Bildnachweis: MUC Summit GmbH.
München zieht als Innovationsstandort Talente, Start-ups und Unternehmen aus der Region, aber auch aus der ganzen Welt an. Seit 2015 treibt MUC SUMMIT die strategische Erweiterung des Münchner Innovationsökosystems voran und widmet dem Thema künstliche Intelligenz eine besondere Aufmerksamkeit.
VC Magazin: Wer steht hinter MUC SUMMIT, welche Ziele verfolgen Sie?
Engler-Hamm: Die MUC SUMMIT GmbH wurde 2015 durch UnternehmerTUM, das Strascheg Center for Entrepreneurship und German Entrepreneurship ins Leben gerufen.
Wir agieren als treibende Kraft für die strategische Entwicklung des „Munich Innovation Ecosystem“. Durch regelmäßige Austauschtreffen befördern wir einen offenen Dialog zwischen Akteuren aus Wirtschaft, öffentlicher Hand, Wissenschaft und dem Start-up-Ökosystem. Dadurch ermöglichen wir den Zugang zu Entscheidungsträgern, Fachexperten und Talenten und fördern Co-Creation sowie den sektorübergreifenden Austausch zu gemeinsamen Herausforderungen. Ein weiteres Ziel ist es, München weiter als nationalen und internationalen Innovationsstandort zu positionieren. Im Rahmen eines Strategieprozesses wurde so gemeinsam mit 45 Akteuren aus der Quadrupel Helix eine Vision für München entwickelt und verabschiedet. Sie lautet: „Munich’s innovative, open-minded, and diverse community brings together international young talents, start-ups, and established companies to co-create scalable innovation striving towards the Sustainable Development Goals. This unique blend of academia, industry, start-ups, government, science and society offers a unique hightech-based ecosystem in one of the most livable cities in the world.“
VC Magazin: Mit welchen Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und von öffentlicher Seite arbeiten Sie zusammen? Wie gelingt es, die Interessen dieser vielen Institutionen unter einen Hut zu bringen?
Engler-Hamm: Wir arbeiten unter anderem mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Google Deutschland, Hochschule München, IHK, innosabi, Intel Ignite, LabCampus, Landeshauptstadt München, Ludwig-Maximilians- Universität, Munich Startup, PwC, Siemens, Technische Universität München, Werk1 und vielen weiteren Partnernzusammen. In der Vergangenheit konnten wir zudem spannende Projekte etwa mit BMW, Deloitte Digital, Deutsche Bahn, EOS, Flughafen München, Fraunhofer, IBM, KPMG, Lufthansa, Microsoft, SWM, und VW Data Lab umsetzen. Viele Ecosystem Player im bayerischen Start-up-Ökosystem haben verstanden, dass es wichtig ist, an einem Strang zu ziehen. Wie bei unserem Projekt AI+MUNICH versuchen wir, die lokalen Kräfte und Aktivitäten zu bündeln, gezielt zu vernetzen und als Orchestrierer zu fungieren. Wir verfügen auch über ein Netzwerk internationaler Partner, um die internationale Sichtbarkeit des Münchner Innovationsökosystems zu erhöhen. Unser Bestreben ist es, weitere Partner für unsere Initiative zu gewinnen, um München als führenden Standort für Innovation zu stärken.
VC Magazin: In welcher Form supporten Sie Start-ups vor Ort? Was erwartet Gründende an Ihrem Standort?
