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Nico Rosberg startete als Business Angel in die Venture Capital-Welt und geht nun mit seinem eigenen Dachfonds den nächsten Schritt. Der ehemalige Formel-1-Weltmeister investiert mit Rosberg Ventures in bekannte US-amerikanische und europäische Venture Capital-Fonds. Die Namen nennt er nicht – berichtet wurde aber bereits über Venture Capital-Gesellschaften wie Andreessen Horowitz, Accel, Kleiner Perkins oder Khosla Ventures, die er aus seiner Business Angels-Zeit kennt.
VC Magazin: Was hat Sie nach Ihrer Rennfahrerkarriere dazu bewogen, in Start-ups zu investieren?
Rosberg: Mich begeistern die Top-Gründer, weil sie eine Gewinnermentalität und einen Kampfgeist in sich tragen, die einem Weltklassesportler sehr nahekommen. Hinzu kommt der potenzielle Beitrag, den sie mit ihren Innovationen leisten. Es fasziniert mich, wie sie an ihre Idee glauben, ein Team zusammenstellen, Kapital raisen und damit ihr Unternehmen skalieren. Natürlich spielt auch die mögliche Rendite eine Rolle für mich. Letztlich sind es diese drei Säulen, die ich extrem spannend finde und die mich dazu gebracht haben, direkt nach dem Sport als Business Angel zu starten.
VC Magazin: Investieren Sie gelegentlich gemeinsam mit anderen Sportlern?
Rosberg: Der größte Austausch findet mit Mario Götze statt. Wir haben viele Parallelen,
sind auch in einigen Start-ups gemeinsam investiert und schicken uns immer wieder interessante Investmentmöglichkeiten zu. Er ist ein genauso begeisterter Business Angel wie ich, extrem clever und tätigt sehr gute Investments. Wir werden in Zukunft mit Sicherheit noch mehr zusammenarbeiten, denn er ist von der Anlageklasse genauso überzeugt wie ich.
VC Magazin: Als Business Angel haben Sie sich stark auf Impact Investing fokussiert, vor sechs Jahren auch das Greentech Festival erstmals veranstaltet. Wie hat sich das Thema Impact in dieser Zeit verändert und wo sehen Sie es in den nächsten Jahren?
Rosberg: Unser Greentech Festival fand im Mai wieder in Berlin mit großer Resonanz
statt. Dort haben wir Start-ups in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit gegeben, ihre Ideen in einem eigenen Ausstellungsbereich zu präsentieren. Dabei war zu sehen: Im Bereich Nachhaltigkeit werden die Geschäftsmodelle immer spannender. Sie sind nicht nur gut für unseren Planeten, sondern auch immer wieder extrem attraktive Business Cases. Auch deshalb ist das Thema nach wie vor ein wichtiger Pfeiler in meinem Leben. Als Unternehmer möchte ich unbedingt einen großen positiven Beitrag leisten. Das ist mir wichtig und soll idealerweise auch meine Kinder inspirieren. Wir sehen in Deutschland im Bereich Nachhaltigkeit sehr erfolgreiche Start-ups wie 1Komma5°, die unglaublich schnell skalieren. Ich bin als Mobilitätsinvestor gestartet; ein Sektor, der auch positiven Impact haben kann. Mittlerweile findet sich Impact in vielen Bereichen und Technologietrends. Ein positiver Nebeneffekt: Man tut nicht nur Gutes, sondern hat perspektivisch auch eine sehr spannende Rendite. Das macht solche Start-ups doppelt interessant.
VC Magazin: Mit Rosberg Ventures haben Sie einen neuen Dachfonds aufgesetzt, der aber nicht nur auf Impact Investments abzielt. Wie ist der Fonds ausgerichtet?
Rosberg: Für eine Vermögensanlage, wie wir sie mit Rosberg Ventures verfolgen, ist eine größere Diversifizierung wichtig. Dennoch ist Impact im Venture Capital-Segment ein wesentlicher Bestandteil. Viele Ideen leisten einen positiven gesellschaftlichen Beitrag – das lässt sich nur nicht immer direkt als Impact bezeichnen. Daher setzen wir mehr auf den generalistischen Approach, um die größten Trends unserer Zeit zu capturen. Wir sind grundsätzlich softwarelastig, weil das die margenstärksten Geschäftsmodelle sind, und zudem bei den großen Tech-Themen unserer Zeit wie AI, Climatetech, Biotech, Blockchain,
Enterprise oder Consumer dabei.
VC Magazin: Was ist das Alleinstellungsmerkmal Ihres Dachfonds?
Rosberg: Wir sichern deutschen Unternehmerfamilien den Zugang zu den weltbesten
Wagniskapitalfonds, und zwar nicht nur für die direkte Rendite: Wir ermöglichen darüber
hinaus einen Austausch mit den führenden Start-ups. Das ist von großem Interesse für die
meisten einflussreichen deutschen Familienunternehmer. Sie haben ein großes Bedürfnis,
vor allem bei ihrem Weg zur digitalen und nachhaltigen Transformation, mit den vielversprechendsten Start-ups überhaupt zusammenzuarbeiten. Daher ist unser Fonds ein
Win-win-Investment: weil er den Unternehmern einen Zugang zu Innovationen eröffnet
und den Start-ups Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen bietet.
VC Magazin: Woher stammte Ihre Idee für den Dachfonds?
