s an!
Zum Autor:
Christoph Büth ist Bereichsleiter Eigenkapitalfinanzierungen der NRW.Bank. Mit ihrem neuen Fonds NRW.Venture IV nimmt die Bank explizit Climatetech-Start-ups in den Fokus. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist das Fondsvolumen gegenüber dem Vorgängerfonds um die Hälfte erhöht worden. Es beträgt heute 150 Mio. statt 100 Mio. EUR.