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Start-ups sind in aller Munde. Kommunale wie nationale Politik haben ihre Bedeutung
als Wirtschaftsmotor der Zukunft und als Beschleuniger von Innovation und positiver Veränderung erkannt. Dadurch haben sich die Rahmenbedingungen für Start-ups in den letzten zehn Jahren sukzessive verbessert. Es zeigte sich, dass erfolgreiche Start-up-Ökosysteme in aller Regel sehr lokale Netzwerk sind, die sich in einzelnen Städten oder in durch eine Stadt dominierten Regionen ausprägen. So haben Städte wie Berlin, München und Aachen schon lange einen beständigen Ruf als „Start-up-Citys“.
Es stellt sich die Frage, welche regionalen Faktoren ein solches Ökosystem begünstigen – und diese ist nicht einheitlich zu beantworten. Während sich in manchen Städten ein erfolgreiches Start-up und die sich darum ausgebildete Community als Nukleus des Ökosystems gezeigt haben, sind es andernorts besonders gute Finanzierungsbedingungen. In nahezu allen starken Start-up-Regionen gibt es allerdings einen Erfolgsfaktor, der essenziell zu sein scheint: eine starke Universität oder (Fach-)Hochschule, die mit Entrepreneurship-Programmen, Start-up-Coachings und Inkubatoren junge Teams motiviert, ein Unternehmen zu gründen, und auch dazu befähigt, damit erfolgreich zu werden. Dabei zeigen Universitätsausgründungen in den meisten Fällen eine innovative, technische Ausprägung und damit sehr viel Substanz in ihren Produkten oder Leistungen. Spin-offs von starken Wirtschaftsuniversitäten dagegen zeichnen sich durch sehr durchdachte und professionell aufgezogene Geschäftsmodelle aus.
Erfolgreiche Kooperationen an Rhein und Niederrhein
Auch im westlichsten Wirtschaftsraum Deutschlands wimmelt es von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Innovationsinitiativen. Technologieuniversitäten wie die RWTH Aachen und zahlreiche starke Standorte entlang des Rheins bilden eine feste Basis für Hightech-, Life Sciences- und andere Start-ups – oder auch: die „Wiege der deutschen Start-up-Szene“, wie es ein Düsseldorfer Wirtschaftsjournalist formuliert hat. Während es bis vor einigen Jahren noch üblich war, dass sich Gründer von Start-ups aus einer Hochschule rekrutieren, war in den letzten Jahren ein Wandel zu beobachten: Teams finden sich – auch gefördert durch entsprechende Matching-Programme – hochschulübergreifend und sind dadurch in ihren Skills besser aufgestellt.
Achse für erfolgreiche Gründungen
So tun sich zum Beispiel Teams einer Technischen Hochschule mit Managementteams von wirtschaftlich geprägten Hochschulen zusammen. Hier hat sich im Rheinland insbesondere eine Achse zwischen der RWTH Aachen und der WHU – Otto Beisheim School of Management etabliert, die sehr erfolgreiche Gründungen hervorgebracht hat. Auch die Hochschulen Köln, Bonn, Düsseldorf, Duisburg-Essen und Niederrhein sowie das Forschungszentrum Jülich haben sich erfolgreich auf den Weg gemacht, Ausgründungen zu fördern. Rund um diese Universitäten bildet sich zurzeit ein immer stärkeres Ökosystem aus Inkubatoren, Acceleratoren, Start-up- und Digital Hubs, Business Angels-Netzwerken und Venture Capital-Firmen aus. Alle haben in den letzten Jahren damit begonnen, sich auch über die Stadtgrenzen hinaus zu vernetzen.
Fazit
Aufgrund der räumlichen Nähe all dieser Hochschulen und Städte hat das Rheinland die fast einmalige Chance, seine regionalen Startup-Ökosysteme zu vernetzen und daraus europaweit eine der drei stärksten Start-up-Regionen zu formen. Diese Vernetzung hat bereits begonnen: sowohl zwischen Hochschulen als auch zwischen den anderen Spielern in diesem Ökosystem. So darf das Rheinland bereits jetzt auf etliche sehr erfolgreiche Hochschulausgründungen blicken, zum Beispiel Silexica, aquila biolabs, Accure, Fibrecoat, oculavis, talpasolutions, bitstars/HoloBuilder, cylib, Greenlyte, SoSafe, Lidrotec und Numaferm. Weitere werden folgen.
Zum Autor:
Dr. Ansgar Schleicher ist Vorstand der Aachener S-UBG AG. Er verfügt über umfassendes unternehmerisches Know-how, insbesondere in den Bereichen IT, Mobilität, Industrie, Software und Digitalisierung.