Bildnachweis: futureSAX, VentureCapital Magazin, Pixabay.
Der Sommer läutet die zweite Jahreshälfte des Jahres ein und gibt damit die Gelegenheit, einen Blick auf die bisherigen Entwicklungen zu werfen sowie Ausblicke für das zweite Halbjahr zu geben. Wie Experten aus der Venture Capital-, M&A- und Start-up-Szene auf das aktuelle Marktgeschehen blicken, lesen Sie in unseren Sommerinterviews.
VC Magazin: Welche Branchen sind derzeit in Sachsen besonders gefragt, welche Rolle spielt Greentech?
Truckenbrodt: In Sachsen stehen derzeit besonders die Automobilindustrie, Halbleiterbranche, BioTech und der Maschinenbau im Fokus. Aber auch im Bereich der Luft- und Raumfahrtindustrie gibt es interessante Entwicklungen. So eröffnete beispielsweise der futureSAX-Alumnus Morpheus Space im Juli eine neue Fabrik in Dresden. Das Unternehmen fertigt Antriebssysteme für Satelliten, die das Manövrieren im Weltraum erlauben und so Kollisionen im Weltraum reduzieren. 2020 gewann das Start-up den Sächsischen Staatspreis für Gründen, den futureSAX im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr durchführt. Im Bereich Greentech ist in Sachsen vor allem die Erzeugung von grünem Wasserstoff gefragt. Mit Sunfire sitzt ein erfolgreiches Unternehmen in Dresden, das sich auf die Herstellung von Elektrolyseuren, also Anlagen zur Herstellung von grünem Wasserstoff, spezialisiert hat. Sunfire konnte bisher schon über 800 Millionen Euro an Finanzierungen einsammeln. (YouTube-Video dazu hier). Als Start-up im Bereich Greentech konnte uns in diesem Jahr enaDyne aus Leipzig begeistern. Das Unternehmen nutzt sogenannte Plasmakatalysereaktoren, um nachhaltige Chemikalien aus CO2 herzustellen. Mit dieser innovativen neuen Technologie gewann enaDyne den Sächsischen Gründerpreis 2024 (Video dazu hier).
VC Magazin: futureSAX ist bekannt dafür, ein dynamisches Innovationsökosystem in Sachsen zu fördern. Wie unterstützt futureSAX konkret Start-ups und junge Unternehmen in der Region? Welche Programme oder Initiativen bieten Sie an, um Innovation und Unternehmertum zu fördern?
Truckenbrodt: Als zentrale Anlaufstelle im sächsischen Innovationsökosystem vernetzt futureSAX branchen- und zielgruppenübergreifend. Mit dem InnoStartBonus unterstützt der Freistaat Sachsen sächsische Gründerinnen und Gründer mit innovativen Geschäftsideen in der Phase vor und zu Beginn ihrer Existenzgründung. Neben einer Förderung von 1.050 Euro pro Monat über ein ganzes Jahr plus Kinderbonus, werden die Gründenden von futureSAX mit Know-How und Kontakten unterstützt. Zudem erhalten sie wertvolles Feedback eines Fachgremiums im Wettbewerbsverfahren und können so ihr Konzept weiter verbessern. Auf den zahlreichen Veranstaltungen von futureSAX können Start-ups und junge Unternehmen mit anderen Akteuren des Innovationsökosystemes und Kapitalgebenden in Kontakt kommen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Sächsische Investoren Roadshow, die am 19. April in Berlin stattfindet. Dort können Gründungs- und Wachstumsunternehmen vor Kapitalgebenden pitchen und erhalten die Möglichkeit, zu individuellen One-on-One Meetings.
VC Magazin: Wie wichtig sind starke Netzwerke und Zugang zu Ressourcen für den Erfolg der von Ihnen geförderten Unternehmen?
Truckenbrodt: Die sächsische Wirtschaft ist anders als andere Innovationsregionen in Deutschland eher durch kleine und mittlere Unternehmen geprägt. Die personellen und finanziellen Ressourcen sind entsprechend geringer als zum Beispiel bei großen Konzernen. In starken Netzwerken können Unternehmen voneinander lernen und leichter Kooperationen zur Skalierung anbahnen. Als Netzwerk der Netzwerke verbindet futureSAX hier branchenübergreifend und sachsenweit. Hinsichtlich des Zugangs Ressourcen gibt es für die Unternehmen drei wesentliche Bereiche: qualifizierte Fachkräfte, Know-How und finanzielle Mittel. Sachsen bietet eine exzellente Hochschul- und Forschungslandschaft, die auch kleinen Betrieben offen gegenübersteht. Bei der finanziellen Förderung setzt Sachsen schon lange zukunftsgewandte Technologieförderungsprogramme sowie innovative Gründungsförderung. Der Technologie- und Gründungsfonds Sachsen (TGFS), der oft als Kofinanzier Investoren zusätzliche Sicherheit bietet, sowie der einzigartige Business Angel Bonus sind zudem Beispiele, wie der Freistaat Hebel schafft, um die Attraktivität sächsischer Unternehmen für Investierende zu erhöhen.
VC Magazin: Welche Visionen und Ziele hat futureSAX für die nächsten Jahre? Welche strategischen Initiativen planen Sie, um die Innovationslandschaft in Sachsen weiter zu stärken?
Truckenbrodt: Unsere Vision ist es, Sachsen als führenden Innovationsstandort in Europa zu etablieren. In den nächsten Jahren planen wir, unsere Unterstützung für wissens- und technologiebasierte Gründungen weiter auszubauen und den Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft zu intensivieren. Strategische Initiativen wie die Erweiterung unseres Mentoring-Netzwerks und die Stärkung von Schlüsseltechnologien wie zum Beispiel KI und Greentech stehen dabei im Fokus. Wir gestalten gemeinsam mit dem futureSAX eine lebendige Innovationskultur in Sachsen.
VC Magazin: Und zum Schluss mit Blick auf den Sommer, wie ergänzen Sie: Das Beste am Sommer ist…?
Truckenbrodt: …die Pause zum Durchatmen. Bei futureSAX nutzen wir die Zeit nach der großen Sächsischen Innovationskonferenz traditionell zur Reflektion unseres Wirkens. Mit einem frischem Blick planen wir dann, wie wir noch besser die Macherinnen und Macher in Sachsen mit Impulsen, Sichtbarkeit und Vernetzung unterstützen können.
VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!
Zum Interviewpartner:
Heinz Truckenbrodt ist Leiter Projektgeschäft bei futureSAX.