Bildnachweis: Noble Metal Factory.
In unsicheren Zeiten erweist sich Gold abermals als sicherer Anlagehafen. Doch bei der Anlage in das Edelmetall sollten Anleger stets die Währungsschwankungen im Blick behalten. Das Wechselspiel zwischen US-Dollar und Euro ist besonders relevant für den Goldpreis. Worauf es dabei ankommt und wie sich Schwankungen bei Devisen clever in den Griff bekommen lassen, erklärt Ronny Wagner im Interview.
VC Magazin: Welche Auswirkungen haben Währungsschwankungen auf den Handel mit Gold, und warum sollten Investoren und Unternehmen dieses Risiko berücksichtigen?
Wagner: Währungsschwankungen spielen eine wichtige Rolle für Goldinvestoren. Da Goldpreise in der Regel in US-Dollar festgelegt werden, kann ein stärkerer US-Dollar Gold für Investoren, die in anderen Währungen handeln, verteuern und dadurch die Nachfrage und den Goldpreis senken. Umgekehrt kann ein schwächerer US-Dollar Gold günstiger machen und die Nachfrage und den Preis erhöhen. Als sicherer Hafen und Absicherung gegen Währungsrisiken ist Gold in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und Währungsabwertung eine attraktive Anlageoption, um die Kaufkraft zu bewahren oder sogar zu steigern. Goldinvestoren sowie Exporteure und Importeure sollten Währungsschwankungen im Auge behalten. Eine lokale Währungsabwertung kann die Nachfrage nach Goldexporten dämpfen, während eine Aufwertung Goldimporte erschwinglicher und damit attraktiver machen kann. Es kann für Goldinvestoren wichtig sein, Währungsrisiken sorgfältig zu überwachen und Hedging-Strategien bei Bedarf einzusetzen. Ein genaues Verständnis der Beziehung zwischen Gold und Währungsschwankungen ist für fundierte Investitionsentscheidungen unerlässlich.
VC Magazin: Welche Strategien können Investoren und Unternehmen anwenden, um das Risiko von Währungsschwankungen beim Handel mit Gold zu minimieren?
Wagner: Um das Risiko von Währungsschwankungen beim Goldhandel zu minimieren, können Investoren und Unternehmen Hedging-Strategien mit Hilfe von Finanzinstrumenten wie Futures und Optionen anwenden. Darüber hinaus kann die Diversifikation des Portfolios über verschiedene Anlageklassen und Regionen hilfreich sein, um Währungsrisiken zu streuen.
Eine genaue Beobachtung und Analyse der Wechselkurse ermöglicht es, Trends zu erkennen und entsprechend zu handeln. Historisch betrachtet dient Gold als Absicherung gegen Währungsrisiken, da es seinen Wert behält oder steigert. Dennoch ist eine sorgfältige Analyse unerlässlich, bevor man sich für eine bestimmte Risikomanagement-Strategie entscheidet.
VC Magazin: Wie können Unternehmen ihre Währungsrisiken bei internationalen Goldtransaktionen managen? Gibt es bewährte Praktiken oder spezifische Instrumente, die empfohlen werden?
Wagner: Es gibt verschiedene Methoden und Werkzeuge, um die Unsicherheiten, die durch
Währungsschwankungen entstehen, zu bewältigen. Ein Schlüsselwerkzeug sind Finanzderivate, darunter Futures, Forwards, Optionen und Swaps, die Investoren in die Lage versetzen, zukünftige Wechselkurse festzulegen und somit das Risiko von Wechselkurs-schwankungen zu reduzieren. Netting ist eine effektive Methode, die darin besteht, Einnahmen und Ausgaben in einer bestimmten Währung so zu koordinieren, dass sie sich gegenseitig aufheben. Darüber hinaus kann das Halten von verschiedenen Währungen, in denen Geschäfte getätigt werden, dazu beitragen, die Exposition gegenüber plötzlichen Währungsschwankungen zu begrenzen. Einige Investoren verfolgen auch den Ansatz des Natural Hedging, indem sie Geschäftsbeziehungen in unterschiedlichen Währungszonen aufbauen. Dies kann insbesondere für Unternehmen nützlich sein, die Gold in einer Währungszone erwerben und in einer anderen verkaufen. Wichtig zu verstehen ist die Tatsache, dass trotz dieser Strategien das Währungsrisiko nie vollständig eliminiert werden kann.
