Bildnachweis: IZB.
Das Innovations- und Gründerzentrum für Biotechnologie (IZB) in Martinsried bei München blickt auf ein sehr ereignisreiches erstes Halbjahr 2024 zurück. „Ich freue mich, dass sich unsere Start-ups wichtige Finanzierungen sichern konnten. Über 530 Mio. EUR und damit mehr als 90 % der Investitionen in deutsche Biotechnologie gingen an IZB-Mieter. Das große Interesse renommierter Life-Science-Investoren an den Unternehmen im IZB spricht für die hohe Qualität der Forschung und Entwicklung an unserem Campus. Immer mehr unserer Start-ups erreichen zudem die klinische Phase und können dort erste Erfolge verzeichnen“, sagt Christian Gnam, Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie.
Serie-B2-Finanzierung für Tubulis
Im März sicherte sich Tubulis eine Serie-B2-Finanzierung in Höhe von 128 Mio. EUR, mit der die klinische Entwicklung der firmeneigenen ADC-Pipeline, die auf solide Tumore ausgerichtet ist, beschleunigt werden soll. Die Finanzierungsrunde wurde von EQT Life Sciences und Nextech Invest angeführt. Außerdem beteiligten sich die neuen US-Fonds Frazier Life Sciences und Deep Track Capital sowie alle bestehenden Investoren an der Runde.
4,5 Mio. USD für Eisbach
Ebenfalls im März erhielt Eisbach Bio 4,5 Mio. USD vom amerikanischen Cancer Focus Fund zur Durchführung einer Phase-1/2-Studie mit dem führenden Medikamentenkandidaten EIS-12656. Der Cancer Focus Fund stellt als spezieller Investmentfonds finanzielle Mittel und klinisches Fachwissen zur Förderung vielversprechender Krebstherapien zur Verfügung. Eisbachs klinische Studie an Patienten mit refraktären fortgeschrittenen soliden Tumoren soll am MD Anderson Cancer Center in Texas durchgeführt werden.
Insempra erhält 20 Mio. USD
Insempra verkündete im Mai den erfolgreichen Abschluss einer 20 Mio. USD Finanzierung für die Entwicklung von natürlichen Inhaltsstoffen der nächsten Generation. Die bestehenden Investoren EQT Ventures, BlueYard Capital, Possible Ventures, Taavet Sten und Acequia Capital sowie zahlreiche neue Investoren beteiligten sich an der Runde. Mit den Finanzmitteln soll Insempras marktorientierter Ansatz zur Entwicklung hochwertiger, natürlicher und intrinsisch nachhaltiger Inhaltsstoffe für die Kosmetik- und Lebensmittelindustrie beschleunigt werden.
Bisher größte Runde für Biotech ging an ITM
ITM Isotope Technologies, IZB-Mieter am Standort Freising-Weihenstephan, gab im Juni mit 188 Mio. EUR die bisher größte Finanzierungsrunde in der deutschen Biotech-Branche in diesem Jahr bekannt. Leadinvestor ist Temasek, zudem haben sich BlackRock, Qatar Investment Authority (QIA), ATHOS und Carbyne an der Finanzierung beteiligt. ITM will das Kapital zur Weiterentwicklung seiner Medikamenten-Pipeline nutzen und die Markteinführung seines Therapeutikums ITM-11 zur Behandlung von Tumoren im Verdauungstrakt vorbereiten.
Große Serie A-Finanzierung für SciRhom
Zu Beginn des zweiten Halbjahres sicherte sich SciRhom eine 63 Mio. Euro Serie A-Finanzierung, die von Andera Partners, Kurma Partners, Hadean Ventures, MIG Capital und Wellington Partners angeführt wurde, mit Beteiligung des neuen Investors Bayern Kapital und bestehenden Investoren wie dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) und PhiFund Ventures. SciRhom wird die Mittel nutzen, um den klinischen Wirksamkeitsnachweis für sein führendes Entwicklungsprogramm zu erbringen. Die erste klinische Studie mit SR-878, einem hochspezifischen monoklonalen Antikörper gegen das Zielmolekül iRhom2, soll in der zweiten Jahreshälfte 2024 beginnen.
150 Mio. USD für CatalYm
Ebenfalls im Juli schloss das Immunonkologie-Unternehmen CatalYm eine Serie D-Finanzierungsrunde in Höhe von 150 Mio. USD ab, die ein breit angelegtes Phase-2b-Entwicklungsprogramm für Visugromab unterstützen soll. Die Runde wurde von den neuen Investoren Canaan Partners und Bioqube Ventures angeführt und von Forbion’s Growth Opportunities Fund („Forbion Growth“), Omega Funds und Gilde Healthcare begleitet. Die bestehenden Investoren Jeito Capital, Brandon Capital Partners, Novartis Venture Fund und Vesalius Biocapital III beteiligten sich ebenfalls an der Finanzierung.
Exit bei MorphoSys
Neben zahlreichen Finanzierungen wurde im ersten Halbjahr auch ein prominenter IZB-Alumnus gekauft. Die MorphoSys AG schloss im Februar eine Vereinbarung zur Übernahme durch den Pharmakonzern Novartis für insgesamt 2,7 Mrd. Euro. Durch die Übernahme, die im Mai erfolgreich abgeschlossen wurde, stärkt Novartis stärkt seine Onkologie-Pipeline.
