„Die Heilbronn Slush’D ist unser Highlight des Jahres“

Interview mit Oliver Hanisch & Patrick Burkert, Campus Founders

Oliver Hanisch & Patrick Burkert (Campus Founders)
Oliver Hanisch & Patrick Burkert (Campus Founders)

Bildnachweis: Campus Founders.

Am 24. Oktober treffen sich zum wiederholten Mal rund 1.000 Start-ups, Grown-ups, Investoren und Networker zur Heilbronn Slush’D am Neckar. Auf welche Speaker sie sich besonders freuen, worin sich amerikanische und deutsche Gründer unterscheiden sowie die Dos and Don’ts für Gründer haben uns die Initiatoren Oliver Hanisch und Patrick Burkert von den Campus Founders verraten.

VC Magazin: Sie haben beide einige Jahre in den USA gelebt. Was können sich deutsche Gründer von US-Gründern abschauen?

Hanisch: In den USA wird Unternehmertum anders angegangen als in Deutschland. Dort geht es darum, schnell zu agieren und weniger Angst vor Unfertigkeit und Fehlern zu haben. Das Prinzip „Fail fast, fail forward“ erlaubt es, schneller aus Fehlern zu lernen und Innovationen näher am Markt zu entwickeln. Diese Risikobereitschaft und der starke Fokus auf Wachstum – oft auch mit unvollständigen Informationen – sind Aspekte, die deutsche Gründer übernehmen könnten. Die konsequente Kundenorientierung ist in den USA tief verwurzelt. Erfolgreiche Startups stellen den Kunden ins Zentrum ihres Handelns und streben an, möglichst schnell zahlende Kunden zu gewinnen, die in einer frühen Phase gleichzeitig Entwicklungspartner sind, anstatt zu lange an der Perfektion des Produkts zu feilen. Aber dieses Mindset erfordert natürlich auch Unternehmen, die bereit sind, sich einzubringen und ein noch unfertiges Produkt zu testen.

Burkert: Während meiner Zeit in den USA habe ich schnell das amerikanische Mindset verinnerlicht. Mut wird schnell belohnt, und Scheitern wird als wertvolle Lernerfahrung betrachtet. Es herrscht ein durchweg positives „Opportunity Mindset“; Skepsis begegnet man selten. Ich bin ein großer Freund von „Serendipity“, dem Erfolgsfaktor Zufall, den man kultivieren, orchestrieren und für sich nutzen kann. Wer nicht an den positiven Outcome von etwas glaubt, braucht erst gar nicht anfangen. Ich habe in Barcelona erlebt, wie unterschiedliche Start-up-Ökosysteme funktionieren, und gelernt, dass Offenheit, Neugierde und der Glaube an den positiven Ausgang essenziell sind.

VC Magazin: Welche Eigenschaften gefallen Ihnen an deutschen und europäischen Gründern besser?

Hanisch: Europa hat eine starke Mittelstandskultur, besonders in Regionen wie Süddeutschland, wo Weltmarktführer in Nischenmärkten dominieren. Europäische Gründer setzen auf Nachhaltigkeit und bauen stabile Fundamente, anstatt sich auf kurzfristige Gewinne zu fokussieren und auf die nächste Finanzierungsrunde zu schielen. Diese Herangehensweise führt oft zu einer geringeren Abhängigkeit von externem Kapital und einer stärkeren Bindung an das Geschäftsmodell und den Markt. In Deutschland sehe ich zudem eine immer tiefer werdende Verankerung im Mittelstand, was der Zusammenarbeit zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen sehr zugutekommt. Diese Verbindung aus Technologiekompetenz aufseiten des Start-ups, funktionierenden Strukturen aufseiten der Mittelständler und gemeinsamem, langfristigem Denken eröffnet große Chancen für nachhaltiges Wachstum.

VC Magazin: Sie ziehen mit den Campus Founders im kommenden Jahr in neue Räumlichkeiten und erweitern Ihr Angebot. Wie sehen Ihre weiteren Zukunftspläne aus?

