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Nicht nur, aber auch aus juristischer Sicht haben sich M&A-Transaktionen im letzten Vierteljahrhundert erheblich verändert. M&A-Verträge sind detaillierter, komplexer und umfangreicher geworden. Insbesondere regulatorische und technologische Entwicklungen haben die Art und Weise, wie M&A-Transaktionen durchgeführt werden, grundlegend beeinflusst.
Due Diligence-Prüfungen sind heute wesentlich detaillierter. Die technologische Entwicklung hat den Due Diligence-Prozess regelrecht revolutioniert. Der Einsatz von virtuellen Datenräumen, digitalen Tools und Künstlicher Intelligenz hat die Due Diligence nicht nur beschleunigt, sondern auch deren Präzision erhöht. Digitale Due Diligence ermöglicht eine schnellere und genauere Bewertung der Zielunternehmen – führt aber auch zu mehr Informationen und Erkenntnissen, die in M&A-Verträgen abzubilden sind. Gleichzeitig hat sich der Fokus der Due Diligence erweitert. Environmental, Social und Governance (ESG)-Kriterien spielen eine zunehmend wichtige Rolle bei M&A-Transaktionen. Entsprechendes gilt für Themen wie Datenschutz und Cybersicherheit, die den Fokus der Due Diligence erweitert haben.
Komplexere Vertragsgestaltung
Bedingt durch die vorgenannten technologischen und regulatorischen Entwicklungen ist auch die Vertragsgestaltung bei M&A-Transaktionen umfassender und komplexer geworden. M&A-Verträge enthalten heute beispielsweise detailliertere und spezifischere Kataloge von Garantien und Zusicherungen, um die im Due Diligence-Prozess gewonnenen Erkenntnisse abzubilden und die erkannten Risiken abzudecken. Earn-out-Klauseln, die die Ungewissheit der zukünftigen Performance des Zielunternehmens in einem von geopolitischen Unsicherheiten geprägten Marktumfeld zwischen Verkäufer und Käufer aufteilen, sind häufiger geworden. Material Adverse Change (MAC)-Klauseln haben in der Coronapandemie ein Comeback erlebt.
Private Equity
Der M&A-Markt und damit auch die M&A-Transaktionen werden nicht zuletzt auch verstärkt von Finanzinvestoren geprägt. Der deutsche Mittelstand begann sich in den letzten Jahren langsam, aber sicher für Private Equity zu öffnen. Auch dies beeinflusst M&A-Verträge, da Finanzinvestoren von spezifischen Interessen geleitet werden. Private Equity-Investoren denken Exit-Strategien von Anfang an mit. Der Verkäufer und die bestehende Geschäftsführung werden regelmäßig beteiligt, um deren Anreize mit den Zielen des Private Equity-Investors in Einklang zu bringen. Dies umfasst auch detaillierte Vorstellungen und Regelungen für die Post-Closing-Phase, um den Wert des Zielunternehmens zu steigern und den Erfolg der Investition zu sichern.
Internationalität
Und nicht zuletzt hat auch die immer weiter voranschreitende europäische Integration die M&A-Transaktionen in den letzten 25 Jahren erheblich beeinflusst. Durch die Schaffung eines immer besser integrierten europäischen Binnenmarkts sowie durch eine immer weiter voranschreitende Harmonisierung von Regeln sind grenzüberschreitende Transaktionen auch im Mittelstand heute keine Ausnahme mehr. Aus juristischer Sicht gehört das Handling grenzüberschreitender Sachverhalte und Rechtsfragen, einschließlich interkultureller Kompetenzen, daher zu einer modernen M&A-Transaktion.
Fazit und Ausblick
M&A-Transaktionen sind ein Spiegelbild der globalen regulatorischen, technologischen und auch wirtschaftlichen Entwicklungen – und werden es weiter bleiben. Eine erhöhte Regulierungsdichte, technische Entwicklungen, insbesondere im Bereich der Due Diligence, und ein sich stetig wandelndes Marktumfeld werden M&ATransaktionen auch weiterhin prägen und die Komplexität von M&A-Verträgen weiter steigern.
Über den Autor:
Marius Rosenberg, Fachanwalt für internationales Wirtschaftsrecht, ist Partner im Bereich Corporate/M&A bei Tigges Düsseldorf mit besonderer Expertise in der Beratung von Technologieunternehmen, Start-ups und im Venture Capital-Bereich.