Bildnachweis: IZB.
Im Gründungsjahr 1995 startete Dr. Peter Hanns Zobel als Geschäftsführer des IZB Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie in Martinsried. In seine Ägide fallen sämtliche Erweiterungen des Gründerzentrums, zahlreiche Erfolgsgeschichten, der Bau des eigenen Kindergartens, des Hotels samt Faculty-Club im Obergeschoss sowie zahlreiche intensive Gespräche mit Unternehmern, Investoren und Ministerien. Nach 28 Jahren hörte er Ende März auf.
VC Magazin: Was sind die Hintergründe für Ihren Ausstieg nach 28 Jahren?
Zobel: Meine Familie hat mir 28 Jahre den Rücken freigehalten, sodass ich das IZB erbauen und betreiben konnte, damit es so wurde, wie die Biotechbranche und die Start-ups es kennen und wohl auch schätzen. Nun will ich meiner Familie ein wenig zurückgeben und Zeit mit den Eltern – mein Vater ist 91 Jahre und bei guter Gesundheit – und natürlich meiner Frau und meinen Kindern verbringen. Zudem möchte ich den Platz für einen jüngeren Nachfolger räumen, der das IZB – bald mit eigenem U-Bahn-Ausgang – mit Elan und neuen Ideen weiterentwickelt.
VC Magazin: Was waren Ihre persönlichen Highlights des letzten Vierteljahrhunderts im IZB?
Zobel: Die Werdegänge von Micromet, MorphoSys oder auch Rigontec und die Entrepreneure von vielen anderen Biotech-Start-ups haben mich beeindruckt und täglich motiviert, diesen Menschen und Unternehmen so gut ich konnte bei sämtlichen Fragen zu helfen. Die Eröffnung des Kindergartens „Bio Kids“, des Hotels „IZB Residence“ und des Faculty-Clubs „G2B“ waren echte Highlights für mich und das IZB.
VC Magazin: Welche Unternehmen haben Sie besonders beeindruckt?
Zobel: Hier könnte ich sehr viele nennen, aber Eisbach Biotech, CatalYm, Thermosome und die Tubulis haben besonders beeindruckende wirtschaftliche und natürlich medizinische Erfolge sowie ein großartiges Wachstum im IZB realisiert.
VC Magazin: Worüber haben Sie sich in den 28 Jahren am meisten geärgert?
Zobel: Geärgert hat mich, dass die Verlängerung der U6 so lange gedauert hat und dass wir leider die große Nachfrage nach Flächen im IZB in den letzten Jahren nicht mehr befriedigen konnten.
VC Magazin: Würden Sie im Rückblick etwas anders machen?
Zobel: Mit dem heutigen Wissen hätte ich mich getraut, größere Bauabschnitte zu realisieren und mehr Firmen anzusiedeln – aber ex post ist es immer leicht, Optimierungsmöglichkeiten zu nennen. In der jeweiligen Situation war die Vorsicht, in mehreren Abschnitten zu bauen, aber richtig, da wir deshalb nie Leerstände hatten und auch keine Betriebskostenzuschüsse gebraucht haben.
VC Magazin: Eine lustige Anekdote aus der Zeit?
Zobel: Nachtportier im Hotel zu sein oder am Empfang im IZB zu sitzen, weil Mitarbeiter
kurzfristig erkrankten, waren lustige Erfahrungen. Auch als ich versuchte, bei einem
spontanen Besuch ein weinendes Kindergartenkind als „erfahrener Vater“ zu beruhigen, es auf den Schoß genommen und ihm ein Buch vorgelesen habe und nach einigen Minuten
umringt von vielen Kindern und Kindergärtnerinnen war, war das ein lustiger Moment –
zumindest, als mir eine Kindergärtnerin das leider immer noch weinende Kind abgenomme und gesagt hat, dass das Kind gar kein Deutsch, sondern nur Chinesisch spricht.
VC Magazin: Könnte es sein, dass man Sie künftig in Aufsichtsgremien oder Beiräten antrifft?
Zobel: Ich will nichts ausschließen – zurzeit liegt mein Fokus aber auf der Übergabe an
meinen Nachfolger und, wie schon erwähnt, auf der Zeit mit der Familie. Es gibt ein paar
Anfragen – noch ist es aber zu früh, um darüber nachzudenken.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Zum Interviewpartner:
Dr. Peter Hanns Zobel leitete 28 Jahre das IZB Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie Martinsried und Weihenstephan. Zum 1. April 2024 übernimmt sein Nachfolger Christian Gnam den Posten.