„Wir wollen das Start-up-Ökosystem in der Region vorantreiben“

Interview mit Ann-Christin Kortenbrede und Jan Gräfe, Gründerfonds Ruhr

Jan Gräfe und Ann-Christin Kortenbrede (Gründerfonds Ruhr)
Jan Gräfe und Ann-Christin Kortenbrede (Gründerfonds Ruhr)

Bildnachweis: Gründerfonds Ruhr, VentureCapital Magazin, Pexels.

Innovationen im Ruhrgebiet und darüber hinaus mit Know-how und Kapital unterstützen – das ist das Ziel des Gründerfonds Ruhr. Mit dem First Closing des zweiten Fonds setzt das Team auf sein Fundament aus dem Jahr 2021 auf.

VC Magazin: Mit dem Gründerfonds Ruhr II haben Sie erfolgreich das First Closing erreicht. Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Kortenbrede: Mit dem erfolgreichen First Closing von 31 Mio. EUR sind wir nun investitionsbereit und starten aktiv mit der Ansprache von Start-ups. Unser Ziel ist es, beim Final Closing 2025 ein Fondsvolumen von 50 Mio. EUR zu erreichen. Dafür sprechen wir weitere Investoren an. Wir suchen nicht nur Kapitalgeber, sondern auch Partner, die uns mit Branchenexpertise und Zugängen unterstützen können. Mit dem Initiativkreis Ruhr haben wir bereits den idealen Partner gefunden, dessen Mitgliedsunternehmen unser Ziel teilen, Start-ups in der Region mit Kapital, Netzwerk und Expertise zu unterstützen.

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VC Magazin: Sie haben sich mit dem zweiten Fonds auch im Team neu aufgestellt und bilden eine Doppelspitze in der Geschäftsführung. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Kortenbrede: In den nächsten zwölf Monaten wollen wir weitere 19 Mio. EUR für den Gründerfonds Ruhr II einsammeln. Damit planen wir, in 15 bis 20 innovative Start-ups in der Seed-Phase zu investieren. Um das zu erreichen, wollen wir auch intern die Strukturen schaffen und unser Team vergrößern. Zudem soll der Gründerfonds über die Grenzen
des Ruhrgebiets hinaus bekannt werden.

Gräfe: Mit dem ersten Fonds wurde das Fundament gelegt, das wir nun ausbauen. Die
Start-up-Szene im Ruhrgebiet ist noch jung, aber mit ihren Universitäten und etablierten
Industrieunternehmen bietet die Region attraktive Standortfaktoren für Gründerinnen und Gründer. Unser Ziel ist es, den Gründergeist in der Region weiter zu beleben und den Gründerfonds Ruhr als Investorpartner der ersten Wahl zu etablieren.

VC Magazin: Wie der Name Ihres Fonds schon verrät, fokussieren Sie sich auf das Ruhrgebiet; Sie haben aber auch eine Klausel, wonach Sie 25% des Fonds außerhalb der Region investieren. Wie wählen Sie Ihre Investments aus?

Gräfe: Unser Fokus liegt auf technologieorientierten B2B-Start-ups, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Region. Das wichtigste Kriterium bei der Investmentauswahl ist das Gründerteam. Wir suchen nach einer Kombination aus ambitionierten Zielen und komplementären Stärken im Team, sowohl im technischen als auch im kommerziellen Bereich. Zusätzlich achten wir auf die Bereitschaft zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Identifikation und Auswahl der Start-ups ist unser tiefes und vertrauensvolles Netzwerk mit Gründungszentren, Universitäten und bestehenden Partnern.

VC Magazin: Was zeichnet den Gründerfonds Ruhr als Sparringspartner für Gründer besonders aus?

Kortenbrede: Unser einzigartiger Mehrwert liegt in der Kombination aus unserem breit
aufgestellten Netzwerk und dem Zugang zu spezifischem Branchenwissen in verschiedensten
Themenbereichen. Die räumliche Nähe ist dabei ein zusätzlicher Vorteil, wenn es darum geht, sich aktiv einzubringen. Dies ermöglicht nicht nur schnelle persönliche Treffen, sondern erleichtert auch die Ideenfindung bei Infrastrukturentscheidungen und anderen standortspezifischen Fragen.

Gräfe: Zudem verfügen wir über ein umfangreiches Netzwerk an Unternehmen aus der Region, regionalen und überregionalen Investoren sowie Ökosystempartnern, deren Stärken wir bestmöglich für unsere Start-ups einbringen. Dieses Netzwerk erstreckt sich über das Ruhrgebiet hinaus und ermöglicht unseren Start-ups auch Vorteile außerhalb der Region. Ein besonderer Mehrwert für unsere Portfoliounternehmen ist zudem der Zugang zu Co-Investoren bei Folgefinanzierungen über unsere Fondsinvestoren.

VC Magazin: Auf welche Branchen setzen Sie mit dem neuen Fonds?

Gräfe: Der Gründerfonds Ruhr ist grundsätzlich ein branchenübergreifender Frühphaseninvestor. Wenn eine Idee und das Team uns überzeugen, sind wir durchaus offen für verschiedene Sektoren. Die Stärken der Region im B2B-Bereich prägen jedoch unseren Fokus. Insbesondere die Bereiche Cybersecurity, Healthtech, Life Sciences, Logistik sowie Energie und Industrie stellen Schwerpunkte dar. Hier sehen wir ausgezeichnete Rahmenbedingungen in der Region, verbunden mit einem positiven gesamtwirtschaftlichen
Ausblick.

VC Magazin: Was muss ein Gründerteam mitbringen, damit die Geschäftsidee für Sie spannend ist? Wie werden Sie am liebsten von Gründern angesprochen?

Kortenbrede: Im Idealfall bringt das Gründerteam eine Idee mit, die über einen klaren USP verfügt, deren Anwendungsbereich in einem ausreichend großen Markt liegt, die ein skalierbares Geschäftsmodell aufweist sowie auf ambitionierten Zielen der Gründer fußt. In diesem Fall freuen wir uns über eine direkte Ansprache – über unsere Website oder unser LinkedIn-Unternehmensprofil. Auch eine Kontaktaufnahme über Netzwerkpartner oder befreundete Investoren ist ein guter Weg, an uns heranzutreten, und natürlich treten wir auch selbst aktiv mit vielversprechenden Start-ups in Kontakt.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Über die Interviewpartner:

Ann-Christin Kortenbrede ist seit März 2024 Managing Director beim Gründerfonds Ruhr. Nach ihrem M.Sc. an der Universität Münster und Erfahrungen im Investmentbanking investierte sie vier Jahre für den Impact-Fonds Pomona Impact in Zentralamerika. Zurück in Deutschland bringt sie ihre internationale Erfahrung hierzulande ein, unterstützte Start-ups als Coach und war als Investorin bei eCapital tätig.

Jan Gräfe bringt als Managing Director beim Gründerfonds Ruhr seit 2021 umfassende Erfahrung aus der Start-up-Welt mit. Bei Axel Springer Digital Ventures verantwortete er die Investmentaktivitäten und betreute zahlreiche Portfoliounternehmen im Digitalbereich. Zuvor sammelte er als Berater bei der US-Investmentbank Jefferies mehrjährige Erfahrung in M&A- und Finanzierungsprojekten.