Bürgschaftsbank und MBG Baden-Württemberg: Stabile Jahresbilanz

Geopolitische Krisen wirken sich auf Bilanz aus

Dirk Buddensiek und Guy Selbherr (r.), Co-Geschäftsführer MBG Baden-Württemberg (c) MBG Baden-Württemberg
Dirk Buddensiek und Guy Selbherr (r.), Co-Geschäftsführer MBG Baden-Württemberg (c) MBG Baden-Württemberg

Bildnachweis: MBG Baden-Württemberg.

Rund 5,04 Mio. EUR Venture Capital hat die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg im letzten Jahr in Start-ups mit Sitz in Baden-Württemberg investiert. Damit hat sich das Wagniskapitalgeschäft positiv entwickelt, es wurden mit 15 Beteiligungen mehr Finanzierungen genehmigt als im Vorjahr (2022: 13 Beteiligungen mit 2,26 Mio. EUR). Die Anzahl der begleiteten Vorhaben im Mittelstandsgeschäft war hingegen angesichts des schwierigen geopolitischen Umfelds rückläufig und hat sich von 109 (2022) auf 98 reduziert, das Volumen ging durch kleinere Finanzierungen deutlich stärker zurück von 46,8 Mio. EUR auf 24,4 Mio. EUR. 

Im Rahmen der Bilanzpressekonferenz der MBG Baden-Württemberg hat Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, deutlich gemacht, dass das Bundesland unter den geopolitischen Auswirkungen sowie der Inflation und den Zinsentwicklungen leidet. „Die Krisen sind in einem exportstarken Bundesland wie Baden-Württemberg besonders zu spüren. Auch Berichte über Stellenstreichungen unterstreichen den Krisenmodus“, so der Staatssekretär. Er betont weiter, dass es passgenaue und flexible finanzielle Unterstützung für den Mittelstand braucht und die MBG hier als Partner weiter stark an der Seite der Unternehmer stünde. Ein Blick auf die Zahlen macht deutlich, dass die Entwicklung in den Programmen stark unterschiedlich verlief. Die neu genehmigten Beteiligungen haben sich im Programm  Existenzgründung und -festigung mit 3,66 Mio. EUR für 11 Gründungen (Vj. 13,43 Mio. EUR für 32 Gründungen) sowie für vier Unternehmensnachfolgen mit 1,03 Mio. EUR (Vj. 6,25 Mio. EUR für 15 Nachfolgen) gegenüber dem Vorjahr deutlich reduziert. Deutlich positiver entwickelte sich das Programm Mikromezzanin, auf das 48 Zusagen (Vj. 13) im Volumen von 2,73 Mio. EUR (i.V. 0,56 Mio. EUR) entfielen. „Die Zahlen der MBG liegen zwar unter dem Vorjahr. Angesichts der wirtschaftlich angespannten und unsicheren Lage und einem allgemeinen Investitionsrückgang am Markt zeigt sich unsere Beteiligungsfinanzierung dennoch robust. So konnten wir auch im vergangenen Jahr viele Unternehmen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen unterstützen“, sagt Bürgschaftsbank-Vorstand und MBG-Geschäftsführer Dirk Buddensiek.

Start-up BW Innovation Fonds

Der Start-up BW Innovation Fonds richtet sich wie sein Vorgänger, der VC Fonds BW, vor allem an baden-württembergische Start-ups aus den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie, digitale Transformation, industrielle Innovation sowie Gesundheitswesen/Medizintechnik. Das Investment ist kein Fördergeld, sondern orientiert sich an den Marktchancen der Unternehmen und ist rein erfolgsorientiert. Die MBG Baden-Württemberg hat den Start-up BW Innovation Fonds gemeinsam mit weiteren institutionellen Investoren – insbesondere Banken, Versicherungen und Stiftungen – gegründet. Als Fondsmanager wird sie in den kommenden Jahren knapp 45 Mio. EUR in technologie-orientierte Start-ups aus Baden-Württemberg investieren. Insgesamt wurden bereits fünf Investments mit dem Fonds getätigt.

Neu: Start-up BW Seed Fonds

Neu ist zudem der Start-up BW Seed Fonds, der die bisherigen Venture Capital-Angeboten des Landes um die Finanzierung von frühphasigen Start-ups ergänzen soll. Das Fondsvolumen liegt bei 12,5 Mio. EUR. Zielgruppe des Fonds, dessen Investor das Land Baden-Württemberg ist, sind Technologie-Start-ups aller Cluster-Branchen aus Baden-Württemberg in frühen Unternehmensphasen, die bislang nur einen eingeschränkten Zugang zu Venture Capital haben. Ein erster Prototyp oder die frühe Phase eines Proof of Concept sind Voraussetzung für dieses Programm.