Rosberg: Die erfolgreichsten Wagniskapitalfonds der Welt sind so gefragt, dass es für neue Investoren extrem schwierig bis unmöglich ist, dort hineinzukommen. Wir haben mit Rosberg Ventures die Chance, deutschen und europäischen Unternehmerfamilien diese sonst verschlossene Tür zu öffnen. Das finde ich extrem reizvoll. Ich sehe eine große Chance im direkten Zugang zu den besten Fonds und damit zu den besten Start-ups der Welt – nicht nur, aber auch aus Renditeperspektive. Ich selbst bin mit eigenem Kapital im Fonds investiert. Wir sind nicht die Ersten, die diesen Ansatz versuchen, aber wir bringen einige Stärken und Vorteile mit. Seit wir mit unserem Fonds an die Öffentlichkeit gegangen sind, haben uns beeindruckend viele hochinteressante Personen kontaktiert, die investieren möchten. Es ist eine spannende Zeit!
VC Magazin: Wie sehen die nächsten Schritte aus?
Rosberg: Wir haben im ersten Quartal dieses Jahres das First Closing mit 30 Mio. EUR verkündet und sind auf bestem Weg in Richtung Second Closing. Bis Jahresende möchten wir 75 Mio. EUR Volumen erreichen. Wenn man das Kapital aus einem weiteren Dachfonds hinzurechnet, den wir im vergangenen Jahr als Startschuss aufgelegt haben, lägen wir dann bei einem verwalteten Vermögen von 100 Mio. EUR. Parallel investieren wir das Geld über die nächsten zwei Jahre in die Zielfonds.
VC Magazin: Wie gewichten Sie die regionale Verteilung der Fonds, in die Sie investieren?
Rosberg: Ein Blick auf die weltbesten Venture Capital-Fonds zeigt, dass der größte Anteil in Amerika zu finden ist; dort ist der Venture Capital-Markt am größten. Daher setzen wir entsprechend schwerpunktmäßig auf die USA, gefolgt von Europa und dann dem Rest der Welt. Bei der Fondsauswahl handelt es sich bei vielen Zielfonds um die führenden Venture Capital-Fonds, mit denen ich bei meinen Direktinvestments als Business Angels Seite an Seite investiere und daher einen guten Zugang habe.
VC Magazin: Welche Vergleiche und Unterschiede sehen Sie zwischen deutschen, europäischen und US-amerikanischen Start-ups?
Rosberg: Talente gibt es überall, ob sie nun in Europa oder den USA sitzen. Ich arbeite eng mit der Technischen Universität München und UnternehmerTUM zusammen und erlebe eine enorme Menge an Talent und Ideen – da muss Deutschland sich nicht verstecken. Sobald es aber um Gründungen geht, ist Europa konservativer. Ein guter Vergleich sind die Universitäten: In den USA werden Gründerideen an den Universitäten mit Auszeiten und einem wertschätzenden Umgang gefördert. Außerdem ist aus regulatorischer Sicht in den USA vieles wesentlich einfacher. Hierzulande herrscht eine hohe bürokratische Komplexität, angefangen bei der Gründung bis hin zur Talentakquise. Und nicht zuletzt steht den Start-ups in den USA wesentlich mehr Kapital zur Verfügung – das schafft eine völlig andere Skalierung. Hier hinkt Europa leider hinterher. Die Pensionsfonds zum Beispiel können in Amerika eine viel höhere Allokation in Venture Capital tätigen. Wir lassen an dieser Stelle in Deutschland viel Potenzial auf der Strecke liegen.
VC Magazin: Würden Sie daher sagen, die USA wären aus Ihrer Sicht der perfekte Gründerstandort?
Rosberg: So hart würde ich es nicht sehen, die besten Gründer haben auch in Europa tolle Erfolgsaussichten. Letztlich spielen der Gründer selbst, das Team und die Idee eine entscheidende Rolle – und weniger der Standort.
VC Magazin: Was muss ein Gründer mitbringen, damit sein Start-up für Sie als Investment
interessant wird?
Rosberg: Für mich ist zunächst mein Bauchgefühl für den Gründer entscheidend, denn ein Top-Gründer, der mit einer katastrophalen Idee startet, hat die nötige Flexibilität, daraus noch etwas Hervorragendes zu machen. Es braucht dafür auch eine gewisse Portion Selbstüberzeugung und natürlich Intelligenz. Die besten Gründer sind unglaublich clevere Menschen. Sie schalten fast so schnell wie ein Formel-1-Fahrer. Wenn man bei ihnen einen Satz sagt, der nicht absolut relevant für sie ist, sind sie mit ihren Gedanken schon wieder einen Schritt weiter. Sie haben in der Regel auch einen besonderen Blickwinkel für das Problem, das sie mit ihrer Idee lösen möchten. Mir ist bei einem Gründer außerdem sein Kampfgeist sehr wichtig; der Wille, Widerstände zu überwinden und aus einer Vision Wirklichkeit zu machen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Nico Rosberg ist Investor in etwa 35 Start-ups und Tech-Firmen, Mitgründer des Greentech Festivals, des größten Nachhaltigkeitsfestivals Europas, und Formel-1-Weltmeister 2016. Mit Rosberg Ventures hat er einen eigenen Venture Capital-Dachfonds aufgelegt, der europäischen Unternehmerfamilien Zugang zu den weltbesten Wagniskapitalfonds verschafft.