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Einen Blick auf die österreichische Start-up- und Investorenlandschaft,
aktuelle Herausforderungen und den aws Gründerfonds II wirft aws-Geschäftsführer Patrik Cesky.
VC Magazin: Wie geht es den Start-ups in Österreich und Ihren 50 Portfoliounternehmen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten?
Cesky: Wir haben derzeit 27 aktive Beteiligungen und konnten bereits einige erfolgreiche Exits erreichen. Start-ups stehen global und in Österreich vor ähnlichen Herausforderungen. Unsere Portfoliounternehmen meistern die Herausforderungen mit Kreativität und Anpassungsfähigkeit. Es ist nun wichtiger denn je, sich auf die Kernkompetenzen zu fokussieren. Gleichzeit muss man agil auf Änderungen im Marktumfeld reagieren, um bei der Skalierung der Geschäftsmodelle weiterhin wertgenerierend zu arbeiten. Dennoch sehen wir die angespannte Lage bei vielen Start-ups. Fundraising dauert länger und Investoren achten stärker auf das Erreichen nachhaltiger Erträge. Wir unterstützen durch intensivere Beratung, Netzwerkzugang und strategische Ressourcen, um in diesem Umfeld langfristig erfolgreich zu sein.
VC Magazin: Wo drückt Start-ups der Schuh aktuell am meisten?
Cesky: In Österreich ist die Finanzierungslücke ein zentraler Punkt – es braucht noch mehr Early Stage Venture Capital, um Start-ups in der kritischen ersten Wachstumsphase zu unterstützen. Besonders im Deeptech- und Life Sciences-Bereich haben es Unternehmen hier besonders schwer. Die makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen haben diese Situation seit 2022 weiter verschärft. Auch hohe Zinsen, steigende Kosten und eine schwache Konjunktur wirken sich negativ auf die Finanzierungsbedingungen aus. Das Fundraising dauert länger und Investoren sind generell vorsichtiger geworden. Sie wollen neben starkem Wachstum längere Runways und einen klaren Weg zu einem nachhaltig profitablen Geschäftsmodell sehen.
VC Magazin: Für den Gründungsfonds II soll zusätzliches privates Kapital aufgestellt werden. Welche Investoren adressieren Sie?
Cesky: Wir haben bereits ein Closing mit 72 Mio. EUR durchgeführt und befinden uns im Fundraising für ein Final Closing. Das Angebot richtet sich gezielt an österreichische Corporates und Finanzinstitute. Ein Investment bietet die Chance auf attraktive Renditen, Zugang zum von uns professionell gemanagten Innovations- und Deal Scouting sowie die Möglichkeit von gemeinsamen Co-Investments. Unternehmen erhalten so frühzeitig Zugang zu disruptiven Innovationen, um ihre Geschäftsmodelle nachhaltig zu stärken. Zudem stärken wir gemeinsam den lokalen Kapitalmarkt.
VC Magazin: Wie gut funktioniert die Zusammenarbeit von Industrie und Venture Capital-Szene bereits heute? Wo liegen die größten Potenziale?
Cesky: Die Zusammenarbeit entwickelt sich positiv, aber es gibt noch Luft nach oben. Einige Industrieunternehmen haben erkannt, dass Start-ups wichtige Innovationsquellen sind, und engagieren sich zunehmend durch Corporate Venture Capital-Initiativen oder Innovationseinheiten. Trotzdem gibt es strukturelle Hürden. Viele Unternehmen agieren zurückhaltend, da sie auf etablierte Prozesse setzen und eine geringe Risikobereitschaft zeigen. Gleichzeitig fehlt es Start-ups oft an Ressourcen, um komplexe Pilotprojekte mit der Industrie effizient umzusetzen. Ich sehe das Potenzial in der tieferen Zusammenarbeit von Industrie, Start-ups und Investoren, um die Stärken aller Seiten optimal zu nutzen.
VC Magazin: Was wünschen Sie sich hinsichtlich Rahmenbedingungen, Marktgeschehen und persönlich für das Jahr 2025?
Cesky: Österreich hat eine starke Innovationskraft, tut sich aber mit der Kommerzialisierung von Innovation schwer. Daher wünschen wir uns für Start-ups einen besseren Zugang zu Kapital – von Finanz-, aber auch strategischen Investoren. Es braucht ein stärker vernetztes Ökosystem, in dem Start-ups, Investoren und Industrie enger zusammenarbeiten. Ich hoffe auch auf Erfolgsgeschichten aus unserem Portfolio, die zeigen, dass österreichische Start-ups trotz vieler Herausforderungen zu international agierenden Innovationschampions mit nachhaltig erfolgreichen Geschäftsmodellen reifen können.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Patrik Cesky ist Geschäftsführer der aws Fondsmanagement GmbH und verantwortlich für zwei Venture Capital-Fonds mit einem Volumen von 140 Mio. EUR. Die Fonds investieren in der Seed- bis Series A-Phase, mit einem Fokus auf österreichische Start-ups. Cesky hat 14 Jahre Erfahrung in der Venture Capital-Branche und der Geschäftsführung von Start-ups.