Es ist noch Platz im Ökosystem

Kommentar

Christoph Büth (NRW.Bank)
Christoph Büth (NRW.Bank)

Bildnachweis: NRW.Bank, VentureCapital Magazin, Pexels.

Viele Gründe sprechen dafür, sich als Business Angel zu engagieren – in der Nische der „Spezies“ Business Angels ist noch Platz. Die Vorteile sind vielfältig, von der Weitergabe der unternehmerischen Expertise an Start-ups über die Möglichkeit, das Unternehmen mitzugestalten, bis hin zur Diversifizierung des Vermögens.

Was haben der Gründer des Finanzvertriebs AWD, Carsten Maschmeyer, United Domains-Gründer Florian Huber und die Flixbus-Gründer gemeinsam? Sie sind alle Business Angels und entwickeln junge, innovative Unternehmen. Im Vergleich zu Venture Capital-Gesellschaften, die externes Kapital investieren, bringen sie sich zusätzlich zu ihrem finanziellen Engagement aktiv in diese jungen Unternehmen ein und öffnen ihnen den Zugang zum eigenen Netzwerk. Dieses Engagement erhöht die Erfolgsaussichten des Start-ups. Zugleich mindern Privatinvestoren ihr eigenes finanzielles Risiko, wenn sie Gründungsteams tatkräftig unter die Arme greifen.

Nicht nur männliche Business Angels unterwegs

Business Angels sind wichtig – für das einzelne junge Unternehmen, in das ein Angel investiert, ebenso wie für den Wirtschaftsstandort: Denn ohne Finanzierung bleiben viele innovative Ideen auf der Strecke oder kommen nicht in Fahrt. In der Regel investieren Business Angels, bevor professionelle institutionelle Investoren in späteren Unternehmensphasen einsteigen. Wobei Engel nicht nur männlich sind: Zwar sind Frauen im informellen Beteiligungskapitalmarkt unterrepräsentiert – aber allmählich ändert sich dies.

Aktive Business Angels sorgen für Schlagkraft

Von Engeln kann es außerdem nie genug geben – auch von Angel-Investoren nicht. Damit alle guten Geschäftsideen ihre nötige Anschubfinanzierung erhalten, braucht es mehr Business Angels, die mehr Wagniskapital zur Verfügung stellen. Ein schlagkräftiges Start-up-Ökosystem lebt von möglichst vielen und aktiven Business Angels. Das Netzwerk win NRW.Bank Business Angels Initiative (win) ist als Netzwerk in ganz NRW aktiv und vernetzt dabei Start-ups und Business Angels miteinander, die sonst nicht zueinanderfinden würden. Seit ihrem Start vor inzwischen mehr als 25 Jahren hat sich win zu einem bedeutenden Netzwerk von privaten Unternehmerinvestoren in Nordrhein-Westfalen entwickelt.

Netzwerktreffen sorgen für Erfolg

Die Entwicklung geht weiter. Im Oktober ist die NRW.Bank Sponsorin des ersten Angel Network NRW Summit in ihrer Zentrale in Düsseldorf. Business Angels-Netzwerke und -Clubs aus NRW, ausgewählte Business Angels und Start-ups kommen zusammen, um überregional die Zusammenarbeit zu intensivieren. Dass solche Netzwerktreffen zum Erfolg führen, zeigte
zum Beispiel die 18. Private Equity-Konferenz NRW im Mai 2024. Dort fand ein Business Angel aus Belgien das zu ihm passende Start-up Scalara aus Brühl bei Köln. Scalara hat eine Software für Hausverwaltungen entwickelt, die in der Immobilienbranche auf wachsendes Interesse stößt. Auch consalio aus Düsseldorf zog dort das Interesse eines Business Angels auf sich. Gemeinsam wollen sie mit der innovativen Beratungskosten-Management-Software den Markt erschließen.

25 Jahre Private Equity Forum NRW
25 Jahre Private Equity Forum NRW

Fazit

Dabei ist das Netzwerken nicht nur für die Start-ups von Vorteil, sondern auch Business Angels selbst profitieren, indem sie sich gegenseitig Bälle zuspielen. Der eine trifft ein interessantes Start-up, das nicht so richtig ins eigene Portfolio passt – aber über das Netzwerk reicht er das Gründerteam weiter an den perfekt passenden Angel-Investor. Frei nach dem Motto: Nur gemeinsam sind wir stark! Denn es gilt die Daumenregel: je größer und aktiver das Netzwerk, desto größer der Gewinn für alle.

Über den Autor:

Christoph Büth ist Bereichsleiter Eigenkapitalfinanzierungen der NRW.Bank.