Bildnachweis: BayBG, VC Magazin.
Ein durchwachsendes Investitionsjahr neigt sich dem Ende und die Private Equity- und Venture Capital-Branche blickt hoffnungsvoll auf 2024. In unserer Reihe „Adventsgespräche“ haben wir mit Marktkennern über ihre Erwartungen und Aussichten für 2024 sowie ihre eigene Wahrnehmung dieses Jahres gesprochen.
VC Magazin: Welche Erwartungen haben Sie mit Blick auf kommendes Jahr für das Venture Capital-Segment?
Gulder: In der Seed Phase und in frühen A-Runden ist auch mit den aktiven öffentlichen Investoren ausreichend Kapital vorhanden und die Investoren stehen weiterhin im Wettbewerb um die besten Teams. Die zuletzt gezahlten hohen Bewertungen erschweren eine Einigung unter den bestehenden Investoren und insbesondere den Einstieg von neuen Investoren bei größeren Later Stage-Folgerunden.
VC Magazin: Die Nachrichten über scheiternde Start-ups waren in diesem Jahr zahlreich. Wird sich diese Reihe 2024 fortsetzen?
Gulder: Die Kombination aus historisch hohen Bewertungen und unzureichender Performance wird dazu führen, dass wir 2024 auch Insolvenzen von namhaften Start-ups sehen werden.
VC Magazin: Welche Erwartungen haben Sie für den Exitmarkt?
Gulder: Für die Exit-Readiness und die Bewertungs-Range für Start-ups bleibt weiterhin die „Rule of 40“ relevant, allerdings wird diese neu ausgelegt: starkes Umsatzwachstum kann fehlende Profitabilität nicht mehr vollständig ersetzen. Strategen und Private Equity-Investoren suchen profitable Start-ups. Dass es zu jeder „Regelmäßigkeit“ auch Ausnahmen geben wird, zeigt die 500 Mio. Dollar Finanzierung des KI Start-ups Aleph Alpha im Nov. 2023 u.a. durch SAP. Nach dem Boomjahr 2021 mit für die Branche schädlichen SPAC-Auswüchsen sehe ich die intensivere Prüfung seitens der Investoren und die verstärkte Profit-Orientierung der Start-ups nicht negativ – im Gegenteil: es wird die Assetklasse „Venture Capital“ langfristig erfolgreicher machen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Marcus Gulder ist Head of Venture Capital bei der BayBG Bayerische Beteiligungsgesellschaft.