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Im Interview mit Ralph Schneider, CEO und Mitgründer von EWIA Investments GmbH über die Cleantech-Branche in Afrika sowie seinen Fokus auf Solarinvestments und die aktuell anstehende Crowdinvesting-Runde.
VC Magazin: Sie sind schon viele Jahre erfolgreich in der Solarbranche unterwegs. Wie sehen Sie die Solarbranche im Jahr 2023 ?
Schneider: Die Solarindustrie boomt auf der ganzen Welt. Und logischerweise am stärksten da, wo viel Sonne scheint und Solarstrom am meisten gebraucht wird. Die Märkte haben sich rasant weiterentwickelt und alle Hürden, die sich in den Weg gestellt haben, leichtfüßig übersprungen. Die Modulkapazitäten konnten immer wieder aufs Neue vergrößert werden, die Preise sind deutlich gesunken und Fördertarife und komplizierte Zuschusssysteme wurden inzwischen durch wettbewerbsfähige Marktkonzepte und marktgängige Stromabnahmeverträge mit Unternehmen ersetzt. Die Branche hat sich dabei als äußerst anpassungsfähig erwiesen und hat immer wieder die richtigen Lösungen und Konzepte entwickelt. Selbst Strafzölle auf chinesische Module aus China, die Marktverwerfungen durch Covid und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine hat die Branche überstanden – zugegebenermaßen mit erheblichen Renditeschwankungen für die Investoren durch die zunächst gesunkenen und dann überhöhten Energiepreise und natürlich auch vielen Blessuren für die Markteilnehmer.
VC Magazin: Vor einigen Jahren haben Sie sich auf Solar in Afrika konzentriert und sind nun mit EWIA ein ganzheitlicher Service Anbieter für Solarinvestments in Afrika. Warum gerade Afrika und wie sieht Ihr Geschäftsmodell bei EWIA im Einzelnen aus?
Schneider: Ich bin erstmals 1990 in West-Afrika gewesen und habe schon damals den Niger, Burkina Faso und auch Ghana bereist. Seitdem hat mich der Kontinent nicht mehr losgelassen. 2013 bin ich dann auch im Business aktiv geworden. Sowohl in Ghana als auch Kenia habe ich ab 2015 zwei Joint Ventures aufgebaut. Beide mit der Zielsetzung Solarprojekte zu entwickeln und zu bauen. Im Prinzip war schnell klar: Solar und Afrika sind unserer Meinung nach ein „no-brainer“. Aber Afrika braucht Know-how, Technologietransfer und vor allen Dingen Finanzierung und gute Wartungskonzepte. 2018 bin ich dann meinen heutigen Geschäftspartnern Timo Schäfer und Dr. Wolf Fugger begegnet, die ebenfalls eine besondere Verbindung zu Afrika haben. Timo Schäfer hatte mehrere Jahre für die GIZ in Afrika gearbeitet und Wolf Fugger hatte Forschungsprojekte in Ghana begleitet. Er ist auch seit mehr als 25 Jahren mit einer Ghanesin verheiratet. Wir wollten unsere besondere Beziehung zum afrikanischen Kontinent mit dem Fachwissen rund um Solar und Finanzierung verbinden und haben EWIA in München gegründet. Jedoch war uns von Anfang an wichtig, dass es sich nicht um „Charity“ handeln darf, sondern ein tragfähiges Businesskonzept auf Augenhöhe sein muss. Wir entwickeln und bauen Solarprojekte vorwiegend für kleine und mittelständische Unternehmen in Westafrika. Die Solarparks werden in der Regel durch uns oder Investoren finanziert und erzeugen Solarstrom. Über einen speziellen Servicevertrag können die Kunden dann den Solarstrom nutzen und am Ende des Vertrages den Park erwerben. Die Konditionen können so gestaltet werden, dass für unsere Kunden und uns eine echte „Win-Win-Situation“ entsteht. Die Vorteile liegen auf der Hand: CO2-Einsparung, weniger Dieselverbrauch für Generatoren, Solarstrom ist oft deutlich günstiger als Strom aus dem Netz und – ganz wichtig in Afrika – Netzstabilität. Zudem erhöhen wir den Wohlstand vor Ort, schaffen Arbeitsplätze und bekämpfen damit aktiv Flüchtlingsursachen.
VC Magazin: Was sind die besonderen Herausforderungen bei Solarinvestments in Afrika? Auf welche Länder legen Sie den Fokus und warum?
Schneider: Die Sonne scheint in Afrika bekanntlich besonders gut. Die klimatischen Bedingungen sind so, dass die Module stärker degradieren, also an Effizienz einbüßen. Das politische Umfeld ist nicht überall stabil. Außerdem können wir oft nur kleine und mittelgroße Projekte realisieren, die in ihrer Umsetzung aber genauso komplex und arbeitsintensiv sind wie Großprojekte. Hinzukommt, dass die technische Expertise nicht in gleichem Maß vorhanden ist wie z.B. in Europa. Zu guter Letzt sind auch Währungsrisiken zu berücksichtigen. Wir konzentrieren uns dabei auf politisch stabilere Länder „sub-Sahara“ und haben deshalb unseren Mittelpunkt für unsere Aktivitäten auch nach Accra in Ghana gelegt, sind aber auch in den Nachbarländern wie Nigeria aktiv. Ein besonderes Augenmerk richten wir gerade auf Kamerun, wo wir die Möglichkeit haben, mit einen Deutsch- Skandinavischen Unternehmen zu kooperieren.
