Bildnachweis: Kleines Kraftwerk.
Die Solarenergie hat sich in Deutschland in jüngster Zeit rasant entwickelt, was zum Teil auf verbesserte gesetzliche Rahmenbedingungen und staatliche Anreize zurückzuführen ist. Insbesondere das kürzlich verabschiedete Solarpaket hat zu einem deutlichen Anstieg der Installation von Solaranlagen auf privaten Balkonen geführt, ein Bereich, der in der Vergangenheit oft vernachlässigt wurde.
Diese Entwicklung bringt viele Vorteile mit sich, nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Verbraucher, die nun leichter zu Stromproduzenten werden können. Dabei haben die jüngsten politischen Maßnahmen den Markt definitiv belebt, meint auch Sebastian Hirt, Co-Founder von Kleines Kraftwerk, und erklärt, wie sein Unternehmen diese Chance genutzt hat, um innovative Lösungen für den städtischen Lebensraum zu entwickeln.
VC Magazin: Der Markt für Balkonkraftwerke boomt. Auch politisch hat das Solarpaket 1 nochmal für frischen Wind gesorgt. Wieso haben Sie sich entschieden, in diesem Bereich ein Unternehmen zu gründen?
Hirt: Unser ursprüngliches Ziel war es, den Anwendungsbereich der Solarenergie verbraucherfreundlicher und für alle zugänglich zu machen. Es gab vor zwei Jahren auf dem Markt keine statisch geprüften Halterungen für Balkonkraftwerke, die teils mehrere Stockwerke hoch in der Luft hängen. Wir wollten, dass jeder, der irgendwo Sonne hat, diese für sich effizient und vor allem sicher nutzen kann. Egal ob auf dem Balkon, der Garage oder auf dem Dach. Das Solarpaket hat uns hier natürlich zusätzlich sehr gute Karten zugespielt.
VC Magazin: Kleines Kraftwerk gehört heute zu den größeren Anbietern auf dem Markt. Wie haben Sie es geschafft, das Unternehmen so schnell erfolgreich zu skalieren?
Hirt: Wir haben Kleines Kraftwerk vor weniger als 2 Jahren ohne Fremdkapital gegründet und anfangs die Geräte aus meiner Garage verkauft, das war sehr abenteuerlich. Wir wussten aber damals schon, dass wir mit Sicherheit und Qualität überzeugen und schnell skalieren werden. Das haben wir auch geschafft. Währenddessen haben wir uns lange damit auseinandergesetzt, wie man die Installation der Kraftwerke leicht und verständlich für den Verbraucher gestalten könnte. Dazu gehört heute eine sehr gut verständliche Anleitung, aber auch ein Top Kundenservice.
VC Magazin: Wie sehen Sie den Markt aktuell? Gibt es weitere Potenziale, die gehoben werden können?
Hirt: Mit starken Partnern wie Anker Solix und einer klaren Vision für eine zugängliche grüne Energieversorgung streben wir in den kommenden Jahren ganz klar die Marktführerschaft an, um die erneuerbaren Energien auch für kleinere Haushalte möglich zu machen. Potenziale gibt es hier sehr viel: der Markt ist unglaublich groß und noch sehr wenig abgedeckt. Wir glauben, dass Balkonkraftwerke in den nächsten 5 Jahren zum unverzichtbaren Bestandteil in jedem Haushalt werden – wir wollen dafür der führende Anbieter sein.
VC Magazin: Stand heute ist Kleines Kraftwerk nicht fremdfinanziert. Erklären Sie uns die Gründe und gibt es dadurch Herausforderungen? Ist langfristig eine Öffnung für Investoren interessant für Sie?
Hirt: Durch die Gründung mehrerer erfolgreicher Unternehmen konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, die ich gerne in neue Projekte einbringe – Markus wirft sich gerne ins tägliche Geschäft und optimiert Prozesse, wo es nur geht. Somit konnten wir besonders in der Startup-Phase des Unternehmens gemeinsam unsere Stärken ausleben und schnell skalieren. Herausforderungen gab es manchmal dadurch, dass wir immer schneller gewachsen sind, als wir selber erwartet hatten, dennoch verbuchen wir das meistens als positiven Nebeneffekt, dadurch dass unser Produkt bei unserer Zielgruppe so gut ankommt.
Momentan haben wir die Hände voll zu tun – langfristig sind Investoren für uns ganz klar ein Thema, für das wir offen sind. Wir schätzen Balkonkraftwerke als sehr zukunftsfähige Technologie ein und sind gespannt darauf, wer diese Meinung mit uns teilt.
VC Magazin: Wie schätzen Sie die aktuelle Investitionsfreudigkeit am Markt in Green-Energy-Unternehmen ein?
Hirt: Wir empfinden, dass seit der im April veröffentlichten Studie des PIK zu den Folgeschäden des Klimawandels an der Weltwirtschaft wieder mehr Investitionsvolumen in der CleanTech-Branche aufkommt. Green-Energy-Unternehmen sind nämlich längst notwendig für globale Wirtschaften, um überlebensfähig zu bleiben. Außerdem empfinden wir die Solarbranche als “Sonderfall”, da wir in Deutschland wahnsinnige Boni bekommen, siehe Solarpaket und Begünstigung im Mietrecht und Wohnungseigentumsrecht. Daher ist hier die Investitionsbereitschaft immer etwas höher.
Wir sehen außerdem großes Potenzial im Bereich der Energiespeicher. Wir entwickeln gemeinsam mit unserem strategischen Partner Anker Speicherlösungen, die besser auf die Anforderungen am Solarmarkt zugeschnitten sind. Langfristig ist es für uns wichtig, das Angebot rund um erneuerbare Energie holistisch zu betrachten und den Menschen Lösungen zu bieten, die in sich schlüssig sind und Sinn machen. Daher ist es für uns denkbar, nicht nur ein Solarunternehmen zu bleiben, sondern auch unseren Anwendungsbereich auszudehnen. Für die Zukunft ist jedenfalls vieles geplant.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Über den Interviewpartner:
Sebastian Hirt ist Co-Founder von Kleines Kraftwerk.