Burkert: Unser Ziel ist es, ein „Communityled-Ökosystem“ aus Gründern, Unternehmen
und Investoren zu etablieren, in dem die Akteure den Takt vorgeben – und das sowohl lokale als auch internationale Anziehungskraft entwickelt. Wir fördern eine lebendige, dynamische Gemeinschaft, in der Co-Innovation im Zentrum steht und Start-ups sowie Unternehmen gemeinsam an innovativen Lösungen arbeiten. Bereits heute holen wir Start-ups aus der ganzen Welt nach Heilbronn, die den Wert unseres jungen Ökosystems erkennen und gern hier
bleiben. Die große Nachfrage nach unseren Programmen bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, Heilbronn langfristig als internationalen Anlaufpunkt für Start-ups zu etablieren.
In unseren neuen Räumlichkeiten schaffen wir nicht nur mehr Platz für zusätzliche
Programme und Events, sondern bieten auch eine Plattform für noch mehr Community-led-Initiativen.

VC Magazin: Gründer-Hotspots finden sich in vielen Städten und Regionen. Was machen Sie in Heilbronn anders?

Hanisch: In Heilbronn setzen wir auf starke internationale Netzwerke, die vom Silicon Valley bis zu führenden Innovationszentren in Europa reichen, wie etwa durch die Initiative Rise Europe. Unser global ausgerichteter Ansatz ermöglicht es uns, auf starke Mentoren und Partner zuzugreifen, die unsere Gründer vor Ort persönlich unterstützen. Viele unserer Kollegen, Coaches und Mentoren sind selbst erfolgreiche Gründer und bringen nicht nur
wertvolle Erfahrung, sondern auch bedeutende Netzwerke mit. Der Fokus der Campus Founders liegt auf Co-Innovation von Start-ups mit etablierten Unternehmen, die als erste Kunden oder Pilotpartner fungieren. Diese enge Zusammenarbeit und holistische Unterstützung bieten einen echten Mehrwert, der in anderen Ökosystemen oft nicht in dieser Form existiert.

VC Magazin: Sie haben selbst Unternehmen gegründet, arbeiten täglich mit Gründern zusammen. Was sind Ihre Top-drei-Ratschläge an Start-up-Unternehmer?

Hanisch: Gründer müssen erstens ihr „Warum“ und ihre Vision klar definieren, denn dieses Verständnis ist entscheidend, um durch schwierige Phasen zu kommen und den Fokus zu bewahren. Das „Warum“ inspiriert nicht nur das Team, sondern auch potenzielle Investoren.
Zweitens sollten sie flexibel bleiben und sich nicht zu sehr an ihre ursprüngliche Idee binden, da sich Produkt und Geschäftsmodell weiterentwickeln werden. Dabei ist es unerlässlich, die Finanzen stets im Blick zu haben – Cashflow und Burnrate sind die Lebensader eines Start-ups, und Fundraising muss vorausschauend und kontinuierlich betrieben werden. Und drittens sind ein starkes Team und eine gute Unternehmenskultur unverzichtbar. Gründer sollten frühzeitig in eine Kultur investieren, die auf Vertrauen, Eigenverantwortung und Kommunikation basiert, und Mitarbeitende finden, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich zu den Unternehmenswerten passen.

Burkert: Meine drei wichtigsten Tipps wären: „Build product, sell product. Repeat and iterate.“ Gerade am Anfang kann man mit wenig viel erreichen. Investoren schätzen es, wenn
Gründer zeigen, dass sie ein echtes Problem lösen und zahlende Kunden gewinnen können.
Wenn zu viel Kapital im Cap Table gebunden ist, bevor der erste Kunde gewonnen wurde, läuft etwas schief.

VC Magazin: Welches No-Go gibt es für Sie in der Zusammenarbeit mit Start-ups? Wann läuten bei Ihnen die Alarmglocken?

Burkert: Ein Gründerteam muss in der Lage sein, langfristig zu denken und gleichzeitig kurzfristig zu handeln. Flexibilität ist entscheidend, denn in einem Start-up ist die einzige
Konstante die Veränderung. Wer nicht offen für Feedback ist oder glaubt, mit dem ersten
Business Angel die nächsten Jahre gesichert zu haben, macht einen großen Fehler. Zudem ist es gefährlich, zu früh schlechtes Kapital aufzunehmen – das kann den Wachstumspfad erheblich stören.