VC Magazin: Wie organisieren Sie den Geschäftsbetrieb in München und in Accra ?
Schneider: In München ist das Headquarter und die Holding angesiedelt, die die Aktivitäten innerhalb der Gruppe bündelt. Das konkrete Projektmanagement und die täglichen „to-do`s“ innerhalb der Wertschöpfungskette von der Projektentwicklung über den Bau und die Betriebsphase werden von unserem Team in Accra erbracht. Wir sind inzwischen mit 13 festangestellten Mitarbeitern in Ghana und darüber hinaus mit ca. 20 freiberuflichen Kollegen vertreten. Meine Münchner Kollegen und ich machen es zudem möglich, dass immer ein Geschäftsführer vor Ort ist. Business in Afrika geht nur durch den persönlichen Kontakt. Business vom grünen Tisch aus Europa heraus ist nicht möglich.
VC Magazin: Wie finanzieren Sie Ihr Unternehmen und Ihre Aktivitäten ?
Schneider: Wir fahren aktuell „dreigleisig“. Das bedeutet: Zum einen leisten die Gesellschafter Einlagen. Zweitens werben wir partiarische Darlehen ein, mit denen unsere Investoren die Aktivitäten auf Holding-Ebene begleiten und erfolgsabhängig honoriert werden und drittens finanzieren wir einzelne Projekte auch auf Projektebene mit (externen) Investoren.
VC Magazin: Sie haben vor kurzem eine Unternehmensfinanzierungskampagne abgeschlossen. Wie ist es gelaufen und wie geht es nun weiter ?
Schneider: Zusammen mit Fundernation haben wir in einer ersten Kampagne mehr als 800.000 EUR als partiarisches Darlehen von Investoren für die Holding eingesammelt. Die Kampagne war seinerzeit die dritterfolgreichste Kampagne von Fundernation überhaupt. Derzeit läuft noch eine zweite Runde, die pünktlich zum 6. Dezember 2023 enden soll. Derzeit haben wir bereits rund 700.000 EUR eingesammelt und es bestehen noch Zusagen über Co- Investments u.a. von einem Schweizer Investmenthaus. Damit ist der Grundstein für unseren Wachstumskurs gelegt. Wir wollen uns nun Finanzierungsmärkte auf Projektfinanzierungsebene erschließen, um so noch mehr Einzelprojekte umsetzen zu können.
VC Magazin: Am 7.Dezember startet EWIA mit dem Spezialisten für digitale Finanzierung Conda zusammen die erste Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung eines Solarprojektes in Ghana. Wie sieht das Projekt aus und was sind die Vorteile ?
Schneider: Bei unserer ersten Crowdfunding-Kampagne mit Conda finanzieren Kunden den Bau einer 74 kWp Solaranlage für ein Hotel im Norden von Ghana. Die Verträge sind abgeschlossen und im Frühjahr 2024 geht’s mit dem Bau los. Die Vorteile sind offensichtlich: weniger CO2 Ausstoß, deutlich weniger Diesel für den Generator und mehr Netzstabilität für das Hotel. Außerdem ist unser Solarstrom billiger als der Strom aus dem Netz und im Vergleich zum Dieselgenerator sowieso. Hinzu kommt, dass Solaranlagen im Vergleich zu Dieselgeneratoren sehr wartungsarm sind. Auch das führt zu deutlichen Kostenvorteilen.
VC Magazin: Wie können sich Investoren hierbei engagieren?
Schneider: Die Investoren können sich über ein Nachrangdarlehen ab 100 € mit acht Jahren Laufzeit engagieren und erhalten 6,5% Zins pro Jahr. Die Frühzeichner in den ersten 4 Wochen sogar 7,0 % über die volle Laufzeit. Zins und Tilgung werden aus der Rate für die Nutzung der Solaranlage beglichen.
VC Magazin: In die Zukunft geblickt – wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?
Schneider: Wir wollen unseren Wachstumskurs weiterhin mit Augenmaß erfolgreich fortsetzen, möglichst bald die zweite Crowdfinanzierungskampagne für Projekte nachlegen und natürlich unserem Fokus auf Westafrika treu bleiben. Dennoch, wenn ich in die Glaskugel blicken könnte, würde ich sagen, dass wir EWIA als führenden panafrikanischen Anbieter für Solarenergie etablieren wollen. EWIA könnte auch heißen: „Establish Wealth in Africa“.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Ralph Schneider ist CEO und Mitgründer von EWIA Investments GmbH in München und Accra, Ghana. Zur EWIA: http://www.ewiainvestments.com/