VC Magazin: Welche Rolle spielen Derivate wie Futures oder Optionen bei der Absicherung gegen Währungsschwankungen beim Handel mit Gold?
Wagner: Derivate wie Futures und Optionen sind wesentliche Instrumente zur Absicherung gegen Währungsschwankungen im Goldhandel. Sie dienen als eine Art Versicherung gegen zukünftige Unwägbarkeiten, indem sie es ermöglichen, den Preis oder Wechselkurs für einen zukünftigen Handel bereits heute festzulegen. Ein Futures-Vertrag verpflichtet den Käufer, eine bestimmte Menge Gold zu einem vorab festgelegten Preis und Datum zu erwerben. Sollte ein Unternehmen beispielsweise antizipieren, dass es in sechs Monaten Gold benötigt und befürchtet, dass die Preise bis dahin steigen, könnte es einen Futures-Vertrag abschließen. Durch das Festlegen des Preises im Voraus schützt sich das Unternehmen vor dem Risiko eines steigenden Goldpreises. Optionen bieten ein ähnliches Maß an Sicherheit, aber mit größerer Flexibilität. Eine Option gibt dem Käufer das Recht, jedoch nicht die Verpflichtung, Gold zu einem festgelegten Preis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu erwerben. Wenn der Marktpreis des Goldes höher ist als der in der Option festgelegte Preis, kann das Unternehmen von seinem Recht Gebrauch machen und das Gold zum niedrigeren Preis kaufen. Ist der Marktpreis niedriger, kann das Unternehmen die Option verfallen lassen und das Gold zum günstigeren Marktpreis erwerben. Diese Derivate bieten Unternehmen somit effektive Möglichkeiten, sich vor Preis- und Währungsschwankungen abzusichern. Sie ermöglichen eine präzise Kostenplanung und Budgetierung, unabhängig von Markt-schwankungen.
VC Magazin: Welche Faktoren sollten Investoren und Unternehmen bei der Entscheidung berücksichtigen, ob sie sich gegen Währungsschwankungen absichern oder das Risiko akzeptieren sollten?
Wagner: Bei der Frage, ob eine Absicherung gegen Währungsschwankungen notwendig ist, sind verschiedene Faktoren zu berücksichtigen. Die Größe der Exposition gegenüber Fremdwährungen kann das Risiko beeinflussen und den Bedarf an Absicherung bestimmen. Markterwartungen spielen eine Rolle, da erwartete Auf- oder Abwertungen der Heimat-währung das Risiko beeinflussen. Auch die Risikotoleranz ist zu beachten: Risikoaverse Investoren oder Unternehmen neigen eher zur Absicherung. Kosten der Absicherungsmaßnahmen und regulatorische Anforderungen sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview.
Über den Interviewpartner:
Seit 2008 widmet sich Ronny Wagner als Finanz-Blogger, Geldcoach und Inhaber des
Edelmetallhändlers Noble Metal Factory sowie Gründer der Schule des Geldes e.V. dem Thema Finanzbildung. Familienvater Wagner, der auf mehr als ein Vierteljahrhundert Erfahrung in der Finanzbranche zurückblickt, sagt: „Ich halte das für einen Teil der Allgemeinbildung. Dabei ist mein Ziel, Menschen durch finanzielle Bildung mehr persönliche Sicherheit, Wohlstand, Freiheit und Unabhängigkeit zu ermöglichen.“ Als Geldcoach verfügt er über umfangreiches Fachwissen, das er in Form von Podcasts und Coachings mit anderen teilen möchte.