Bildnachweis: Drake Star.
Die M&A-Landschaft entwickelt sich ständig weiter. Es tauchen neue Sektoren auf, die das Interesse von Investoren wecken und das M&A-Geschäft prägen – gleichzeitig verlieren andere Branchen an Relevanz. In diesem dynamischen Umfeld, das beeinflusst ist von wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, ist es wichtig, Trends frühzeitig zu erkennen, um Unternehmen optimal auf eine Transaktion vorzubereiten.
Vor dem Blick in einzelne Sektoren sei betont, was sich übergreifend beobachten lässt: Käufer
sind bei der Auswahl der Investitionsobjekte im Technologiebereich noch wählerischer geworden; gleichzeitig prüfen Unternehmen und Private Equity-Investoren, welche Lücken sie oder ihre Portfoliounternehmen bei relevanten Technologien oder Fähigkeiten haben, die sie für die (digitale) Transformation ihrer Geschäftsmodelle benötigen. Dabei gibt es zentrale Punkte, auf die Investoren – sowohl Strategen als auch Finanzinvestoren – bei der Auswahl ihrer Targets achten. Für SaaS-Firmen sind das KPIs wie die Rule of 40, Net Retention Rate, Revenue Growth, Marktpotenzial oder auch Vertragsdauer und Skalierbarkeit, um nur einige zu nennen. Die Gewichtung der einzelnen Kennzahlen kann sich unterscheiden; durchgängig hoch relevant ist mittlerweile Profitabilität. Langfristige Wachstumsperspektiven sind gut, reichen aber allein nicht mehr aus.
Digitalisierung und KI im Fokus: Die Schlüsselbranchen im M&A-Markt
Über alle Verticals hinweg sind Unternehmen, die Software as a Service entwickeln und anbieten, für M&A-Transaktionen schon seit einiger Zeit äußerst gefragt. Denn: SaaS-Modelle ermöglichen die Automatisierung und Optimierung von Prozessen sowie datenbasierte Einblicke, die es Unternehmen erleichtern, wettbewerbsfähig zu bleiben und auf dynamische Marktanforderungen schnell zu reagieren. Mit der zunehmenden Digitalisierung aller Lebens- und Arbeitsbereiche wächst auch die Bedrohung durch Cyberangriffe – Cybersecurity ist daher eine der gefragtesten Branchen. Auf Datenschutz, Netzwerksicherheit oder Cloudsicherheit spezialisierte Unternehmen stehen somit im Zentrum des Interesses von Käufern, die ihre Sicherheitsarchitekturen auf den neuesten Stand bringen wollen. Gleichzeitig führt die zunehmende Bedeutung von KI als Bestandteil von Cyberprodukten zu Dynamik und Innovationen im Sektor. Der Bereich HR Tech steht bei Investoren hoch im Kurs, da die Digitalisierung von Personalprozessen immer wichtiger wird. Unternehmen setzen verstärkt auf Technologien zur Optimierung von Talentmanagement, Mitarbeiterbindung und Recruiting, um im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich zu bleiben. HR Tech bietet Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, effizienter zu arbeiten, Daten besser zu nutzen und personalisierte Mitarbeitererfahrungen zu schaffen. Die rasche Verbreitung von HR Tech, insbesondere der Wechsel von On-Premise- zu Cloudlösungen, wird durch den Fachkräftemangel, demografische Veränderungen und den wachsenden Bedarf an digitalisierten Arbeitsprozessen vorangetrieben. Auch Compliance- und Regulatory Tech sind derzeit besonders gefragt für M&A-Transaktionen, da die Anforderungen an diese Themen weltweit zunehmen; vor allem aufgrund der steigenden Komplexität vieler Abläufe. Unternehmen müssen sich an immer strengere Vorschriften halten, was den Bedarf an innovativen Technologien zur Automatisierung und Überwachung von Compliance-Prozessen steigert. Ziel ist es, Risiken zu minimieren und Strafen zu vermeiden. Von Telemedizin und digitaler Patientenüberwachung bis hin zu Innovationen in der Diagnostik – die Healthtech- und Life Sciences-Branche ist für Investoren äußerst attraktiv. Besonders spannend sind Unternehmen, die sich auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, Daten und Technologie zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung spezialisieren. Experten stellen fest, dass Fusionen und Übernahmen zunehmend genutzt werden, um kleinere Konkurrenten zu übernehmen und dadurch Zugang zu neuen Kunden, geografischen Märkten sowie zusätzlichen Produkten oder Funktionen zu erhalten. Der Fintech-Sektor liegt auch wieder im M&A-Fokus: Besonders Unternehmen, die sich mit Digital Payments, B2B-Software für Finanzdienstleister und Blockchain beschäftigen, ziehen Investoren an. Darüber hinaus sehen wir auch mehr Interesse an der Konsolidierung innerhalb verschiedener Fintech-Sektoren. Die voranschreitende Digitalisierung hat den Bedarf an innovativen Zahlungslösungen, Kryptowährungen, dezentralen Finanzsystemen, aber auch entsprechender Regulierung deutlich beschleunigt. Auch Embedded Finance, wobei Finanzdienstleistungen nahtlos in die Plattformen und Ökosysteme anderer Branchen integriert werden, wächst stark. Da europäische Banken bisher eher selten als Käufer von Fintechs aktiv geworden sind, schauen sich zunehmend auch Private Equity-Unternehmen am Markt um. Viele Finanzdienstleister haben sich noch nicht tiefergehend mit KI beschäftigt – insofern besteht erheblicher Aufholbedarf und damit enormes Potenzial für B2B-Fintechs. Ein Aspekt, der sich wie erwähnt durch diese und viele weitere Sektoren zieht, ist Künstliche Intelligenz. Die Anwendungsbereiche reichen von Sprach- und Bilderkennung über autonomes Fahren bis hin zu Predictive Analytics. In den kommenden Jahren dürfte sich die Technologie stark weiterentwickeln, und Unternehmen werden entsprechende Lösungen skalieren. Der Investorenfokus liegt auf Effizienzsteigerung und Kostensenkung.
Fazit
Während die genannten Branchen bereits jetzt stark nachgefragt sind, gibt es auch Bereiche, die in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen dürften, etwa Quantum Computing sowie Space- und Defensetech. Tendenziell schwer haben es aktuell übrigens B2C-Angebote. In der M&A-Beratung liegt die Kunst darin, nicht nur aktuelle Hypebranchen zu identifizieren, sondern auch zukünftige Entwicklungen und Marktpotenziale zu erkennen. Wer die Trends von morgen schon heute im Blick hat, kann Kunden den entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Über den Autor:
Julian Ostertag ist Co-Founder & Managing Partner der Tech-Investmentbank Drake Star und leitet gemeinsam mit Ralf Philipp Hofmann das deutsche Geschäft.