Das fehlende Puzzlestück

Fördermittel als Booster für Deeptech-Start-ups

Matthias Hecht, Pierre Dominique Ostrowski, Stefan Höhn & Dr. Philipp Nägelein (Zebra Embassy)
Matthias Hecht, Pierre Dominique Ostrowski, Stefan Höhn & Dr. Philipp Nägelein (Zebra Embassy)

Bildnachweis: Zebra Embassy, VentureCapital Magazin, Pixabay, Zebra Embassy.

Fördermittel als Finanzierungsquelle für Technologieunternehmen: Passt das zusammen? Auf der einen Seite: agile, stark wachsende Deeptech-Start-ups mit schnelllebigen Entwicklungszyklen; auf der anderen Seite: komplexe, oftmals langwierige Fördermittel-anträge mit beträchtlichem bürokratischem Erfüllungsaufwand. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass gerade in Nullzinszeiten meist schnell verfügbares Risikokapital bevorzugt wurde.

Seit Mitte 2022 lässt sich im Markt jedoch eine deutliche Trendumkehr beobachten. Viele Unternehmen haben gelernt, konservativer zu planen und ihre Finanzierung besser zu diversifizieren. Marktweit manifestiert sich zudem ein Trend hin zu den „harten Themen“. Immer mehr Zeit und Geld fließen in ambitionierte Vorhaben, die – wenn sie funktionieren – eine spürbare und sprunghafte Verbesserung in unserer Gesellschaft bewirken werden. Hier entfalten Technologieförderungen ihre volle Wirkung.

Chancen und Herausforderungen staatlicher Förderungen

Die Vorteile liegen auf der Hand. Gerade in der Anfangsphase können nicht rückzahlbare Zuschüsse einer frühzeitigen Verwässerung des Gründerteams entgegenwirken. Weiterhin kann sich eine Hebelwirkung für Investoren entfalten: Oftmals ist es durch Fördermittel
möglich, die Runway eines Start-ups deutlich zu verlängern beziehungsweise die Entwicklungs-zyklen zu beschleunigen. Gerade im Deeptech-Bereich lassen sich technologiebezogene Risiken so deutlich reduzieren. Öffentliche Fördermittel sind als Investment des Staates in innovative Unternehmen anzusehen. Der Return: Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, Spitzentechnologie. Im Gegenzug muss die Mittelverwendung durch sorgfältige Due Diligence sichergestellt werden. Darum ist es umso wichtiger, sich von vornherein ein objektives Bild zu machen, welches Förderprogramm welchen Aufwand hinsichtlich Beantragung und Dokumentation erfordert.

Die Public Funding-Strategie

Zunächst ist es ratsam, möglichst frühzeitig eine Public Funding-Strategie zu entwickeln. Idealerweise werden dabei Umsatzplanung, Risikokapitalfinanzierung und öffentliche Fördermittel ganzheitlich gedacht. Investoren und Fördermittelexperten können hier wertvolle Sparringspartner sein. Über 3.000 verschiedene Förderinstrumente stehen zur Auswahl – die Entscheidung sollte nach Unternehmensphase, Industriezweig und Strategie erfolgen. Wichtig: Erst ab Vorliegen einer festen schriftlichen Förderzusage per offiziellem Bescheid sollten die öffentlichen Mittel in der Cashflow-Planung berücksichtigt werden.

VentureCapital Magazin 06/2024 online!
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Die Make or Buy-Entscheidung

In der Gründungsphase sollte das Team selbst aktiv werden. Wer zu Beginn nicht in der Lage ist, selbst seine Vision zu formulieren, ist für den steinigen Weg des Unternehmertums vielleicht noch nicht ganz bereit. Zudem ist der Aufwand zum Beispiel bei EXIST, ESA BIC oder regionalen Gründungsförderungen meist überschaubar. Der Mehrwert externer Beratungen entfaltet sich an dem Punkt, an dem eine externe Finanzierung durch Business Angels oder Venture Capital vorliegt. Warum? Investoren erwarten, dass sich Gründerteams voll auf den Unternehmensaufbau fokussieren. Förderanträge werden nach der Startphase deutlich komplexer. Beratungen mit langjährigen Erfahrungen können die Erfolgschancen drastisch erhöhen. Mit zunehmender Teamgröße steigt zudem der Dokumentationsaufwand teils exponentiell. Stundenzettel und Verwendungsnachweise müssen revisionssicher gepflegt werden; hier stößt die 80/20-Kultur an ihre Grenzen. Wer Compliance aus den Augen lässt, geht enorme Risiken ein – von Rückforderungen bis hin zu Tatbeständen des Subventionsbetrugs. Beispiele für Förderprogramme, bei denen sich externe Hilfe lohnt: Forschungszulage, GRW, EIC Accelerator, ZIM, KMU-innovativ.

Die passende Unterstützung

Wer mit dem Gedanken spielt, externe Unterstützung einzuholen, sollte insbesondere auf folgende Kriterien achten:

  • Expertise: Bringt die Beratung ein tiefes technisches Verständnis für die Innovation mit?
  • Serviceumfang: Werden nach der Bewilligung auch die Abrechnungs- und Dokumentationsarbeiten übernommen?
  • Reputation: Welchen Ruf genießt das Beratungsunternehmen – gibt es vertrauenswürdige Empfehlungen und Referenzen?
  • Honorarstruktur: Wird mit fixen Vorabhonoraren gearbeitet oder ist die Vergütung – zumindest weitestgehend – erfolgsabhängig?
  • Sympathie: Sind es Menschen, mit denen man Lust hat, intensiv zu arbeiten – und bei denen man das Gefühl hat, dass sie im Zweifel zu 100% im Kundeninteresse handeln?

Als Leitplanke gilt dabei: Value first, money second. Doch ob auf eigene Faust oder mit externer Unterstützung: Es ist sinnvoll, sich frühzeitig um eine Public Funding-Strategie zu kümmern.

Über den Autor:

Dr. Philipp Nägelein, Zebra Embassy
Dr. Philipp Nägelein, Zebra Embassy

Dr. Philipp Nägelein ist Managing Partner von Zebra Embassy, einem führenden Beratungsunternehmen für Public Funding mit Fokus auf Deeptech-Start-ups und Scale-ups. Als Startpunkt für Fördermöglichkeiten kann das Whitepaper „Public Funding Report for Start-ups“ kostenfrei unter [email protected] angefordert werden.