Bildnachweis: Heuking, EnjoyVenture Management, Zerbach & Company Corporate Finance.
Seit 25 Jahren widmet sich das Private Equity Forum NRW (PEF) der Vernetzung und dem Wissensaustausch in der Private Equity- und Venture Capital-Branche. Dabei hat sich das Forum im Laufe der Jahre beständig weiterentwickelt und mehrfach neu erfunden.
Gegründet wurde der Verein zunächst als „Venture Capital Forum“ in den späten 1990er-Jahren auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase. „Damals gab es fast jede Woche einen Börsengang“, erinnert sich Wolfgang Lubert, Geschäftsführer der Düsseldorfer Beteiligungsgesellschaft EnjoyVenture und langjähriger Vorstand des PEF, „in der Szene herrschte Goldgräberstimmung.“ Networking und Austausch innerhalb der Branche fanden in erster Linie auf Liveveranstaltungen statt. Gleichzeitig war privates Eigenkapital für viele Unternehmer noch Neuland und der Markt sehr intransparent. Zusammen mit einer Handvoll Mitstreitenden, darunter Investoren, Anwälte und Berater, hob Lubert die Plattform mit aus der Taufe. „Durch das Forum wollten wir in erster Linie Kapitalsuchende und Kapitalgeber zusammenbringen.“ Das Konzept schlug ein, in der Düsseldorfer City und auf dem Areal des noch jungen Düsseldorfer Medienhafens stiegen bald regelmäßig Partys mit Hunderten Gästen. „Als Einstieg gab es ein kurzes Impulsreferat, dann ging es um Networking und die Anbahnung von Deals“, sagt Lubert. Vom ersten Treffen bis zum Notartermin vergingen häufig nur wenige Wochen. Erfolgreiche Unternehmer wie die Samwer-Brüder, die gerade Alando an eBay verkauft hatten, nahmen regelmäßig als Speaker und Gäste bei den Treffen teil. Die Events wurden schnell zum festen Treffpunkt der Branche. Die Locations, typischerweise größere Restaurants und Cocktailbars, waren meistens überfüllt. „Im persönlichen Austausch innerhalb der Community erfährt man die aktuellsten Neuigkeiten aus der Szene“, sagt Dr. Jörg aus der Fünten, Rechtsanwalt und Partner bei Heuking in Köln. Er nimmt seit 2000 an den Veranstaltungen teil, seit 2006 ist seine Kanzlei Mitglied. Am PEF schätzt er seit Beginn den ungezwungenen Austausch mit interessanten Persönlichkeiten.
Internetblase platzt – Forum erfindet sich neu
Mit dem Einbruch des Neuen Markts im Jahr 2000 fand die Euphorie ein jähes Ende. „Nach den ersten Pleiten an den Börsen zog die Krise sehr schnell weite Kreise“, erinnert sich Lubert, „die Internetblase platzte, und spätestens nach dem Anschlag auf die Twin Towers am 11. September 2001 war alles wie gelähmt.“ Risikokapital war nicht mehr attraktiv. Die Branche hatte nunmehr eher ein halbseidenes Image, welches sich auch später in der Heuschreckendebatte noch einmal manifestierte. Die Mitgliederzahlen des PEF sanken ab Mitte 2000 innerhalb kurzer Zeit von über 100 auf knapp über 20. Für Gründer war es zu dieser Zeit besonders schwierig, Investoren zu finden. An vielen Stellen war staatliche Hilfe nötig, um den Markt für Risikokapital wieder zu etablieren. Das Team spielte zwischenzeitlich mit dem Gedanken, den Verein einzustellen. Im Jahr 2002 wurde Wolfgang Lubert zum Vorsitzenden gewählt; seine Frau Birgit übernahm die Veranstaltungsorganisation. „Um die Kosten zu reduzieren, kündigten wir unter anderem die PR-Agentur und holten die gesamte Organisation ins Haus“, so Birgit Lubert. Die Veranstaltungen fanden nun in den Häusern der Mitglieder statt und die Plattform wurde auch thematisch weiterentwickelt. „Das PEF hat aus der Not eine Tugend gemacht und sich dem etablierteren Private Equity-Markt zugewandt“, so aus der Fünten. Venture Capital wurde dabei als Teilbereich von Private Equity angesehen, sodass auch die Start-up-Szene weiterhin im Fokus der Events stand. Inhaltlich ging es nun deutlich stärker um den Ausbau von Wissen, unter anderem durch Workshops und Thementage. Im Jahr 2004 wurde der Verein in Private Equity Forum NRW umbenannt.
