Bildnachweis: bmh Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen.
Die bmh investiert seit über 20 Jahren Eigenkapital in Start-ups und kleinere Mittelständler. Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort Hessen weiterzuentwickeln.
In unsicheren und wirtschaftlich angespannten Zeiten ist der Zugang zu Kapital für viele Unternehmen schwieriger als in guten. Das gilt in besonderem Maße für Start-ups, die naturgemäß noch kein nennenswertes Geschäft machen, durch das Geld in die Kassen fließt. Seit einiger Zeit schon sind klassische Venture Capital-Fonds damit beschäftigt, die Unternehmen in ihren Portfolios durch immer neue Krisen zu führen. Neue Engagements werden daher deutlich genauer geprüft. „In solchen Marktphasen ist es besonders wichtig, dass es öffentliches Beteiligungskapital gibt. Wir haben die Möglichkeit, auch dann zu finanzieren und Risiken einzugehen, wenn sich andere Kapitalgeber zurückziehen“, sagt Dr. Steffen Huth, Geschäftsführer der bmh Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen. Als Investor schöpft die bmh die eingesetzten Mittel unter anderem aus revolvierenden Fonds, die bei Bedarf mit neuen Geldern aufgefüllt werden. Das hat gerade in einer Krise den Vorteil, dass man nicht an Fondszyklen gebunden ist und deshalb auch längere Haltedauern eingehen kann. Hinzu kommt, dass die bmh als öffentlicher Investor gerade in schwierigen Zeiten oft eine Art Ankerfunktion erfüllt, die dabei hilft, privates Beteiligungskapital zu akquirieren.
Langsame Schwerpunktverlagerung
Angefangen hat die bmh mit der Finanzierung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), meistens ganz klassisch in Form von stillen Beteiligungen. Schon früh kamen aber auch Start-ups mit ihren speziellen Finanzierungsbedürfnissen hinzu. Dennoch lag der Schwerpunkt lange Zeit auf den KMU. In den letzten Jahren hat sich das aber gedreht – es wurden immer mehr Frühphasenfinanzierungen durchgeführt. „Jetzt gehen zwei Drittel unseres Geldes in Start-ups und ein Drittel in KMU“, sagt Huth. Entsprechend wurden bei der bmh neue Strukturen geschaffen und Teams mit Fachleuten aufgebaut, die sich in der Startup- und der Venture-Szene gut auskennen. Ob Start-up oder KMU, investiert wird grundsätzlich ab 50.000 EUR und über mehrere Runden hinweg bis zu 8 Mio. EUR. Die Nachfrage nach Eigenkapital ist nach wie vor beträchtlich, denn die Banken werden immer zurückhaltender mit der Kreditvergabe. Das betrifft auch Start-ups in der Wachstumsphase. „Und im Frühphasenbereich dürfen oder können die Banken ohnehin keine Kredite geben. Da ist die Nachfrage nach Eigenkapital sowieso immer groß“, so Huth.
Für jeden Investitionsanlass der richtige Fonds
Für die unterschiedlichen Finanzierungsanlässe kann die bmh auf mehrere Fonds zurückgreifen. Klassisches Beteiligungskapital für KMU stellt die MBG H Mittelständische Beteiligungsgesellschaft zur Verfügung. Die Fonds Hessen Kapital I, II und III sind für Existenzgründungen vorgesehen, sie finanzieren aber auch KMU. Die Technologiefonds Hessen (TFH) schließlich finanzieren Unternehmen mit hoher Innovationskraft und besonders guten Wachstumsperspektiven. Vor Kurzem wurde der vierte Fonds der TFH-Serie aufgelegt. Die Besonderheit bei den TFHFonds: Hier investiert das Land Hessen jeweils die Hälfte, die andere Hälfte kommt von privaten Investoren.
Zunehmende Technologietiefe bei Start-ups
Die bmh wurde 2001 mit dem Auftrag gegründet, den gesamten Lebenszyklus von Unternehmen mit Eigenkapital zu finanzieren, von der Frühphase über die Wachstumsfinanzierung bis hin zur Innovationsfinanzierung und Nachfolgeregelung. Diesen Auftrag erfüllt die Tochtergesellschaft der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) von Beginn an kontinuierlich. Aktuell verwaltet die bmh über 200 Mio. EUR (Assets under Management) und ist über all ihre Fonds hinweg an rund 240 Unternehmen beteiligt. Allein im vorigen Jahr hat die bmh 27,5 Mio. EUR neu in Unternehmen investiert. Voraussetzung für ein Investment der bmh ist, dass ein Unternehmen in Hessen ansässig ist oder die Mittelverwendung in diesem Bundesland stattfindet. Einen Fokus auf bestimmte Branchen gibt es nicht. Es sollte bei den Zielunternehmen aber stets ein gewisser Innovationsgrad erkennbar sein – auch mit Blick auf die dadurch entstehenden zukunftsfähigen Arbeitsplätze. Dennoch gehen die Investitionen immer häufiger in technologiestarke Unternehmen. „Mittlerweile geht es nicht mehr um die Finanzierung einer weiteren E-Commerce-Plattform oder einer neuen App, sondern vermehrt um die Unterstützung von Deeptech-Unternehmen. Es geht um technologisch tiefgreifende Projekte mit notwendigerweise längeren Entwicklungszeiten“, sagt Huth. Auch hier kommen den Unternehmen die längeren Haltedauern der bmh zugute. Aber nicht nur dann – manche Beteiligungen hält die bmh bereits seit 20 Jahren.
Hessen holt auf
In Hessen gibt es zwar keinen Start-up-Hotspot, der mit Berlin oder München vergleichbar wäre. Doch das Land holt auf. Es verfügt über eine starke Business Angel-Szene, die Zahl der Gründungen steigt seit einigen Jahren sukzessive und damit auch die Zahl der Finanzierungs-runden. Das alles geht einher mit einer sich entwickelnden Finanzierungslandschaft. „Auch im Venture-Bereich tut sich einiges. Wir sind in großen Finanzierungsrunden immer auch mit großen Venture Capital-Gesellschaften zusammen“, sagt Huth. „Der nächste Schritt wird sein, dass wir mehr ausländisches Venture Capital für Hessen mobilisieren. Da wird sich in den nächsten Jahren noch einiges tun.“