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Als Zentrum für Unternehmertum und Innovation in der Region Heilbronn-Franken unterstützt Campus Founders Gründer und Innovatoren mit Bildungsangeboten rund um Unternehmertum sowie einem internationalen Netzwerk.
VC Magazin: Sie haben selbst mehrere Unternehmen gegründet, haben mit 14 Jahren Tätigkeit in den USA auch internationale Erfahrung. Was spricht für den Start-up-Standort Heilbronn?
Hanisch: Heilbronn-Franken ist eine der dynamischsten Wirtschaftsregionen in Deutschland, mit global agierenden Unternehmen und Weltmarktführern sowie führenden Universitäten und Forschungseinrichtungen. Hier gibt es eine Vision, hier wird schnell entschieden und entschlossen gehandelt – und das aus einer Position der Stärke heraus. Das ist die Parallele zum Silicon Valley. Für Start-ups kommen hier die drei wichtigsten Erfolgsfaktoren zusammen: Sie finden Talente an den Hochschulen, sie erhalten Finanzierung durch ein weitreichendes Netzwerk an Investoren und sie finden erste Kunden in den zahlreichen Unternehmen der Region.
VC Magazin: Wofür stehen die Campus Founders am Standort Heilbronn?
Hanisch: Die Campus Founders sind der zentrale Start-up- und Co-Innovation-Hub. Unsere Start-up-Programme sind auf alle Phasen der unternehmerischen Reise zugeschnitten: Sie reichen von der initialen Ideenfindung bis zur nachhaltigen Skalierung des Geschäftsmodells. Im Bereich Co-Innovation sind wir das Bindeglied zwischen Start-ups und dem Rest des Ökosystems, ganz speziell den etablierten Unternehmen: Start-ups brauchen frühes Feedback und bezahlte Pilotprojekte, um schnell vorwärtszukommen und die richtige Richtung einzuschlagen. Wir denken ganzheitlich und bringen Studierende, Gründer, Investoren und Unternehmen zusammen. Das schaffen wir durch eine lebendige Community mit über 1.000 Mitgliedern, die sich regelmäßig in verschiedenen Workshop- und Networkingformaten trifft, sowie durch unser internationales Start-up-Festival Heilbronn Slush’D im Oktober.
VC Magazin: Was gehört für Sie zu einer gesunden Gründerkultur?
Hanisch: Das ist eine große Frage mit vielen unterschiedlichen Aspekten. Um kurz zu antworten: Es braucht ein innovationsfreundliches Ökosystem, das an Kollaboration glaubt, und agile Strukturen, die darauf ausgelegt sind, zu testen, zu vernetzen und zu finanzieren. Mut und das richtige Mindset aller Akteure, nicht nur das der Gründenden, sind zwingend notwendig. Aber auch bürokratische Erleichterungen und kulturelle Aspekte wie unternehmerische Wertschätzung und Diversität spielen eine entscheidende Rolle. Die Philosophie des „Paying Forward“ und „Giving Back“ muss aktiv gelebt werden – denn erfahrene Gründende, Investoren und auch Executives, die verstehen, wie man mit Start-ups kooperiert, sind speziell für Firsttime-Founders wahnsinnig wertvoll und beschleunigen nicht nur die Lernkurve, sondern machen oft den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg junger Teams.
VC Magazin: In welchen Technologien sehen Sie derzeit besonders große Potenziale?
Hanisch: In unserem Ökosystem ist allem voran die Künstliche Intelligenz das zentrale Thema. Mit dem Innovation Park Artificial Intelligence (IPAI) wird ein europaweit einmaliger, 23 Hektar großer Campus entstehen, der die Anwendung Künstlicher Intelligenz in Baden-Württemberg, Deutschland und Europa beschleunigen wird. Darüber hinaus sehen wir auch vielversprechende Start-ups im Bereich Quantum Computing, Cyber Security und New Space. Vor Kurzem fand der erste rein privat finanzierte Raketenstart aus Deutschland durch das Start-up HyImpulse aus unserer Region statt. All diese Felder sind sehr forschungsintensiv – und hier haben wir als Standort Deutschland ein enormes Potenzial, führend zu sein, da wir weiterhin Spitzenforschung und geniale Wissenschaftler an unseren Hochschulen und Universitäten haben. Hier wollen wir als Campus Founders einen wichtigen Beitrag zur Anwendung und Kommerzialisierung dieser Forschung leisten.
VC Magazin: Sie veranstalten im Herbst zum wiederholten Mal die Konferenz „Heilbronn Slush’D“. Worauf dürfen sich die Teilnehmer in diesem Jahr freuen?
Hanisch: Nicht nur für unsere Community, sondern für Teilnehmer von nah und fern ist das der Höhepunkt des Jahres. Die Heilbronn Slush’D ist eine kuratierte Plattform und bietet verschiedene Möglichkeiten, um bestehende Beziehungen zu pflegen und viele neue Kontakte zu einer Auswahl an Start-ups, Investoren und Unternehmen aus Deutschland und anderen Ländern zu knüpfen. Die Teilnehmerzahl ist auf 1.000 streng limitiert, und wir waren bisher immer ausverkauft. Neben dem Hauptevent gibt es verschiedene Side-Events. Am Abend vorher findet etwa ein Dinner speziell für Investoren, Family Offices und einige der mittelständischen Unternehmen statt. Es lohnt sich also auf jeden Fall, möglichst schnell eine Einladung anzufragen und im Oktober nach Heilbronn zu kommen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Oliver Hanisch ist Unternehmer, Business Angel und seit 2019 CEO der Campus Founders. Er gilt als Experte rund um Start-ups und Start-up-Ökosysteme. In seinen 14 Jahren im Silicon Valley war er unter anderem Mitgründer des German Accelerator.