Bildnachweis: Walter Vorjohann.
Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden enorme Innovationssprünge über alle Branchen hinweg benötigt, aber speziell im Bereich Climatetech. Hierunter sind Technologien, Innovationen und Lösungen subsumiert, die dazu beitragen, den Klimawandel selbst sowie dessen Auswirkungen zu bekämpfen. Die Energiekrise hat den Handlungsdruck noch weiter erhöht: Innovationen im Energiesektor sind dringend erforderlich, um Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit langfristig sicherzustellen.
Climatetech hat sich im deutschen Venture Capital-Markt in den vergangenen Jahren zu einem Trendthema entwickelt. Unter allen Technologiefeldern, so eine Untersuchung von KfW Research, werden dem Bereich Climatetech seitens der Investoren die größten Wachstumschancen zugesprochen. Allerdings sind diese Investments auch mit deutlichen Risiken verbunden. Und: Bei den auf Climatetech spezialisierten Wagnisfonds handelt es sich häufig um sogenannte First Time-Fonds, die es im Fundraising schwerer haben als ihre etablierten Pendants. Zudem benötigen die Start-ups und innovativen Wachstums-unternehmen passende Finanzierungen, um ihre Climatetech-Innovationen zur Marktreife zu bringen.
Green Transition Facility: Push für Climatetech in Deutschland
KfW Capital bietet seit Juni dieses Jahres aus Eigenmitteln der KfW die Green Transition Facility an. Für gezielte Investments in den Climatetech-Fonds stehen zusätzlich 100 Mio. EUR bereit, die in Venture Capital-Fonds mit einem Investitionsschwerpunkt „Climatetech“ und in angrenzenden klimarelevanten Technologiefeldern investiert werden können. Die Zielfonds müssen nach Artikel acht oder neun der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) klassifiziert sein, ihren Sitz in Europa haben und in Deutschland investieren. Pari passu zu anderen Investoren kann KfW Capital bis zu 19,9% des Fondsvolumens zeichnen.
Erweiterung des Investmentansatzes bei KfW Capital für besondere Förderthemen
Durch diese Spezialfazilität wird der bisherige branchenagnostische Generalansatz erweitert, der darauf abzielt, den Wagniskapitalmarkt in seiner ganzen Breite zu stärken. Bei elementaren Zukunftsthemen wie „Umwelt und Klimaschutz“ – übrigens ebenso ein zentraler Förderansatz der KfW – ist es aus Sicht der KfW Capital sinnvoll, zusätzliches Kapital für gezielte Investments zu allokieren, um den Markt an diesen Stellen noch stärker zu unterstützen. Die Erweiterung des Investmentansatzes ermöglicht es, weitere Themen, zum Beispiel Diversity, die im Venture Capital-Ökosystem noch unterrepräsentiert sind oder noch Marktschwächen aufweisen, künftig noch stärker zu adressieren. Gleichzeitig bleiben die KfW Capital-Flagship-Programme „ERP-VC-Fondsinvestments“ und „ERP/Zukunftsfonds-Wachstumsfazilität“ unverändert für alle Branchen offen.
Nachhaltige Verbesserung des Kapitalangebots für Climatetech
Durch die Green Transition Facility wird ein besonderer Push für den Bereich Climatetech erwartet. Es ist eine zusätzliche Maßnahme des Zukunftsfonds des Bundes, dessen einzelne Bausteine verschiedene Phasen im Venture Capital-Markt adressieren. Zudem zahlt die Green Transition Facility auf die Start-up-Strategie des Bundes ein, insbesondere auf die dort genannten „Innovations- und Transformationsbereiche“. Dazu gehören unter anderem nachhaltige Mobilität, Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft, Klima-, Energie- und Umwelttechnologie.
Ausblick
Ein Blick nach Amerika zeigt, dass die Start-ups im Bereich Climatetech in Deutschland bislang mit deutlich weniger Kapital rechnen konnten: Bezogen auf die Zahl der am Markt aktiven Start-ups im Bereich Climatetech war das Transaktionsvolumen im vergangenen Jahr in den USA mit 13,6 Mio. EUR pro Unternehmen um rund das 4,7-Fache höher als in Deutschland (2,9 Mio. EUR). Die Green Transition Facility wird dazu beitragen, dass sich das Kapitalangebot für sie in Deutschland deutlich verbessert und Wachstum sich nachhaltiger finanzieren lässt.
Zu den Autoren:
Dr. Jörg Goschin und Alexander Thees sind Co-Geschäftsführer der KfW Capital.