Transformation der Verpackungsindustrie

Watttron: Patentierte Heizsysteme für thermische Prozesse in der Produktion

Sören Schuster (TGFS Technologiegründerfonds Sachsen) & Marcus Stein (watttron)
Sören Schuster (TGFS Technologiegründerfonds Sachsen) & Marcus Stein (watttron)

Bildnachweis: TGFS Technologiegründerfonds Sachsen, watttron, VentureCapital Magazin.

Dass Verpackungen und Verpackungsmüll eine entscheidende Rolle beim Umwelt- und Klimaschutz spielen, ist den meisten Menschen bekannt. Weniger bekannt ist dagegen, wie Verpackungen produziert werden und welche technischen Herausforderungen bei der Umstellung auf neues Verpackungsmaterial und nachhaltige Produktion zu meistern sind.

„Die Verpackungsindustrie ist eine riesige Branche – und gleichzeitig in der Öffentlichkeit kaum präsent“, sagt Marcus Stein, CEO der watttron GmbH aus Freital. watttron entwickelt und produziert Heizsysteme, die in Industrieprozessen zum punktgenauen Temperieren eingesetzt werden. Die patentierte Technologie ermöglicht unter anderem, die Herstellung von Verpackungen im Hinblick auf den Materialeinsatz und Energieverbrauch zu optimieren. Mit einer integrierten Technologieplattform erhalten die Kunden die volle Kontrolle über die thermischen Prozesse in der Produktion. Die präzise Temperatursteuerung großer Flächen ermöglicht es, auch auf älteren Maschinen biobasierte und recycelte Materialien zu verarbeiten und dadurch insbesondere Konsumgüterverpackungen nachhaltiger zu produzieren.

TGFS Technologiegründerfonds Sachsen mit Vision überzeugt

Die watttron GmbH entstand als Ausgründung aus dem Institut für Naturstofftechnik der Technischen Universität Dresden und dem Fraunhofer-Institut für Verarbeitungsmaschinen und Verpackungstechnik (IVV) Dresden. „Wir hatten erkannt, dass unsere Technologie eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Transformation der Verpackungsindustrie spielen kann, und wir wollten nicht, dass sie in der Schublade verschwindet“, sagt Stein. Zum Gründungsteam zählten zudem Ronald Claus von Nordheim (CPO) und Dr. Sascha Bach (CTO). Die ersten Jahre konnten Stein und sein Team durch Bootstrapping und die ersten Umsätze finanzieren. Wagniskapitalinvestoren zu gewinnen, war zunächst jedoch schwierig. „Als Hardwarehersteller in einem Industriemarkt, der sehr lange Planungszyklen hat, lagen wir für die meisten Venture Capital-Fonds außerhalb des Investmentfokus“, so Stein. Unter anderem mit dem TGFS Technologiegründerfonds Sachsen, Constantia New Business und SKion fand watttron Finanzierungspartner, die das Business verstanden und die Chancen nutzen wollten. „Einerseits überzeugte uns das gut aufgestellte und engagierte Team mit einer klaren Vision und fundiertem Know-how“, sagt Sören Schuster, Geschäftsführer des TGFS in Leipzig. „Zudem adressieren die Heizsysteme konkrete Herausforderungen im Verpackungsbereich und bieten konkreten, nachhaltigen Kundennutzen.“ Auch das skalierbare Geschäftsmodell versprach langfristiges Wachstumspotenzial. Der Standort Freital sei für watttron ein wichtiger Pluspunkt, so Schuster: „Die gute Infrastruktur in der Nähe von Dresden bietet optimale Bedingungen für die Geschäftsentwicklung, einschließlich ausreichender Erweiterungsmöglichkeiten für zukünftiges Wachstum.“

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Überzeichnete Series B und Aufbruch in neue Märkte

Heute beschäftigt watttron über 80 Mitarbeitende. Zu den Kunden zählen unter anderem Procter & Gamble und alle weiteren globalen Konsumgüterhersteller. Zudem arbeitet das Start-up mit immer mehr Maschinenherstellern direkt zusammen, die die Technologie in neue Anlagen integrieren. Auch die Nachfrage seitens Investoren ist gewachsen. Die Series B-Runde im Mai mit einem Volumen von 12 Mio. EUR war sogar überzeichnet. Als neuer Lead Investor stieg der European Circular Bioeconomy Fund (ECBF) ein; außerdem investierte der Circular Innovation Fund (CIF), ein globaler Venture Capital-Fonds, den die europäische Demeter und die nordamerikanische Cycle Capital verwalten. Starkes Wachstumspotenzial sieht Stein aktuell im Zusammenhang mit der Einführung der europäischen Verpackungsverordnung PPWR, welche bestimmte Kunststoffverpackungen verbietet und somit den industriellen Wandel forciert. Zudem wollen Stein und sein Team die Technologie bald in weitere produzierende Industrien einführen, unter anderem in den Branchen Biotech, Chemie und Elektronik.