Sprachrohr der Branche in NRW
2006 wurde aus der Fünten zum Beisitzer des Vorstands gewählt. „Neben der Vernetzung und Fortbildung der Mitglieder haben wir auch den Anspruch, als Sprachrohr der Branche in NRW zu dienen und Kontakte in die Politik zu knüpfen“, so der Anwalt. Das PEF formte einen Beraterzirkel, der unter anderem Standarddokumente für die Branche bereitstellte und ein Private Equity-Lesebuch auflegte. „Durch die inhaltliche Neuausrichtung ist unsere Plattform auch unter erschwerten Marktbedingungen relevant geblieben“, so Wolfgang Lubert. Zum zehnjährigen Jubiläum veröffentlichte das PEF zusammen mit renommierten Autoren aus Wissenschaft und Politik eine über das Bundesland hinaus viel beachtete Studie zur Entwicklung von Private Equity und Venture Capital in NRW. Mit den German Venture Days wurde auch für die Gründerszene eine große jährliche Veranstaltung ins Leben gerufen. Zudem war der Verein an der Gründung der Private Equity Konferenz NRW beteiligt, die seit 18 Jahren federführend von der NRW.Bank ausgerichtet wird. „Durch diese und weitere Initiativen wie etwa Radiobeiträge und die regelmäßige Veröffentlichung des PEF-Barometers haben wir unsere Themen auf vielerlei Weise in die Öffentlichkeit getragen“, so aus der Fünten. Der jährliche Neujahrsempfang in Düsseldorf wurde zu einem regelmäßigen Höhepunkt, bei dem sich die gesamte Branche traf.
Hochkarätige Speaker im Talkshow-Format
Da an Informationen und Know-how über das Beteiligungsgeschäft kein Mangel mehr herrschte, wurden zunehmend Themen aus anderen Feldern und erfolgreiche Unternehmer in die Events einbezogen. „Die Leute wollten nicht mehr nur Wissen vermittelt bekommen, sondern in erster Linie über den Tellerrand schauen und ihr Netzwerk erweitern“, so Birgit Lubert. Zum 15. Jubiläum konnte das PEF zum Beispiel die Gründerin der Back to Life-Stiftung, Stella Deetjen, als Speaker gewinnen, die mit einer Vielzahl von Bildungs- und Gesundheitsprojekten Tausenden von Menschen in Nepal das Leben erleichtert. Die Resonanz war überwältigend. Der Charakter der Key Notes entwickelte sich vom Vortrag zunehmend zum Talkshow-Format. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr hochkarätige Gäste, darunter der Mediziner Dietrich Grönemeyer, die Burnout-Spezialistin Dr. Mirriam Prieß sowie die blinde Spitzensportlerin und mehrfache Biathlon-Weltmeisterin Verena Bentele, die seit 2018 Präsident des VdK ist. Bei Kaminabenden teilten CEOs und Topmanager großer Unternehmen ihre Erfahrungen im kleinen Kreis. Zum 20. Jubiläum lud das PEF zu einer großen Gala mit einem bunten Unterhaltungsprogramm.
