Investitionen im nationalen Beteiligungskapitalmarkt weiterhin auf niedrigem Niveau

Fundraising erholt sich zunehmend

Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Beteiligungskapital e.V. (BVK)
Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Beteiligungskapital e.V. (BVK)

Bildnachweis: Hoffotografen, VentureCapital Magazin, Pixabay.

Der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) hat die Halbjahresstatistik des Deutschen Beteiligungskapitalmarktes 2024 veröffentlicht. Die Statistiken des BVK sind das Ergebnis umfangreicher Datenerhebungen bei den deutschen und in Deutschland investierenden Beteiligungsgesellschaften.

Investitionen von 4,15 Mrd. EUR bedeuten einen Rückgang um 18 Prozent im Vergleich zum vorherigen Halbjahr (5,09 Mrd. EUR). Das Investitionsniveau des ersten Halbjahres 2023 mit 7,71 Mrd. EUR wurde deutlicher verfehlt. Insgesamt wurden 446 Unternehmen in den ersten sechs Monaten des Jahres mit Beteiligungskapital finanziert, davon 325 mit Venture Capital. „Der deutsche Beteiligungsmarkt kann sich nicht aus dem Klammergriff eines anhaltend herausfordernden Umfelds lösen. Die Investitionen blieben auf insgesamt niedrigem Niveau und summierten sich im ersten Halbjahr 2024 auf 4,15 Mrd. EUR. Das Fundraising scheint jedoch wieder Fahrt aufzunehmen“, erklärt Ulrike Hinrichs (Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, BVK) zu den Marktzahlen. „Damit konnten die Investitionen zwar nicht die Vorjahreswerte erreichen. Erfreulich ist jedoch, dass wir bei den Venture Capital-Investitionen ein Plus verzeichnen konnten. Eine Rückkehr zu den Gesamtinvestitionen der Jahre bis 2022 dürfte vor dem Hintergrund der anhaltend schwierigen politischen und gesamtwirtschaftlichen Lage trotzdem noch auf sich warten lassen und maßgeblich von einem Anspringen des Buy-Out-Marktes abhängen.“

Ansteigende Venture Capital-Investitionen

Venture Capital stemmt sich gegen den allgemeinen Trend. 1,41 Mrd. EUR investierten Beteiligungsgesellschaften in den ersten sechs Monaten des Jahres in Start-ups und damit mehr als jeweils in den drei vorhergehenden Halbjahren. Die Vorjahreswerte (H1: 1,21 Mrd. EUR, H2: 1,24 Mrd. EUR) wurden merklich übertroffen. „Die Venture Capital-Investitionen haben ihren Boden gefunden und orientieren sich inzwischen wieder aufwärts. Das macht Hoffnung, auch wenn der Markt noch einiges aufzuholen hat. 2021 wurden jeweils rund 2 Mrd. EUR je Halbjahr investiert“, so Hinrichs.

Unsicherheiten belasten M&A-Markt

Die Buy-Out-Investitionen beliefen sich im ersten Halbjahr 2024 auf 2,06 Mrd. EUR und blieben damit hinter den Vorjahreswerten zurück (H1: 7,71 Mrd. EUR, H2: 5,09 Mrd. EUR). „Der deutsche Buy-out-Markt wird weiterhin maßgeblich beeinträchtigt von der gesamtwirtschaftlichen Schwäche und unsicheren Konjunkturaussichten. Dies belastet den M&A-Markt allgemein und Private Equity im Besonderen. Gerade große Transaktionen blieben Mangelware. Die nun eingeleitete Zinswende und eine sich hoffentlich bald aufhellende Konjunktur könnten neue Impulse liefern“, erläutert Hinrichs. „Wir hoffen zudem, dass die jüngsten Mega-Übernahmen bei Techem, Covestro und Schenker den M&A-Dornröschenschlaf hierzulande beenden und der Auftakt zu einer Jahresendrally waren.“

VentureCapital Magazin 06/2024 online!
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Mangel an großen Growth-Finanzierungen

Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) bei mittelständischen Unternehmen und reiferen Jungunternehmen erreichten 0,68 Mrd. EUR und lagen ebenfalls unter den Vorjahreswerten (H1: 1,19 Mrd. EUR, H2: 0,8 Mrd. EUR). Weiterhin fehlen vor allem große Wachstumsfinanzierungen bei Grown-ups. Zudem fluktuieren in diesem Marktsegment die Investitionen regelmäßig aufgrund großer Einzelinvestments.

Zurückhaltung wird abgelegt

Das Fundraising zeigt erste Zeichen einer Erholung. Deutsche Beteiligungsgesellschaften warben im ersten Halbjahr insgesamt 2,94 Mrd. EUR bei Investoren ein. Dies bedeutet einerseits mehr als eine Verdreifachung gegenüber dem schwachen Vorhalbjahr (0,88 Mrd. EUR), andererseits aber auch weniger neue Mittel als im ersten Halbjahr 2023 (4,02 Mrd. EUR). „Die Zurückhaltung bei den institutionellen Investoren scheint sich langsam zu entspannen. Die Leitzinssenkungen dürften alternativen Anlageklassen wie Private Equity und Venture Capital wieder Aufwind bescheren. Seit dem Sommer haben wir einige, auch große neue Fonds in Deutschland gesehen. Insofern sollte im Gesamtjahr durchaus noch das Fundraising-Niveau des Vorjahres erreicht werden können“, blickt Hinrichs voraus.

Die gesamte, vorläufige Statistik und mehr finden Sie hier: www.bvkap.de