Life Science Pitch Day mit mehr als 40 Investoren
Um neue Biotech-Start-ups mit Life Science-Investoren zu vernetzten, fand Mitte Juli erneut der erfolgreiche Life Science Pitch Day in Zusammenarbeit mit dem High-Tech Gründerfonds (HTGF), Bayer, Boehringer Ingelheim und MEDICE im IZB statt. Dabei präsentierten zehn Start-ups ihre neuartigen Ansätze zur Lösung drängender medizinischer Probleme – von bakteriellen Infektionen bis hin zu Hirntumoren – vor über 40 Investoren. Im Anschluss hielt Dr. Daniel Vitt, CEO des IZB-Alumnus Immunic Therapeutics, eine Keynote-Speech über den Weg eines Biotech-Unternehmens zum erfolgreichen IPO. Zudem gab es reichlich Gelegenheit für die Start-ups, beim Networking Kontakte in die Venture Capital-Szene zu knüpfen.
Frischer Wind auf dem Campus
Im April 2024 trat Christian Gnam als Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums Biotechnologie (IZB) die Nachfolge von Dr. Peter Hanns Zobel an. Der erfahrene Manager, der über ein großes internationales Netzwerk verfügt, war zuletzt als Geschäftsführer beim InsurTech Hub Munich (ITHM), einer global führenden Innovationsplattform der Versicherungswirtschaft, tätig. In dieser Funktion hat er das Wachstum des Hubs maßgeblich vorangetrieben, die Zusammenarbeit zwischen Start-ups, Techfirmen und Versicherungen beschleunigt und den ITHM kontinuierlich strategisch weiterentwickelt.
Zwei neue Mieter an Bord
Zudem begrüßte das IZB im ersten Halbjahr zwei neue Start-ups. Smey arbeitet an Innovationen in der Lebensmittel-Wertschöpfungskette und stellt Kerninhaltsstoffe her, die die Gesundheit, Zuverlässigkeit, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Lebensmitteln und Kosmetika verbessern. Die Hauptangebote der Start-ups sind tierfreie Proteine, fermentative Fette und Öle sowie eine neue Generation von Süßungsmitteln. Oncobeta spezialisiert sich auf innovative Therapien für nicht-melanotische Hautkrebsarten, mit dem Ziel, die Behandlungsergebnisse durch die nicht-invasive Rhenium-SCT®-Therapie des Unternehmens zu verbessern. Das Start-up entwickelt medizinische Geräte und Instrumente, die für die effektive Durchführung dieser Therapien unerlässlich sind.
MAxL am Start
Ende Juni wurde der „Munich Accelerator Life Sciences & Medicine“ (MAxL) auf dem IZB-Campus feierlich eröffnet. MAxL unterstützt ausgewählte Pre-Seed- und frühe Start-up-Teams aus Bayern und darüber hinaus mit einer exklusiven High-End-Infrastruktur, wie voll ausgestattete Laborflächen, Co-Working- und Community-Räume, ein strukturiertes Inkubations- und Coaching-Programm sowie zahlreiche Networking-Möglichkeiten. Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie mit 8,5 Mio. Euro gefördert und von der Clustermanagementgesellschaft BioM geleitet.
Fortschritte in Wissenschaft und Klinik
Im Februar startete Thermosome die nächste Dosisstufe in einer Phase-1-Studie mit dem Wirkstoffkandidaten THE001. Die offene, interventionelle Phase-1-Dosiseskalationsstudie wird bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem oder metastasiertem Weichteilsarkom an zwei deutschen Klinikstandorten durchgeführt. Das unabhängige Data Safety Monitoring Board hatte die erste Dosisstufe als sicher und gut verträglich bewertet.
Tubulis präsentierte im Mai neue präklinische Daten für die führenden ADC-Kandidaten gegen solide Tumore auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research (AACR) in San Diego. Die Posterpräsentationen enthielten präklinische Daten zu den ADC-Kandidaten TUB-030 und TUB-040, die die Fähigkeit der beiden Tubutecan-ADCs der nächsten Generation unterstrichen, selbst in präklinischen Modellen mit geringer Target-Expression wirksame und anhaltende Reaktionen hervorzurufen. Im Juni behandelte das Unternehmen den ersten Patienten in einer Phase 1/2a-Studie bei Patienten mit platinresistentem Eierstockkrebs (PROC) oder rezidiviertem/refraktärem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) mit TUB-040. Für diesen ADC-Kandidaten erhielt Tubulis auch den Fast Track-Status der FDA.
Im Juni erhielt SciRhom die Genehmigung eines Antrags auf klinische Prüfung durch die österreichische Zulassungsbehörde (BASG/AGES) für das Entwicklungsprogramm SR-878. Gegenstand der Studie ist ein neuartiger, auf iRhom2 abzielender Antikörper zur Behandlung von Autoimmunkrankheiten, dessen Sicherheit bei gesunden Freiwilligen bewertet werden und in einem zweiten Teil der Studie erste Hinweise auf Wirksamkeit liefern soll.