Feste Größe in der Szene
„Das PEF hat sich von der Partymaus zur etablierten Plattform entwickelt und ist heute eine feste Größe in der Szene“, sagt Wolfgang Lubert. „Damit haben wir einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Stärkung der Branche in NRW geleistet.“ Als besondere Erfolgsfaktoren für die Führung und Entwicklung des Vereins sieht Birgit Lubert eine freundliche Beharrlichkeit, den Willen zur Übernahme von Verantwortung und Zuverlässigkeit: „Ehrenamtliches Engagement führt nur dann zu guten Ergebnissen, wenn man mit ganzem Herzen bei der Sache ist.“ Diesem Motto waren Wolfgang und Birgit Lubert über 20 Jahre treu, bevor sie sich 2021 aus dem Vorstand und der Organisation des Vereins zurückzogen. „Die Coronapandemie war für das PEF eine weitere Zäsur, weil die Networking-Events gar nicht mehr oder nicht mehr in dem gewohnten Stil durchgeführt werden konnten“, so aus der Fünten. Seit 2023 führt Natascha Grosser, die zuvor bereits dem Vorstand angehörte, das PEF, ihre Stellvertreter sind Hannes Hinteregger von Avedon Capital Partners und Christoph Büth von der NRW.Bank. Georg Leander Zerbach, Gründer von Zerbach & Company Corporate Finance und Beisitzer im Vorstand, schätzt am PEF besonders das breite Netzwerk aus allen wichtigen Disziplinen, die für eine gelungene Transaktion notwendig sind – von Investoren über Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte bis hin zu M&A-Beratern. „Für die Zukunft würde ich mir eine Verdoppelung der Mitgliederzahl wünschen“, so Zerbach. „Durch den Vorstandswechsel kommt jetzt neuer Wind in das PEF“, sagt aus der Fünten, „ich bin gespannt, welche Ideen der neue Vorstand umsetzen wird, um die Private Equity- und Venture Capital-Branche noch präsenter in NRW zu machen.“ Natascha Grosser und ihr Vorstandsteam haben dazu bereits viele Pläne. Was sie sich konkret vorstellt, lesen Sie im Interview auf der nächsten Seite.
Grußwort von Christian Lindner, MdB (Bundesminister der Finanzen) zum 25. Jubiläum des PEF NRW
Sehr geehrte Damen und Herren,
bei allen Herausforderungen, vor denen Deutschland derzeit steht, kann sich unser Land auf eine Ressource mit Sicherheit verlassen: die Innovationsstärke unserer Wirtschaft. Sei es der mRNA-Impfstoff gegen Corona oder ein chemisches Verfahren, das CO2 aus der Umgebungsluft sammelt und in synthetische Kraftstoffe umwandelt – hier entsteht aus Kompetenz, Gestaltungskraft und Risikobereitschaft unsere Zukunft.
Im marktwirtschaftlichen Wettbewerb werden die besten Dienstleistungen und Produkte entwickelt und nachhaltige Wertschöpfung geschaffen. Doch gute Ideen fliegen nicht von allein. Neben Ambition und Talenten brauchen sie vor allem eines: Chancenkapital. Gerade im risikobehafteten Segment ist Private Equity eine wichtige Finanzierungsquelle für Zukunftsinvestitionen. Hier hat Deutschland noch Nachholbedarf.
Die Bundesregierung wird daher die Standortbedingungen für privates Beteiligungskapital noch weiter verbessern – denn viele institutionelle Investoren kritisieren die geringe Venture Capital-Markttiefe. Genau hier setzen wir an: Sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene wollen wir Kapital durch Public Private Partnerships hebeln. Allein der „Zukunftsfonds“ des Bundes wird mit 10 Mrd. EUR junge Technologieunternehmen bis 2030 fördern.
Mit der WIN-Initiative wollen wir zudem Kapitalsammelstellen mit ihren enormen Finanzressourcen den Weg zu Venture Capital eröffnen. Unser Ansatz: Deutsche Start-ups sollen sich zukünftig auch durch deutsche Pensionsfonds
finanzieren.
Und nicht zuletzt müssen deutsche Finanzmarktteilnehmer auch im internationalen Wettbewerb mitspielen können. Darauf werden weitere Reformschritte zielen: geringere Steuerbürokratie und eine Regulatorik mit Maß und Mitte. Hierdurch erhält die Private Equity-Branche die nötige Finanzkraft, um das Wachstum und den Wandel unserer Wirtschaft voranzutreiben. Auch in den kommenden 25 Jahren wird es dabei auf die Unterstützung Ihres kapitalstarken Vereins ankommen!