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Die Fondsstruktur im Heimatland Deutschland aufsetzen oder doch lieber auf Luxemburg, die Kanalinseln oder Irland ausweichen? Eine Antwort darauf weiß Avega Capital Management und blickt auf Vor- und Nachteile für die jeweiligen Standorte und die besondere Rolle einer Service AFM.
VC Magazin: Sie bieten mit Avega Capital Management (ACM) ein Servicemodell für Fonds in Luxemburg und seit Kurzem auch in Deutschland an. Auf welche Fonds fokussieren Sie sich und wie sieht Ihr Angebot konkret aus?
Gatzemeier: Wir fokussieren uns auf deutsche VAG-Investoren und institutionelle Kunden, die ihre Private Market Investments – sprich Primaries, Secondaries, Co-Investments – in einem deutschen Fondsvehikel bündeln und administrieren möchten. ACM agiert hierbei als Master-KVG für Private Markets, welche neben dem regulatorischen Set-up zugleich als Middle Office für den Kunden fungiert. Der zweite Fokus liegt auf Private Market Managern/GPs, insbesondere Private Equity, Venture Capital und Private Debt, die keine eigene AIFM-Volllizenz erwerben möchten und gegebenenfalls als registrierter AIFM an der 500-Mio.-EUR-Schwelle der AIFMD zur Vollregulierungspflicht kratzen oder ihre Investorenbasis mittels EU-Pass erweitern möchten. ACM kann hierbei per Plug & Play als Service-KVG/AIFM fungieren und auf die bisherigen Operations aufbauen.
VC Magazin: Im August haben Sie ein Büro in Frankfurt eröffnet. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Gatzemeier: ACM administriert bereits mehr als 15 Mrd. EUR in Private Markets als KVG für institutionelle Investoren und hat sich als einer der Luxemburger Marktführer für deutschsprachige Investoren etabliert. Deutschland hat unter anderem mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz einige rechtliche und regulatorische Hürden abgeräumt, weshalb Kunden nun überlegen, ob die Fondsstruktur nicht auch im Heimatland verwaltet werden kann. Grundsätzlich kann ACM mittels Passport auch grenzüberschreitend Fonds verwalten. Da der Kundenwunsch jedoch eher Richtung Ansprech- und Vertragspartner vor Ort ging, haben wir uns entschlossen, eine Niederlassung in Frankfurt zu gründen. ACM geht daher den umgekehrten Weg von deutschen KVGs, die bisher ihre Niederlassungen in Luxemburg gegründet haben.
VC Magazin: Luxemburg, Kanalinsel, Irland oder doch Deutschland – welche Trends sehen Sie bei der Fondsstandortwahl?
Grimm: Deutschland hat es durch die verschiedenen Verbesserungen des rechtlichen und regulatorischen Umfelds ermöglicht, verschiedene Private Market Investments auch in deutschen Fondsvehikeln effizient abzubilden. Bei komplexeren Investments wie Co-Investments, Private Debt oder Mezzanine-Finanzierungen überwiegen oftmals noch die Luxemburger Vorteile; insbesondere dann, wenn Co-Investoren mit nicht rein deutschem Bezug investieren möchten. Irland sehen wir als Domizil insbesondere bei Spezialthemen wie Hedgefonds und ETFs. Besteht ein starker US-Bezug, wird durch die kulturelle Nähe Irland gegenüber den kontinentalen Fondsdomizilen bevorzugt. Für deutsche Initiatoren spielt Irland jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Ähnlich verhält es sich bei den Kanalinseln, welche als Nicht-EU-Land weitere Fragestellungen hinsichtlich der steuerlichen und regulatorischen Behandlung für EU-Anleger aufwerfen.
VC Magazin: Lange Zeit galt die Umsatzsteuer auf die Management Fee hierzulande
als Hemmschuh für den Fondsstandort Deutschland. Mit der Befreiung ist der Anschluss
an andere Standorte gemeistert. Welche Standortvorteile bieten Luxemburg und Deutschland im Vergleich?
Grimm: Wie erwähnt können beispielsweise Private Equity-Fondsinvestments nun auch
effizient über deutsche Vehikel abgebildet werden. Bei komplexeren Strukturierungen wie Co-Investments, Secondaries und bei einer internationalen LP-Basis geht der Trend weiterhin gen Luxemburg. Aus Kostensicht profitiert Luxemburg nach wie vor von dem niedrigsten Umsatzsteuersatz für sonstige Leistungen wie Due Diligence-Kosten von ausländischen Rechtsberatern.
VC Magazin: In welchen Punkten hat Deutschland als Fondsstandort nach wie vor Aufholbedarf?
Gatzemeier: Oftmals fehlt es in Deutschland an einer geeigneten Service-KVG-Landschaft,
die das Thema Private Markets pragmatisch abbilden kann. Traditionell sind deutsche
KVGs bank- oder versicherungsnah und kommen von den traditionellen liquiden Anlageklassen. Es fehlt daher ein Verständnis insbesondere für direkte Private Equity- oder Venture Capital-Strategien. Aufgrund der Komplexität der Anlageklassen in Private Markets ist als KVG eine unternehmerische Herangehensweise erforderlich, um diese für Kunden effizient abzubilden. Deutsche KVGs sind tendenziell zu formell aufgestellt und versuchen teilweise, die Anlageklasse zu akademisieren, weshalb der „Zug zum Deal“ aus den Augen verloren wird. Genau diese Lücke versucht ACM als KVG mit alleiniger Spezialisierung auf Private Markets zu schließen.
VC Magazin: Die Fundraising-Aktivitäten nehmen am Markt langsam wieder mehr Fahrt auf. Was raten Sie derzeit Beteiligungsgesellschaften, die vor der Fondsstrukturierung stehen?
Grimm: Als Service-KVG sind wir meist etwas vor der Dealkurve, und in der Tat sehen wir wieder vermehrt Anfragen für die Auflage neuer Fondsvehikel. Ist die Beteiligungsgesellschaft / der GP in Deutschland ansässig und investiert in der DACH-Region mit überwiegend deutschen LPs/Investoren, ist die Gründung einer deutschen Investment-KG sicherlich die pragmatischste Lösung, um Gelder einzuwerben. Verfügt der GP über europaweite Dealteams und/oder plant eine internationalere Investorenbasis, kann die Fondsgründung in Luxemburg sinnvoller sein. In beiden Fällen kann ACM die gesamte Infrastruktur inklusive des regulatorischen Set-ups als KVG bereitstellen. Uns ist es wichtig, dass Marktakteure, die etwa aus steuerlichen Gründen am Fondsstandort Deutschland festhalten, verstehen, dass es Alternativen zur eigenen Vollregulierung gibt. Wir hoffen, so das aus Luxemburg bekannte und beliebte Service-AIFM-Konzept auch in Deutschland etablieren zu können.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!
Über die Interviewpartner:
Philipp Gatzemeier ist Leiter der deutschen Niederlassung der Avega Capital Management S.A. (ACM) in Frankfurt und verantwortet hier die Auflage von deutschen Private Market-Fonds.
Stephan Grimm ist Geschäftsführer der Avega Capital Management S.A.