Bildnachweis: Finstep Solutions GmbH.
Um die finanzielle Bildung von Kindern und Jugendlichen ist es hierzulande immer noch schlecht bestellt. Die Bundesregierung will das ändern – mit einem Eckpunktepapier. Viel schnellere und smartere Hilfe versprechen da digitale Angebote. Das Hamburger Fintech Finstep spielt dabei ganz vorne mit.
„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“, twitterte die damals 17-jährigen Kölner Abiturientin Naina im Jahr 2015. Dieser Tweet ist mittlerweile mehrere Jahre alt – und seine Verfasserin hat hoffentlich heute auf dem Kasten, was ihr damals über Gedichtanalysen hinaus noch fehlte. Doch an der Dringlichkeit der öffentlichen Mahnung hat sich bis heute wenig verändert. In ganz Deutschland fordern seither Politikerinnen und Politiker eine andere Art der Wissensvermittlung an den Schulen, lebensnäher, realistischer, vor allem mehr Bildung zum Thema Finanzen. Das war vor nunmehr acht Jahren. In Sachen Finanzbildung besteht noch immer dringender Nachholbedarf – nicht nur bei Schülerinnen und Schülern, doch vor allem bei ihnen.
Junge wie Alte überschätzen noch ihr Finanzwissen
Laut den jüngsten Umfragen des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) zur Frage der
finanziellen Allgeminbildung findet rund die Hälfte der Deutschen ihre Finanzwissen im Kern in
Ordnung. Danach schätzen 56 Prozent ihre allgemeinen Kenntnisse rund um das Thema Geldanlage als „gut“ beziehungsweise „sehr gut“ ein. Bei genaueren Nachfragen in Sachen Finanzbildung fällt das Ergebnis allerdings deutlich anders aus: Auf die Frage, was eine „nachhaltigen Kapitalanlage“ ausmacht, konnten nur 14 Prozent eine richtige Antwort geben. Die überragende Mehrheit konnte mit dem Begriff nichts anfangen. „Das eigene Finanzwissen wird wahrscheinlich häufig überschätzt“, sagt Klaus Morgenstern vom DIA. „Auch aus anderen Umfragen wissen wir, dass viele mit grundlegenden Begriffen, wie beispielsweise Inflation, nicht richtig umgehen können.“
Besonders unter Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren offenbaren sich in diversen Studien erschreckende Defizite. Die Tatsache, dass etwa Apple Pay auf einem Smartphone installiert ist, heißt noch lange nicht, dass die Besitzerin oder der Besitzer unter 18 mit Geld umgehen kann.
Überschuldung unter Jugendlichen nimmt zu
Jeder Fünfte zwischen 14 und 25 Jahren ist verschuldet, warnte im Frühjahr dieses Jahres die
Trendstudie „Jugend in Deutschland“. Laut der Bundesstatistik der Schuldnerberatungen haben junge Menschen häufig Probleme mit ihren Handy-Kosten. Aber auch der Einzug in die erste eigene Wohnung oder das WG-Zimmer würden viele bereits überfordern – im Hinblick auf die Kosten, aber auch die steuerlichen, versicherungsrechtlichen oder sozialversicherungsrechtlichen Fragestellungen, die damit im Zusammenhang stehen.
Das Problem der fehlenden Finanzbildung bei Jüngeren, aber auch in der GenZ, die immerhin die Aktie teils für sich entdeckt hat, ist auch der Bundesregierung nicht verborgen geblieben. Jüngst präsentierten daher die beiden FDP-geführten Bundesministerien für Finanzen sowie Forschung und Entwicklung ein „Eckpunktepapier“ zur Förderung der finanziellen Bildung. Ein knappes Schriftstück, in dem sich Forderungen wiederfinden wie: „Wir werden eine Finanzbildungsstrategie für Deutschland erarbeiten, zusammen mit der OECD und unter Einbeziehung aller relevanten Stakeholder. Diese Strategie wird die aktuell in Deutschland bestehenden Defizite adressieren und daraus konkrete Handlungsempfehlungen ableiten; hierzu werden wir noch in diesem Jahr unter anderem eine größere Konferenz ausrichten.“ Und weiter: „Wir werden eine zentrale Finanzbildungsplattform schaffen, welche Finanzbildungsangebote bündelt und für die Bedürfnisse unterschiedlicher Nutzerinnen und Nutzer in adressatengerechten Formaten bereitstellt sowie die Vernetzung von Akteuren im Bereich der finanziellen Bildung fördert“.
Klingt alles richtig und wichtig, jedoch auch ein wenig nach dem alten Motto: Wenn Du nicht weiterweißt, gründe einen Arbeitskreis.
Geld-Wissensvermittlung auf spielerische Art und Weise
Wesentlich konkreter, digitaler und schneller gehen da Startups wie das Hamburger Unternehmen Finstep vor. Das Fintech aus der Hansestadt entwickelt derzeit eine App, die auf dem spaßmachenden, anregenden Prinzip der „Gamification“ aufbaut und will so auf eine engagierende Art und Weise finanzielle Bildung an Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren vermitteln. Aktuell läuft die Testphase der App auf Hochtouren – der Marktstart steht also kurz bevor.
Finstep-CEO und Gründer Christian Binder wendet sich auch an die Eltern, wenn er sagt: „Ob Vorbild, Chauffeur oder Privatlehrer – ihr seid so einiges für eure Kinder! Doch eure Zeit ist begrenzt. Über die finanzielle Selbständigkeit eurer Kinder müsst ihr euch aber keine Sorgen mehr machen, da stehen wir euch zur Seite. Und für euch gibt’s zusätzlich auch noch hilfreiche Tipps zum Thema Finanzerziehung.“ Mit praktischen Infos erklärt die App Jugendlichen, wie sie selbst Methoden anwenden, um ihr Geld zu sparen, ihr Vermögen nach einiger Zeit eigenständig zu managen und ihre Finanzen im Blick zu haben. Und somit ist sie letztlich die bessere Schule: die fürs echte Leben.