Engler-Hamm: München bietet ein umfangreiches Ökosystem und eine lebendige, vernetzte Start-up-Kultur, die wir miteinander vernetzen und Interessierten zugänglich machen. Mit AI+MUNICH – einer Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zur Förderung von KI-Start-ups in der Region München – unterstützen wir Talente und Start-ups im Bereich künstlicher Intelligenz (KI), um die Innovationsdichte mit dieser zukunftsweisenden Technologie in München auszubauen. Der Fokus liegt dabei auf dem verantwortungsvollen Einsatz von KI, der Etablierung eines KI-Ökosystems zur Stärkung von Co-Creation-Potenzialen sowie der gezielten Förderung von aufstrebenden Start-ups. Dies geschieht durch eine gesonderte Prototypenförderung und die institutionenübergreifende Zusammenarbeit mit dem Strascheg Center for Entrepreneurship, der Hochschule München, den TUM Venture Labs und UnternehmerTUM, die hierfür einen hervorragenden Rahmen bieten. Veranstaltungs-formate wie Hackathons, Pitch-Events und Online-Lehrformate zur breiten Weiterbildung über den Einsatz von KI runden das Angebot ab. Außerdem arbeiten die Hochschule München, die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität München sowie ihre drei Gründungszentren mit uns an dem international ausgerichteten Projekt „Munich Global Impact Hub“ zusammen. Das Ziel dieser BMWK-geförderten Initiative ist es, Innovation und gesellschaftlichen Wandel durch verantwortungsbewusstes und auf Impact ausgerichtetes Unternehmertum zu fördern und in München zu verankern. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich die drei Hochschulen gemeinsam um Fördermittel beworben und ein Programm entwickelt, das nationale und internationale Talente, technologiebasierte Projekte und junge Start-ups anzieht.
VC Magazin: Vor welchen Challenges stehen KI-Gründungsteams heute in der Vorbereitungsphase als auch beim Markteintritt?
Engler-Hamm: Hier stehen die Gründerteams vor vielerlei Herausforderungen. Der Team Fit, also die Zusammenstellung von ergänzenden Kompetenzen und Persönlichkeitsstrukturen zu einer Mannschaft, ist eine davon. Daneben steht die technische Herausforderung, denn die Implementierung von KI ist und bleibt anspruchsvoll und fehleranfällig. Auch der mangelnde Zugang zu Fachkräften und Experten gestaltet sich schwierig; wir bauen deshalb aktuell einen Expertenpool auf. Weitere große Herausforderungen sind die Finanzierung und die rechtlichen und bürokratischen Hürden im Bereich KI. Unser Anliegen ist es, noch deutlich mehr Investoren in unser Netzwerk aufzunehmen, um den Start-ups bei ihrer Anschluss-finanzierung zu helfen. Hierzu organisieren wir regelmäßig Pitch-Nights, die nächste findet am 5. Juli statt. Mit AI+MUNICH konnten wir bereits 40 KI-Start-ups in verschiedenen Entwicklungsstadien fördern. Das Projekt wird mit 5,9 Mio. EUR vom BMWK finanziert, und wir unterstützen die Gründungsvorhaben bürokratiearm mit 25.000 EUR in Form von KI-Stipendien, Beratung und Sachleistungen. Dabei haben wir ein Augenmerk auf frühphasige (Pre-Seed-)Gründungsvorhaben, die auf eines der Ziele der UN SDGs einzahlen.
VC Magazin: Welche Rolle spielen KI-Gründungen in der bundesweiten Gründungslandschaft beziehungsweise in München?
Engler-Hamm: Bundesweit wurden laut BMWK im Jahr 2022 etwa 335 KI-Startups gegründet. Eine Analyse des Start-up-Verbands und startupdetector zeigt indessen, dass im selben Jahr 2.618 Start-ups in Deutschland gegründet wurden. Kurzum: Knapp 13% aller Gründungen in Deutschland letztes Jahr hatten einen KI-Bezug, Tendenz steigend. In unserem regionalen Ökosystem in und um München spielt KI eine bedeutendere Rolle: In Deutschland wurden im Zeitraum 1995 bis 2021 die meisten KI-Start-ups, etwa 1.350, in Bayern gegründet. Mit AI+MUNICH trägt die Initiative maßgeblich dazu bei, KI als Chance zu verstehen, mit der man sorgfältig umgehen muss, die aber die Möglichkeit bietet, Challenges zu lösen und auf die Ziele der UN SDGs einzuzahlen. München ist damit auf dem Weg, Europas führende Region für künstliche Intelligenz zu werden, und kann sich somit durch die enge Zusammenarbeit im Munich Innovation Ecosystem als führende Start-up-Region positionieren.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Zur Interviewpartnerin:
Frizzi Engler-Hamm ist Geschäftsführerin der MUC SUMMIT GmbH, einer Tochter von UnternehmerTUM, Strascheg Center for Entrepreneurship und German Entrepreneurship. Zuvor war sie bei der AeroGround Flughafen München GmbH beschäftigt, unter anderem im Bereich Strategie, Business Development und Innovation.