Bildnachweis: Chemovator.
Seit einiger Zeit richtet sich der Inkubator Chemovator nicht nur an BASF-Mitarbeiter, die ihre Gründerideen verfolgen möchten, sondern auch an externe Start-ups. Im Gespräch mit Gati Kalim, Head of Venture Portfolio Management beim Chemovator, werfen wir einen Blick auf die bisherigen Rückmeldungen aus der Start-up-Szene, welche Gründer sich beim Inkubator bewerben dürfen du welche Pläne und Ziele sich der Chemovator weiterhin gesteckt hat.
VC Magazin: Wie ist das Interesse der externen bislang? Wen haben Sie bereits in den
Chemovator aufgenommen?
Kalim: Die Bereitschaft des Chemovators, sich an Start-ups zu beteiligen, die für herkömmliche Risikokapitalgeber teilweise als zu früh gelten, wurde von externen Start-ups, aber auch anderen Investoren und Industriepartnern, sehr positiv aufgenommen. Einer der Schlüsselfaktoren dafür ist unser ganzheitlicher Ansatz zur Entwicklung sowohl des Ventures, als auch der Gründer. Gerade in der frühen Phase zwischen Pre-Seed und Seed mangelt es vielen Gründern an Erfahrung in kritischen Bereichen wie HR Strategie, B2B Sales, Fundraising und den damit verbundenen unternehmerischen Fähigkeiten. Durch unser umfassendes Angebot an Entrepreneurship-Trainings, Mentoring und Coaching können wir die Teams dabei unterstützen die Herausforderungen im Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens zu meistern. Wir haben unser Programm für externe Teams, Chemovator – Elevate, im Mai 2023 gestartet. Die letzten Wochen und Monate haben wir die für uns relevanten Märkte intensiv gescreent und uns durch viele Bewerbungen von externen Start-ups gearbeitet. Derzeit sind wir mit mehreren Teams in der Due Diligence und planen unsere ersten Investments im dritten Quartal 2023 zu tätigen. Dieser Zeitplan spiegelt die sorgfältige Recherche und Vorarbeit wider, die wir leisten mussten, um die Marktteilnehmer kennenzulernen und die vielversprechendsten Unternehmen zu identifizieren.
VC Magazin: Aus welchen Branchen und mit welchem Gründungsstandort kommen die
Start-ups und womit können Sie diese unterstützen?
Kalim: Unsere Anlagestrategie verfolgt ein duales Mandat, das sowohl strategische
Auswirkungen für die aktuellen und zukünftigen Geschäfte der BASF als auch finanzielle Erträge umfasst. Wir wollen nachhaltige Innovationen und positive Veränderungen in der chemischen Industrie vorantreiben, sind uns aber auch darüber bewusst wie wichtig es ist, attraktive finanzielle Ergebnisse für den Konzern zu erzielen. Mit unseren Investitionen konzentrieren wir uns u.a. auf die Bereiche neue Materialien, Nachhaltigkeit und Prozess-innovation, da diese Felder bestimmend dafür sein werden, ob und wie diese traditionelle Industrie den Wandel in eine nachhaltige Zukunft schafft. Wir konzentrieren uns auf sehr frühphasige Teams mit einem starken Gründerteam, die mit ihrer Technologie kurz vor der Kommerzialisierung stehen. Dieser Ansatz stellt sicher, dass unsere Investitionen in der Lage sind, langfristig einen Mehrwert für die BASF, aber auch für weitere Investoren und Industriepartner zu generieren. Dazu haben wir die Möglichkeit global zu investieren. Über unser Chemovator Portfolio Management Team, welches in Deutschland sitzt, haben wir einen sehr guten Einblick in den europäischen und insbesondere deutschen Markt. Über unser weites globales Investorennetzwerk und der engen Zusammenarbeit mit unseren Kollegen der BASF Venture Capital (Investmentteam der BASF für Start-ups ab Seed/Series A), ist uns außerdem der Zugang zu hochqualitativem Dealflow aus u.a. Nordamerika, Skandinavien oder Israel möglich.
VC Magazin: Wie profitiert BASF und der Chemovator von diesen externen Ideen?
Kalim: Wir konzentrieren uns auf Bereiche, die für die BASF von strategischem Interesse sind, um Synergien mit dem Kerngeschäft zu schaffen. Durch gezielte Investitionen in relevante Start-ups sichern wir uns den Zugang zu Innovationen und Technologien, wodurch wir unsere eigenen Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ergänzen und stärken. Diese Beziehung ist für beide Seiten von Vorteil. Während wir Einblicke in Innovationen gewinnen, erhalten die Start-ups über unser bereits erfolgreiches Inkubationsprogramm Unterstützung, Anleitung und die Ressourcen, die sie benötigen, um sich in der komplexen Landschaft der chemischen Industrie zurechtzufinden. Unsere Erfahrung und unsere Infrastruktur können dabei unterstützen, Technologien zu verfeinern, Prozesse zu optimieren und letztlich die Geschäftstätigkeit in die nächste Phase zu bringen.
VC Magazin: Welche Pläne und Ziele haben Sie sich für die zweite Jahreshälfte vorgenommen?
Kalim: Unsere Pläne und Ziele für unser externes Programm (Chemovator Elevate) lassen sich in vier Kategorien zusammenfassen. Erstens Investitionsziele: Auf der Investitionsseite planen wir den Abschluss von 3-5 Investitionen in vielversprechende externe Start-ups. Zweitens Prozess-Optimierung: Eine kontinuierliche Überprüfung und Verfeinerung unseres Dealflows und unserer Due-Diligence-Prozesse ist uns wichtig. Wir arbeiten daran Arbeitsabläufe zu optimieren, um eine effiziente Bewertung der Start-ups sicherzustellen. Drittens Kollaboration mit unserem Netzwerk: Hier planen wir eine noch engere Zusammenarbeit mit unserem Netzwerk an Investoren und Industriepartnern, um die Möglichkeiten von gemeinsamen Investments auszubauen. Darüber hinaus unterstützt uns unser Netzwerk dabei die Qualität unseres Dealflows zu diversifizieren und zu verbessern. Viertens Inkubation und Zusammenarbeit: Der Kick-off der Venture Journey unserer ersten externen Investments steht in dieser Jahreshälfte an. Hier legen wir Wert auf eine enge Zusammenarbeit, um die Teams bestmöglich dabei zu unterstützen, ihre Technologien, Strategien und Geschäftsmodelle zu verfeinern.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über die Interviewpartnerin:
Als Leiterin des Venture Portfolio Managements der Chemovator GmbH ist Gati Kalim für die
strategische Ausrichtung, die Performance und das Wachstum des Venture Portfolios, bestehend aus innovativen Startups im Chemiesektor, verantwortlich. Sie verfügt über mehr als acht Jahre Erfahrung in der Finanzmarkt- und Venture-Capital-Branche und war zuvor bei der Deutschen Börse, der führenden europäischen Börsengesellschaft, in verschiedenen Funktionen tätig.