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Die Zeitarbeit, im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Arbeitnehmerüberlassung oder Leiharbeit verwendet, hat sich als Modell inzwischen fest auf dem deutschen Arbeitsmarkt etabliert. Die Entwicklung, die die Zeitarbeit im Laufe der Jahrzehnte genommen hat, ist von einer starken Dynamik geprägt. Einen Überblick über das Konzept der Zeitarbeit als Faktor am Arbeitsmarkt gibt der im Juli 2023 veröffentlichte Bericht der Bundesagentur für Arbeit „Entwicklungen in der Zeitarbeit“. Obwohl das Konzept der Zeitarbeit in Deutschland bereits 1948 in Erscheinung trat, hat erst in der Mitte der 80er Jahre ein Boom eingesetzt. 1985 konnten wurden rund 42.000 Beschäftigte in zeitlich befristeten Arbeitsverhältnissen registriert. Im Jahr 2000 war die Zahl der im Rahmen einer vorübergehenden Arbeitnehmerüberlassung Tätigen bereits auf etwa 300.000 angestiegen.
Ihren Höchststand hat die Zeitarbeit in Deutschland nach Angaben der Bundesagentur für
Arbeit in den Jahren 2017 und 2018 erreicht. Mehr als eine Million Beschäftigungsverhältnisse in Zeitarbeit waren damals gemeldet. Nach einem Einbruch, der durch die Coronapandemie zusätzlich verstärkt wurde, hat sich der Jahresdurchschnitt 2022 auf 830.000 Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer in Deutschland mit sozialversicherungspflichtiger oder ausschließlich geringfügiger Beschäftigung eingependelt.
Die Zeitarbeit im Imagewandel
Lange Zeit hatte das Konzept der Zeitarbeit mit einem schlechten Ruf zu kämpfen. Die
Arbeitnehmerüberlassung galt als zweite Wahl im Hinblick auf die eigene berufliche Entwicklung und war vor allem für Arbeitsuchende ohne qualifizierten Berufsabschluss ein Einstieg in das Berufsleben. Dieses Image hat sich gewandelt. Das liegt auch an den gesetzlichen Reformen und Anpassungen der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen für die Zeitarbeit. Diese haben eine Grundlage geschaffen, die Beschäftigte aus der Arbeitnehmerüberlassung mit Fest-angestellten in nahezu allen Bereichen gleichstellt, insbesondere im Hinblick auf Lohnfortzahlungen im Krankheitsfall und Urlaubsanspruch. Darüber hinaus sind in Zeitarbeit Beschäftigte ab einer Dauer von 9 Monaten im Unternehmen der Stammbelegschaft auch hinsichtlich ihrer Bezüge gleichzustellen. Durch die Stärkung der Rechte für Zeitarbeitnehmer hat das Konzept sich zu einer echten Alternative entwickelt.
Zusätzlichen positiven Einfluss hat die Tätigkeit professioneller Zeitarbeitsfirmen, die als Vermittler zwischen Unternehmen und Arbeitskräften fungieren und die Belange beider Seiten im Blick haben. Nicht nur Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften nehmen die Dienstleistungen einer Personalvermittlung in Anspruch, auch Arbeitnehmer finden immer häufiger über diesen Weg zum nächsten sinnvollen Karriereschritt. Durch den Arbeitsvertrag, den Arbeitnehmer direkt mit der Personalvermittlung schließen, sind sie rechtlich abgesichert. Die Grundlage bildet das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG), das 1972 in Kraft getreten ist und 2017 eine letzte umfangreichere Reform erfahren hat.
Heute ist die Zeitarbeit insbesondere für Berufseinsteiger eine interessante Alternative zur langfristigen Suche nach einer Festanstellung. Sie ermöglicht einen schnellen Einstieg ins Berufsleben und gibt Absolventinnen und Absolventen die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und sich ein Netzwerk aufzubauen, das den weiteren Karriereweg unterstützen kann. Die gleichen Vorteile können auch erfahrene Arbeitnehmer nutzen, wenn sie über eine berufliche Neuorientierung nachdenken. Verschiedene Branchen, Möglichkeiten zum Quereinstieg oder Ideen für sinnvolle Zusatzqualifikationen, all das kann eine Arbeitnehmerüberlassung mit sich bringen. Nicht selten wird die Zeitarbeit auf diese Weise zum Startschuss für die Karriere.
Zeitarbeit als Karrieresprungbrett: Das sind die konkreten Vorteile für Arbeitnehmer
Das Ansehen der Zeitarbeit hat sich auf dem deutschen Arbeitsmarkt deutlich verbessert. Ein Blick zu anderen Ländern, insbesondere im europäischen Raum, zeigt, dass Deutschland sich damit in guter Gesellschaft befindet. Insbesondere in Schweden und Frankreich gilt Zeitarbeit als sinnvolle Alternative zur Festanstellung. Als besonders positiv wird dabei erachtet, dass Arbeitnehmer durch wechselnde Engagements nach dem Konzept der Zeitarbeit breit gefächerte Erfahrungen sammeln können, idealerweise in verschiedenen Branchen, und so ihre Kompetenzen stetig erweitern.
