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In einer gemeinsam mit PwC veröffentlichten Studie beleuchtet der BVK ESG-Strategien im deutschen Venture Capital- und Private Equity-Markt. Die Studie zeigt, dass Venture Capital- und Private Equity-Gesellschaften zunehmend ein aktives ESG-Management implementiert haben und ESG-Aspekte für die Mehrheit der Gesellschaften ein wesentlicher Bestandteil ihrer Aktivitäten sind.
An der Umfrage nahmen 70 Beteiligungsgesellschaften teil, die überwiegend in Deutschland sitzen. Berücksichtigt wurden sowohl Venture Capital-Gesellschaften (41%), Buy-Out-Investoren (34%) als auch auf Wachstumsfinanzierungen und Minderheitsbeteiligungen fokussierte Gesellschaften (24%). „Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat im Private Equity- und Venture Capital-Markt einen hohen Stellenwert erreicht. Dies zeigt sich an der großen Mehrheit der befragten Gesellschaften, die ESG in ihrer Organisation verankert haben“, sagt Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK. „Und bei allen Herausforderungen: Neun von zehn Befragten erwarten durch die Umsetzung von ESG-Zielen und Maßnahmen keinen negativen Einfluss auf die Fonds-Renditen.“ Und Marc Göbbels, Experte für ESG in Deals und Partner bei PwC Deutschland, ergänzt: „Ganzheitliche ESG-Integration bedeutet für Private Equity- und Venture Capital-Gesellschaften die Berücksichtigung von ESG-Aspekten beim Fundraising, bei Investitionen, während der Beteiligung und beim späteren Verkauf. Es zeigen sich neben der allgemein zunehmenden Berücksichtigung von ESG-Aspekten aber auch Unterschiede in der konkreten Umsetzung, abhängig von der jeweiligen Ambition und den individuellen Stakeholdern.“
ESG entscheidend bei Beteiligungsprozess
Als zentrale Motive für die ESG-Integration nannten die Gesellschaften die eigene unternehmerische Verantwortung, Reputation/Image und Wertsteigerungspotenziale. Zudem wurden der Investoreneinfluss und die Regulierung als bedeutsam bewertet. Das Risikomanagement ist für die Mehrheit der Gesellschaften allerdings nicht mehr der primäre Antrieb. Die Gesellschaften haben erkannt, dass ESG-Faktoren sowohl langfristige Risiken mindern, als auch die Renditepotenziale der Portfolios steigern. Für die Mehrheit der Befragten hat ESG vor allem im Zusammenhang mit dem Fundraising und der Pflege der Investorenbeziehungen – und damit verbunden dem Zugang zum Kapitalmarkt – eine große Bedeutung. Nichtsdestotrotz spielen auch die Due Diligence und die Öffentlichkeitsarbeit für die Fonds eine wichtige Rolle. Für mehr als die Hälfte der Gesellschaften sind ESG-Aspekte während der Due Diligence sogar entscheidungsrelevant. Dies gilt insbesondere für Buyout-Gesellschaften (75%), während es bei Venture Capital-Gesellschaften bei knapp der Hälfte der Fall ist. Auch im weiteren Beteiligungsprozess achten die Gesellschaften auf ESG, die wichtigsten Wertsteigerungstreiber sehen sie bei der Dekarbonisierung des Geschäftsmodells, der Verbesserung des ESG-Profils für zusätzliche Rendite und höheren Bewertungen sowie mögliche Absatzsteigerungen, etwa durch nachhaltigere Produkte. In punkto Dealflow und Origination nehmen ESG-Aspekte hingegen eine untergeordnete Rolle ein. Zwei Drittel der befragten Gesellschaften sind Mitglied in einer ESG-Initiative oder haben sich zu konkreten ESG-Standards bekannt, wobei die Principles for Responsible Investment der United Nations (UN-PRI) (68%) und die Sustainable Development Goals (45%) am meisten genannt wurden.
Regulierung zu komplex
Als komplex und wenig zielführend wird von den Befragten jedoch die Regulierung gesehen, die sie gleichzeitig als wichtig und notwendig einschätzen. Die größte Herausforderungg sei die Umsetzung von ESG-Zielen und Maßnahmen sowie die fehlende Standardisierung der Berichterstattung. Ein vergleichbares Bild zeichnen die Befragten auch hinsichtlich der Umsetzung der SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation). Bei den Gesellschaften, die die Anforderungen der SFDR umgesetzt haben, haben die meisten ihre Fonds gemäß Artikel 8 strukturiert, nur ein kleinerer Teil gemäß Artikel 6 oder 9. Rund ein Drittel hat ihre Bestandsfonds nachträglich anhand der SFDR eingestuft, um sie den Anforderungen der Regulierung anzupassen. Für zukünftige Fonds legen die Gesellschaften einen noch stärkeren Fokus auf Artikel 8-Fonds. „Die Regulierung ist eine zentrale, treibende Kraft für das ESG-Engagement. Und es zeigt sich tendenziell, dass die befragten Gesellschaften dieser grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Allerdings sehen viele Gesellschaften Herausforderungen in Bezug auf die Komplexität und die Umsetzung“, so Hinrichs. Mit Blick auf die Relevanz der EU-Taxonomie zeigt sich ein heterogenes Bild. Rund 60% bewerten diese als wenig bedeutend für die Investitionsstrategie, die übrigen Gesellschaften sehen dagegen eine hohe oder sehr hohe Bedeutung. Und im Hinblick auf die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) besteht offenbar noch Nachholbedarf. „Nur 7% der Gesellschaften, für deren Portfoliounternehmen die CSRD relevant ist, halten diese für gut auf die Direktive vorbereitet. Nahezu jede zweite Gesellschaft sieht die Unternehmen dagegen noch nicht vorbereitet. Der diesbezügliche Aufwand ist dabei nicht zu unterschätzen“, fasst Marc Göbbels den Handlungsbedarf zusammen.