Unverzichtbarer Hebel für das Wachstum von Start-ups

Fremdkapital

Mariam Koorang (Gilion)
Mariam Koorang (Gilion)

Bildnachweis: Gilion.

Deutschland, bekannt für seinen Erfindergeist und seine starke Wirtschaft, hat sich in den letzten Jahren zu einem florierenden Start-up-Hub entwickelt. Der Zugang zu Risikokapital ist stetig gewachsen, doch eine zentrale Finanzierungslücke bleibt bestehen: der Zugang zu Fremdkapital.

Obwohl Fremdkapital entscheidende Vorteile bietet, wird es in Deutschland von Start-ups wenig genutzt. Alternative Finanzierungen wie Factoring, Revenue-Based Finance oder Venture Debt gewinnen zwar an Bedeutung, bleiben jedoch im Vergleich zu den USA und UK deutlich zurück.

Lernen von den USA: Fremdkapital als Standard

In den USA ist es fast selbstverständlich, dass Unternehmen Fremdkapital aufnehmen, sobald sie eine Eigenkapitalrunde abgeschlossen haben. Diese Praxis verbreitet sich langsam auch in Großbritannien und Europa, ist aber noch in den Kinderschuhen. Die geringe Nutzung von Venture Debt in Deutschland liegt oft an mangelnder Aufklärung. Doch das ändert sich: Mit der Reifung des europäischen Ökosystems werden immer mehr Start-ups mit Risikokrediten vertraut. Besonders in Zeiten, in denen Investoren verstärkt auf Profitabilität drängen, steigt die Nachfrage nach Venture Debt, da es eine flexible und weniger verwässernde Finanzierungsmöglichkeit bietet.

Warum Debt eine kluge Wahl ist

Gründer, die auf Debt setzen, bewahren ihre Anteile und Stimmrechte, da so keine Verwässerung entsteht. Venture Debt ist immer günstiger als Eigenkapital, oft schneller verfügbar und flexibler einsetzbar, da keine Abstimmung mit Investoren nötig ist. Diese Vorteile sind besonders wertvoll, wenn eine Eigenkapitalfinanzierung schwerer zu realisieren ist. Zudem ermöglicht Venture Debt Start-ups, wichtige Meilensteine zu erreichen, ohne hohe Finanzierungskosten in Kauf nehmen zu müssen.

Fremdkapital in Deutschland: Chancen nutzen

Das unausgeschöpfte Potenzial von Fremdkapital hemmt das Wachstumspotenzial des deutschen Start-up-Ökosystems. Es ist schwer verständlich, warum ein wachsendes Tech-Unternehmen, das solide, vorhersehbare Umsätze und einen klaren Produkt-Markt-Fit hat, im digitalen Zeitalter keinen Zugang zu Fremdkapital erhalten sollte. Dieses könnte eine der kosteneffizientesten und skalierbarsten Finanzierungsoptionen sein, da es keine Verwässerung mit sich bringt und somit ein entscheidender Hebel für Wachstum und Skalierung ist. In Deutschland mangelt es nicht nur an Angeboten, sondern auch an Aufklärung. Wo kein Angebot besteht, entwickelt sich auch keine Nachfrage – es fehlt an Bildung und Information rund um das Thema Fremdkapital.

Die Zukunft des Fremdkapitals in Deutschland

Um das volle Potenzial von Fremdkapital auszuschöpfen, müssen Kreditgeber ihre Bewertungsmodelle modernisieren. Banken sollten nicht nur auf historische Daten setzen, sondern die Chancen von Echtzeitdaten nutzen. Ein datengestützter Ansatz könnte zu besseren Kreditentscheidungen führen, bei denen das Potenzial und die Innovationskraft eines Unternehmens stärker berücksichtigt werden. Andere europäische Länder machen es vor: In der ersten Hälfte des Jahres 2024 haben europäische Start-ups 18,7 Mrd. EUR an Fremdkapital aufgenommen – ein Rekordwert, der zeigt, welches Potenzial in dieser Finanzierungsform steckt.

Fazit

Für die Zukunft des deutschen Start-up-Ökosystems ist es entscheidend, Fremdkapital stärker in den Fokus zu rücken. Banken und alternative Kreditgeber müssen ihre Ansätze modernisieren, und Start-ups sollten umfassend über die Vorteile von Fremdkapital informiert werden. Nur so kann Deutschland sein volles Potenzial ausschöpfen und im globalen Wettbewerb um Innovation und Wachstum mithalten.

Über die Autorin:

Mariam Koorang ist Deutschlandchefin bei Gilion. Gilion bietet eine flexible Wachstumsfinanzierung für Start-ups. Diese nicht verwässernde Finanzierung kann über mehrere Jahre zurückgezahlt werden, während die ersten zwei Jahre komplett tilgungsfrei sind – ideal für die noch nicht Profitablen.