Bildnachweis: Mountain Partners & Conny & Co., Maximon.
Die Verlängerung der gesunden Lebenszeit ist heute möglich, die Unterbindung der diversen Alterungsprozesse ist in greifbare Nähe gerückt. Gefragt sind nun Venture Capital-Investoren und Company Builder für den größten Markt überhaupt!
Noch vor 20 Jahren wäre die Antwort auf die Frage „Was löst die Alterung unserer Körper aus?“ ein ausweichendes Murmeln in Richtung „… das muss genetisch bedingt sein“ gewesen. Das ist seit 2013 anders: Ein internationales Forscherteam rund um Prof. Carlos López-Otín publizierte mit „Hallmarks of Aging“ eine wegweisende Arbeit, die erstmals die wissenschaftlichen Ursachen des Alterungsprozesses strukturiert zusammenfasste und damit die Grundlage für eine Behandlung von altersbedingten Erkrankungen legte. Basierend auf diesen Erkenntnissen begannen Wissenschaftler rund um die Welt, nach praktisch anwendbaren Lösungen zu forschen. So entstanden Dutzende Lehrstühle und Institute, die sich mit dem Thema „Longevity“ und somit der Verlängerung der sogenannten Healthspan beschäftigen, der Zeitspanne also, in der wir ohne altersbedingte Krankheiten leben. Dabei ist der Entwicklungsaufwand für neue Medikamente deutlich höher als für beispielsweise datengestützte Geschäftsmodelle, Ernährungsergänzungsprodukte oder Plattformen. Während für Biotech-Start-ups generell ein langer Atem und häufig ein Budget nördlich der 100 Mio. EUR notwendig ist, um ein vielversprechendes Molekül bis zum genehmigten Medikament zu bringen, können Consumer Longevity-Themen in einem klassischen Company Building-Prozess in wenigen Jahren und mit ein- oder zweistelligen Millionenbeträgen auf den Markt gebracht werden. Gleichzeitig reduziert sich das binäre Risiko einer nicht erteilten Genehmigung.
Enormes Marktpotenzial
Wer will schon alt und krank werden, wenn man seine Lebenszeit in bester Gesundheit maximieren kann? Die Schweizer Bank UBS hat 2020 ihre High Net Worth-Kunden über 60 befragt, welchen Anteil des Gesamtvermögens sie für zehn zusätzliche Jahre bei guter Gesundheit aufgeben würden. Wenig überraschend: Wer sehr vermögend ist, ist bereit, die Hälfte seines Vermögens für gute Gesundheit aufzugeben. Investierbar ist das Thema Longevity derzeit vor allem über Venture Capital-Strukturen. Es gibt keine reinen Longevity-Player, die bereits an der Börse gelistet sind. Entsprechend sind Wagnis-kapitalgeber gefragt. Erste Gelegenheiten für Investitionen in Series A und folgende Runden ergeben sich unterdessen. Die meisten Opportunitäten finden sich aber im (Pre-)Seed-Bereich. Um die Forschungsergebnisse, die vermehrt klinisch getestet sind, an den Markt zu bringen, ist aber mehr als Kapital gefragt: Viele Forscher haben im Company Building keine Erfahrung und verfügen nicht über die notwendigen Kontakte, um ein komplettes Gründerteam zusammenzustellen. Investoren tun gut daran, neben Kapital auch Gründerkompetenz und personelle Ressourcen, idealerweise auch Backoffice-Strukturen mitzubringen. Longevity ist heute vor allem ein Spielfeld für Venture Studios und Inkubatoren, über die nächsten Jahre zunehmend auch für Wagniskapitalgeber!
Longevity Promotion
Geschäftsmöglichkeiten existieren zuhauf. Zu unterscheiden ist zwischen „Longevity Promotion“ und „Longevity Consumption“. In den ersten Bereich fallen Geschäftsmodelle, die die Gesundheit des Menschen von der Jugend bis ins hohe Alter fördern. Dazu gehören Sport-, Ernährungs- und Schlaf-Apps ebenso wie auf Longevity spezialisierte Diagnostik, Lifestyle-Interventionen, Nahrungsergänzungsmittel und Hormonersatztherapien oder auch medizinische Interventionen und Präventionsmaßnahmen, beispielsweise im Kontext der Menopause.
Longevity consumption
In den Bereich der Longevity Consumption fallen Unternehmen, die sich mit den Konsequenzen einer immer älteren und aktiv bleibenden Gesellschaft befassen: von neuen Wohnformen für aktive Senioren bis zu lebenslangem Lernen und Asset-Management-Modellen. Denn Hand aufs Herz: Wer glaubt ernsthaft an Pensionierung, wenn man
mit 80 fit und gesund wie ein 40-Jähriger ist? Zumal eine Pension mit 65 nicht finanzierbar sein wird (oder bereits ist). Sehr interessant sind dabei Plattformmodelle: Darunter fallen Unternehmen wie Biolytica, die multidimensionale Gesundheitsdaten mit KI aufbereiten und so personalisierte und präventive Interventionen erlauben, oder aber Longevity-Kliniken, die die Hardware für Behandlungen nach aktuellen Erkenntnissen wie Hyperbaric Chambers oder Rotlichttherapien ermöglichen.
Fazit
Uns Menschen wie Investoren steht eine goldene Zukunft bevor! Don’t stop us now, wie Queen dereinst gesungen hat!
Über die Autoren:
Dr. Tobias Reichmuth ist Gründungspartner des auf Longevity fokussierten Venture Studio Maximon und Verwaltungsrat bei Avea. Er ist Serienunternehmer – unter anderem Susi
Partners und Crypto Finance Group – und seit 2019 Löwe bei „Höhle der Löwen Schweiz“.
Dr. Cornelius Boersch ist Gründer von Mountain Partners und Conny & Co. sowie Veranstalter des Unternehmertags am Tegernsee.
