Bildnachweis: AI.FUND, NRW.Bank.
Wenn es um künstliche Intelligenz (KI) geht, steht Europa oft im Schatten von Silicon
Valley und China. Diese Wahrnehmung täuscht jedoch über das immense Potenzial
hinweg, das im europäischen KI-Ökosystem steckt. Mit einer Fülle von Talenten, einer
aufkeimenden Startup-Szene und der einzigartigen Möglichkeit, die Zukunft der KI-
Regulierung zu gestalten, bietet Europa eine attraktive Investitionslandschaft für alle, die von der KI-Revolution profitieren wollen.
Bekannt ist, dass die USA und China in Bezug auf KI-Investitionen führend sind. Weniger bekannt ist, dass nach von der OECD erhobenen Zahlen fast die Hälfte aller KI-Expertinnen und Experten aus OECD-Ländern (ohne China) aus Europa stammen. Europa kann auf ein reiches Erbe an wissenschaftlicher Forschung und Innovation zurückblicken – KI bildet hier keine Ausnahme. Die Region beherbergt einige der weltweit führenden KI-Forschungsstätten, wie das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Deutschland, das Alan-Turing-Institut in Großbritannien, die ETH in Zürich und die Technische Universität München.
Eine aufstrebende KI-Startup-Szene
Europas KI-Talente beschränken sich nicht nur auf den akademischen Bereich, sondern treiben auch ein lebendiges Startup-Ökosystem an. Einem Bericht der Europäischen Kommission zufolge gibt es in Europa über 7.000 KI-Startups. Bekannte Beispiele sind das Heidelberger KI-Unternehmen Aleph Alpha sowie das französische Open-Source KI-Unternehmen Mistral, die beide mehrere hundert Millionen € an Investitionen eingesammelt haben. Trotz dieser Erfolgsgeschichten ist das KI-Startup-Ökosystem in Europa im Vergleich zu anderen Regionen nach wie vor deutlich unterfinanziert. Die Pro-Kopf-Investitionen in KI in Europa liegen um einen Faktor 10 unter denen in den USA.
Ein kollaboratives Ökosystem
Eine der Stärken Europas auf dem Gebiet der KI ist sein kollaboratives Ökosystem, das
die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Wissensaustausch fördert. Initiativen wie die Europäische KI-Allianz, die ELLIS-Gesellschaft und das CLAIRE-Netzwerk haben Forscher, politische Entscheidungsträger und Branchenführer aus dem ganzen Kontinent zusammengebracht, um die KI-Forschung und -Entwicklung voranzutreiben.
Die Zukunft der KI-Regulierung mitgestalten
Mit dem gerade erst beschlossenen KI-Gesetz, das darauf abzielt, den Einsatz von KI-
Technologien sicher und rechtskonform zu gestalten, Grundrechte zu schützen und Innovationen zu fördern, hat Europa sich an die Spitze der staatlichen Regulierer gesetzt. Dadurch hat es die Möglichkeit, sich bei der Gestaltung der künftigen KI-Regulierung als globaler Vorreiter zu positionieren. Während einige Bedenken geäußert haben, dass zu strenge Vorschriften die Innovation hemmen könnten, sehen andere eine Chance für Europa, ein regulatorisches Umfeld zu schaffen, das Vertrauen fördert und die Entwicklung modernster KI-Modelle begünstigt.
Das KI-Potenzial Europas nutzen
Ein wesentlicher Faktor, der Investitionen in KI attraktiv macht, ist das schnelle Wachstum der Branche: Das Allen Institute for AI erwartet, dass der KI-Markt bis 2030 voraussichtlich um 40 % pro Jahr wachsen wird. Einer der überzeugendsten Gründe, in europäische KI-Startups zu investieren, ist die aktuelle Bewertungslandschaft. Die Europäischen Investitionsbank schätzt, dass europäische KI-Startups im Vergleich zu ihren Pendants in den USA und China mit einem Abschlag von 30-70 % bewertet werden. Diese günstigen Bewertungen bieten eine attraktive Gelegenheit für KI-Investoren in Europa.
Europas KI ist vielfältig
Eine der Stärken des europäischen KI-Ökosystems ist seine Vielfalt, sowohl in Bezug auf die Branchen und Anwendungen, die erforscht werden, als auch auf die geografische Verteilung der Startups und Forschungszentren. Vom Gesundheitswesen über das Finanzwesen bis hin zur Fertigung und zum Transportwesen entwickeln europäische KI-Startups innovative Lösungen. Dabei haben sich neben den bekannten Technologiezentren wie London, Paris, Berlin und Hamburg auch andere Regionen zu Zentren der KI-Innovation entwickelt, wie beispielsweise die Niederlande im Bereich der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion. Diese Vielfalt schafft nicht nur Möglichkeiten, sondern reduziert auch das Risiko durch Diversifikation. Die Chance ergreifen Während die Welt sich das transformative Potenzial der künstlichen Intelligenz zu eigen macht, befindet sich Europa am Scheideweg und es liegt an uns, die Chancen der KI zu ergreifen. Mit einem Reichtum an Talenten, einem aufkeimenden Startup-Ökosystem und der einzigartigen Möglichkeit, die Zukunft der KI-Regulierung zu gestalten, bietet die Region ein überzeugendes Investitionsumfeld.
Über den Autor:
Dr. Hauke Hansen ist ein erfahrener internationaler Investor, Unternehmer und Technologieexperte mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz. Er ist Mitgründer vom AI.FUND, Gründer der Invest-Firma Lakeside Invest und war als Operating Partner für die Private-Equity-Firma Triton tätig. Als Mitglied des EU-Führungsteams von Amazon und Mitglied des Leitungsteams des Nasdaq-Unternehmens Cimpress / Vistaprint sowie in anderen Rollen hat er seit mehr als 20 Jahren Technologie aktiv mit gestaltet.