Je nach Arbeitsangebot können über eine Anstellung im Rahmen der Arbeitnehmer-überlassung zusätzliche Qualifikationen erworben werden, die so dem Arbeitsmarkt zugutekommen. Unternehmen stehen damit Fachkräfte zur Verfügung,
deren Kompetenzen breit aufgestellt sind und die bereits umfangreiche Erfahrungen am
Arbeitsmarkt mitbringen. Ein Einstieg über die Zeitarbeit ist aber nicht nur für Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften ein echtes Plus. Auch für Arbeitnehmer kann das Konzept ein Karrieresprungbrett sein.
Das macht die Zeitarbeit zur Karriereleiter
1. Absolventen können Erfahrung und Referenzen sammeln
Die Zeitarbeit als Karriereoption ist insbesondere für Absolventinnen und Absolventen nach der Ausbildung oder dem Studium eine interessante Alternative. Steht der Traumjob mit langfristiger Anstellung nicht unmittelbar vor der Tür, sind Zwischenstationen bei verschiedenen Arbeitgebern im Raumen der Arbeitnehmerüberlassung eine sinnvolle Möglichkeit, um am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Berufseinsteiger gewinnen erste Praxis-erfahrung und können ihrem Lebenslauf Referenzen hinzufügen, die sie für spätere Arbeitgeber interessanter machen. Sinnvoll kann in diesem Zusammenhang auch ein Engagement im Ausland sein, bei dem zusätzlich zur fachlichen Kompetenz Sprachkenntnisse erworben werden können und das eigene Profil eine internationale Ausrichtung bekommt. Unter Umständen ergeben sich aus der Zeitarbeit interessante Zusatzqualifikationen als Anreiz, um das persönliche Leistungsportfolio zu erweitern. Insbesondere für sehr theoretisch ausgelegte Ausbildungs- und Studiengänge kann die Zeitarbeit als Einstieg in den Beruf eine wertvolle praxisnahe Ergänzung sein.
2. Berufliche Orientierungshilfe
Nicht jeder Berufsabschluss zeichnet einen konkreten Karriereweg vor. Vor allem einige akademische Abschlüsse qualifizieren Absolventinnen und Absolventen für ein breites Einsatzgebiet. Wohin der Weg nach dem Abschluss führt, ist nicht immer klar. Häufig dienen Praktika der Orientierung für persönliche Schwerpunkte und bevorzugte Einsatzbereiche. Die Zeitarbeit kann ebenfalls wertvolle Impulse geben, um berufliche Weichen zu stellen und den Einstieg in den Traumberuf zu finden. Die Chance, bei vollem Gehalt in verschiedene Branchen, Unternehmen und Tätigkeitsbereiche hineinzuschnuppern, kann sich als ausgesprochen wertvoll für den eigenen Karriereweg erweisen.
3. Gehalt statt unbezahltem Praktikum
Insbesondere für Akademiker führt der Weg ins Berufsleben nach dem Abschluss häufig über Praktika. Die theoretisch erworbenen Kenntnisse sollen durch praktische Erfahrungen ergänzt und so noch interessanter für den Arbeitsmarkt gestaltet werden. Da Praktika in der Regel gar nicht oder nur sehr gering vergütet werden, kann die Zeitarbeit eine wirtschaftlich interessante Alternative darstellen. Zeitarbeitskräfte erhalten von Anfang an dasselbe Gehalt, das Festangestellte derselben Leistungsgruppe erhalten. So können auch Berufseinsteiger von Anfang an wirtschaftlich unabhängig werden.
4. Gute Chancen auf Übernahme
Unternehmen haben die Vorteile der Zeitarbeit ebenfalls schätzen gelernt und nutzen das Konzept, um motivierte junge Fachkräfte direkt von den Ausbildungsstätten zu rekrutieren. Die Übernahmequote in ein langfristiges Arbeitsverhältnis hoch. Rund 30 Prozent der Akademiker werden nach einer Tätigkeit in Zeitarbeit übernommen. In Ausbildungsberufen ist die Quote je nach Branche und Tätigkeit noch höher.
5. Lücken im Lebenslauf sinnvoll füllen
Ein Engagement im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung eignet sich auch für erfahrene Fachkräfte hervorragend, um Leerzeiten zwischen zwei beruflichen Stationen zu überbrücken. So entstehen keine Lücken im Lebenslauf und die Wartezeit kann genutzt werden, um zusätzliche Erfahrungen, Referenzen und gegebenenfalls auch Qualifikationen und Kompetenzen zu erwerben.
6. Chance auf interne Weitervermittlung
Für Arbeitsuchende ohne umfangreiche berufliche Qualifikation kann die Zeitarbeit viele Chancen bergen. Wer sich in einem Unternehmen, insbesondere in großen Konzernen, im Rahmen einer Arbeitnehmerüberlassung bewährt, kann Zugang zu internen Vermittlungsverfahren erhalten. Dazu zählen Ausbildungs- und Traineeprogramme, die darauf ausgerichtet sind, die benötigten Fachkräfte selbst auszubilden und Mitarbeiter mit Potenzial durch gezielte Aus- und Weiterbildung für weiterführende Aufgaben zu qualifizieren. Die Zeitarbeit ist ein Konzept, das durch seine Vielfalt und seinen Chancenreichtum überzeugt. Sie eröffnet Wege und gibt Impulse für Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen. Wer die Chancen wechselnder Engagements in verschiedenen Unternehmen und Tätigkeitsbereichen sinnvoll nutzt, kann durch Zeitarbeit das eigene Kompetenzprofil erweitern und damit wichtige Weichen für den Erfolg am Arbeitsmarkt stellen.