Hanisch: Alarmglocken läuten bei mir, wenn ein Gründungsteam nicht gut zusammenarbeitet und es in der frühen Phase bereits Spannungen, Konflikte oder unterschiedliche Aussagen der einzelnen Teammitglieder gibt; auch, wenn zu klein und granular gedacht wird oder strategische Investoren in einer zu frühen Phase an Bord geholt werden sollen.

VC Magazin: Dieses Magazin liegt erstmals bei der Heilbronn Slush’D aus. Was sind Ihre Pläne mit der Veranstaltung?

Hanisch: Die Heilbronn Slush’D ist unser Highlight des Jahres. Wir wollen Start-ups, Unternehmen und Investoren zusammenbringen, um Innovationen zu fördern und neue
Partnerschaften zu ermöglichen. Mit 1.000 Teilnehmern bietet die Veranstaltung die
ideale Plattform zum Netzwerken und für den Austausch von Ideen. Wir sind sehr stolz darauf, dass sich die Heilbronn Slush’D zu einem Event mit internationaler Strahlkraft entwickelt hat. Unser Ziel ist es, Heilbronn langfristig als wichtigen Start-up-Hub zu etablieren.

Burkert: Die Heilbronn Slush’D ist der pulsierende Höhepunkt unseres Start-up-Ökosystems
in Heilbronn – ein Event, das frischen Wind in die Gründerszene gebracht hat. Hier treffen alle aufeinander, sowohl aus der Region als auch international, um gemeinsam Innovationen voranzutreiben. Mit spannenden Keynotes, einer Pitch Competition und unzähligen Gelegenheiten zum Netzwerken ist die Heilbronn Slush’D das perfekte Umfeld, um neue Partnerschaften zu knüpfen und kreative Ideen zu entwickeln. Besonders bemerkenswert
ist die Energie, die nach dem Event freigesetzt wird – von neuen Investitionen bis hin zu spannenden Co-Innovations-Projekten, die oft weit über den Eventtag hinaus nachhaltigen Erfolg bringen.

VC Magazin: Auf welchen Programmteil, welche Speakerin oder welchen Speaker freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Burkert: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir Christian Busch als Keynote Speaker gewinnen konnten. Christian ist erfolgreicher Autor von „The Serendipity Mindset“ und „Connecting the Dots“, kommt ursprünglich aus der Region und lebt jetzt in Los Angeles, wo er als Professor an der USC Marshall School of Business zu Management und Leadership forscht und unterrichtet. In den USA schon sehr erfolgreich und hier noch in den Kinderschuhen: das Mindset, dass großartige Dinge dann passieren, wenn man offen anderen Menschen begegnet, neugierig die Möglichkeiten, die dadurch entstehen, wahrnimmt und an den positiven Outcome aus diesen Begegnungen glaubt – und diesen dann auch nutzt. Ich denke, dass das auch widerspiegelt, was hier gemeinsam in Heilbronn entsteht.

Hanisch: Ich freue mich besonders darüber, dass wir es schaffen, eine Brücke zwischen den wichtigsten regionalen, nationalen und internationalen Teilnehmern zu schlagen. Ich finde es faszinierend, dass etwa ein Startup die Möglichkeit hat, die mittelständischen Weltmarktführer der Region zu treffen und sich direkt danach bei Investoren aus ganz Deutschland, anderen europäischen Ländern und selbst aus dem Silicon Valley vorzustellen. Wir investieren hohen Aufwand in den Bewerbungsprozess um ein Ticket und die sorgfältige Kuratierung der Teilnehmer. Unser Anspruch ist, dass alle Teilnehmer von solcher Qualität sind, dass sie eigentlich auch selbst als Speaker auf der Bühne stehen könnten. Das unterscheidet uns von den meisten anderen Start-up-Events.

VC Magazin: Vielen Dank für das Interview!

Über die Interviewpartner:

Oliver Hanisch ist Unternehmer, Business Angel und seit 2019 CEO der Campus Founders.

Patrick Burkert ist Unternehmer und Director Ventures und Head of Start-ups bei Campus Founders.