Ausblick

2024 gibt es bei Bürgschaftsbank und MBG verschiedene Neuerungen, aus denen sich neue Impulse ergeben können. Ein Beispiel: Die InvestEU-Programme des EIF. Durch die Vereinbarung der Bürgschaftsbank mit dem EIF werden beihilfefreie Bürgschaften bis zu 2 Mio. EUR möglich, um Unternehmensprojekte in den Themenfeldern Innovation und Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie Kultur- und Kreativwirtschaft zu fördern. Außerdem kann durch die Anbindung an die Omnikanal-Plattform der Geno-Banken sowie an das Pendant der Sparkassenorganisation mit einer weiteren Belebung des Geschäfts gerechnet werden. Die entwickelte Schnittstelle ermöglicht auch die zeitnahe Anbindung weiterer Bankengruppen. Die MBG setzt zudem auf das Programm InnoGrowth BW. Damit sollen insbesondere junge innovative, aber auch kleine und mittlere Unternehmen, die bisher keinen Zugang zu kapitalmarktorientierten Fondsfinanzierungen haben, eigenkapitalähnliche Finanzierungen erhalten. Dabei werden skalierbare und wachstumsorientierte Geschäftsmodelle mit besonderem Fokus auf Innovationen adressiert.

Bürgschaftsbank entwickelt sich stabil

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen hat sich die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg stabil entwickelt. Das neu genehmigte Bürgschafts- und Garantievolumen belief sich auf 363,3 Mio. EUR (Vj. 410,5 Mio. EUR) und lag trotz des Rückgangs um 11,5 Prozent deutlich über dem Vorkrisen-Niveau. Das für die Unternehmen genehmigte Kredit- und Beteiligungsvolumen sank ebenfalls von 666,3 Mio. EUR auf 588,3 Mio. EUR (-11,7 Prozent). Die Anzahl lag mit 1.872 um 3,6 Prozent jedoch nur leicht unter dem Vorjahreswert (Vj. 1.941). Der Gesamtbestand an Bürgschaften und Garantien erhöhte sich um 1,3 Prozent auf einen Rekordwert von 1,95 Mrd. EUR. Dies unterstreicht die Bedeutung der Förderinstrumente in Zeiten der Transformation. „Ein wichtiger Hebel, um Finanzierungen in diesem schwierigen Umfeld zu ermöglichen, ist die Erhöhung der Obergrenze bei Bürgschaften auf bis zu 2 Mio. EUR und bei Beteiligungskapital auf bis zu 1,5 Mio. EUR. Dadurch wurden die Fördermöglichkeiten über die Bürgschaftsbanken und die Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften Anfang 2023 deutlich gestärkt, um kleine und mittlere Betriebe bei notwendigen Zukunftsaufgaben zu unterstützen und der wachsenden Zurückhaltung bei der Kreditvergabe entgegenzuwirken“, betont Bürgschaftsbank-Vorstand und MBG-Geschäftsführer Guy Selbherr. Mit 64 % machten Gründungen und Nachfolgen einen gewichtigen Anteil am Gesamtgeschäft aus. Hier ergab sich allerdings eine unterschiedliche Entwicklung: 2023 wurden mit 663 Neugründungen und einem Bürgschafts- und Garantievolumen von 68,6 Mio. EUR weniger genehmigt (Vj. 766; 86,3 Mio. EUR). Bei den Nachfolgen war die Entwicklung mit 667 Genehmigungen mit einem Bürgschafts- und Garantievolumen von 163,0 Mio. EUR (Vj. 682; 167,2 Mio. EUR) hingegen stabil.

Startfinanzierung80

Gemeinsam mit der LBank bietet die Bürgschaftsbank Gründern das Programm Startfinanzierung80 an, das zu den wichtigsten Prorammen zählt und im letzten Jahr von 916 Gründern genutzt wurde. Sie erhielten insgesamt ein Kreditvolumen von rund 80 Mio. EUR – ein Anstieg um 7,4% im Vergleich zu 2022. Im Zuge der anziehenden Inflation und vor dem Hintergrund der generellen Zunahme durchschnittlicher Finanzierungsvolumina in den vergangenen Jahren wurde im März 2023 die L-Bank-Darlehensobergrenze auf 150 TEUR und die Vorhabensobergrenze auf 250 TEUR angehoben (bei Teamgründungen bis zu 600 bzw. 1.000 TEUR). Dementsprechend stieg auch die maximale Bürgschaftshöhe pro Gründer an.