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Beim Einstieg eines Venture Capital-Investors denken viele Gründer noch nicht daran, wie sich die Wege nach der Haltedauer wieder trennen werden. Warum das aber wichtig ist und was es dabei zu beachten gibt, weiß Mathias Klozenbücher von FCF Fox Corporate Finance.
VC Magazin: Gründer sind bei ihren Unternehmensplänen in der Regel auf Kapital angewiesen. Venture Capital-Gesellschaften können sowohl in der Seed- als auch in späteren Phasen unterstützen. Worauf sollten Gründer bei der Auswahl des passenden
Finanzierungspartners achten?
Klozenbücher: Bei der Auswahl des richtigen Finanzierungspartners sollten Gründer
mehrere Aspekte berücksichtigen. Erstens ist es wichtig, auf die Erfahrung des Investors im entsprechenden Marktsegment zu achten: Hat er bereits erfolgreich in Unternehmen aus der gleichen Branche investiert und diese begleitet? Diese Erfahrung kann einen enormen Unterschied machen. Zweitens sollte der Gründer prüfen, ob der Investor über Kapital hinaus auch strategischen Mehrwert bieten kann – sei es durch Netzwerke, operative Unterstützung oder branchenspezifisches Knowhow. Drittens ist die Beziehung zwischen Gründer und Investor entscheidend. Stimmt die Chemie? Teilen sie ähnliche Werte und Visionen? Gerade bei langfristigen Partnerschaften ist das von Bedeutung. Und nicht zuletzt sollten die finanziellen Konditionen genau geprüft werden: Wie viel Mitspracherecht erhält der Investor? Welche Kontrollmechanismen
werden festgelegt? Eine klare Vereinbarung hilft, späteren Konflikten vorzubeugen
– für mich der wichtigste Punkt, denn hier habe ich schon viele Konflikte gesehen.
Es ist entscheidend, sorgfältig zu evaluieren, welche Investoren zu den verschiedenen
Entwicklungsphasen eines Unternehmens passen. In der Frühphase ist der Kapitalbedarf oft geringer als in späteren Stadien, weshalb Business Angels oder Family Offices eine attraktive Option darstellen. Ihre Investitionsbedingungen sind häufig flexibler und auf die Bedürfnisse junger Unternehmen besser zugeschnitten als jene großer Venture Capital-Fonds. Bei FCF legen wir besonderen Wert auf den Zugang zu Family Offices und Business Angels, auch wenn diese Investorengruppen schwer zugänglich sein können.
VC Magazin: Müssen Grown-ups noch Weiteres berücksichtigen?
Klozenbücher: Für Unternehmen in späteren Phasen mit hohem Kapitalbedarf, insbesondere im Bereich von über 50 Mio. EUR, sind größere Venture Capital- oder Private Equity-Fonds häufig die bessere Wahl. Insbesondere im Biotech- und Pharmasektor erfordert die späte Phase der klinischen Entwicklung erhebliche Finanzmittel, was häufig zu Partnerschaften oder sogar einem Börsengang führt.
VC Magazin: Ein wichtiger Aspekt, der beim Einstieg gern außer Acht gerät, ist der Exit
der Beteiligungsgesellschaft. Warum ist es für Gründer wichtig, frühzeitig auch darüber
nachzudenken, welche Optionen für einen Exit bestehen?
Klozenbücher: Das Thema Exit wird von Gründern häufig unterschätzt. Dabei ist es entscheidend, sich ab dem ersten Tag potenzielle Exit-Partner in den Blick zu nehmen. Das umfasst die Auswahl der Investoren, sprich: Welche Firmen stehen dem Investor nahe? Weiterhin zählen die Auswahl von Kollaborationspartner, Distributionspartner und vieles mehr. Man weiß nie, wann man einen potenziellen Exit-Partner trifft; oft geschieht es dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Ein Exit sollte immer aus einer Position der Stärke initiiert werden und nicht erst, wenn keine weiteren Investitionsmöglichkeiten mehr zur Verfügung stehen. Es muss von Anfang an ein
Exit-Plan vorliegen. Dies hilft nicht nur, die Investoren langfristig zu binden, sondern bietet auch eine strategische Orientierung. Dennoch muss ein gewisses Maß an Flexibilität bewahrt werden, da sich die Umstände oft ändern können. Gründer sollten bereits zu Beginn grundlegende Fragen im Rahmen ihrer Unternehmensvision beantworten können: Handelt es sich um einen Verkauf an einen strategischen Käufer, eine Übernahme durch Private Equity oder möglicherweise einen Börsengang? Eine frühzeitige Antwort auf diese Fragen kann dazu beitragen, die bestmögliche Bewertung und die langfristigen Perspektiven des Unternehmens zu sichern.
VC Magazin: Auf welche Aspekte und Klauseln sollten Gründer hinsichtlich des Exits
beim Beteiligungsvertrag achten?
Klozenbücher: Hier gibt es einige wesentliche Punkte, auf die Gründer besonders achten sollten. Ein Beispiel ist die sogenannte Drag Along-Klausel. Diese erlaubt es einem Großinvestor, andere Gesellschafter – also auch die Gründer – zum Verkauf zu zwingen, wenn er seine Anteile verkauft. Das kann problematisch sein, wenn die Gründer nicht verkaufen wollen. Umgekehrt gibt es die Tag Along-Klausel, die sicherstellt, dass auch Gründer ihre Anteile zu den gleichen Bedingungen verkaufen können, wenn ein Investor verkauft. Daneben sind Liquidationspräferenzen ein wichtiges Thema. Diese legen fest, wer bei einem Exit als Erstes Geld bekommt und in welcher Höhe. Zudem sollten Gründer genau verstehen, wie die Bewertungsmethodik bei einem Exit aussieht und welche Mitspracherechte sie haben. Es ist entscheidend, dass Gründer sich hier gut beraten lassen, um böse Überraschungen zu vermeiden.
VC Magazin: Welche Exit-Kanäle sind derzeit im Markt am beliebtesten?
Klozenbücher: Derzeit sehen wir, dass strategische Verkäufe – also an größere Unternehmen – zu den beliebtesten Exit-Kanälen gehören. Diese bieten oft die besten Bewertungen, da sie nicht nur das Unternehmen, sondern auch potenzielle Synergien berücksichtigen. Auch der Verkauf an Private Equity ist eine gängige Option, vor allem für Unternehmen, die noch nicht bereit für einen Börsengang sind, aber bereits signifikantes Einkommen zeigen. Oft sehen wir auch Fusionen zweier Start-ups, die zusammen signifikante Synergien schaffen und durch eine kombinierte Value Proposition eine höhere Bewertung erzielen können und zusätzliches Kapital akquirieren. Dies sind einige der häufigsten Exits, die wir beobachten.
VC Magazin: Welche Erwartungen haben Sie hinsichtlich Börsengängen?
Klozenbücher: Was die Zukunft europäischer Börsengänge betrifft, gibt es durchaus
positive Anzeichen. Europa holt langsam auf, insbesondere im Bereich Technologie und
Deeptech. Ich erwarte, dass wir in den kommenden Jahren mehr IPOs in diesen Sektoren sehen werden, insbesondere da nachhaltige Investitionen und digitale Innovationen zunehmend in den Fokus rücken. Dennoch bleibt der US-Markt in Sachen Börsengänge noch eine Nasenlänge voraus.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Über den Interviewpartner:
Mathias Klozenbücher ist molekularer Genetiker und studierte an der Universität Wien und der University of California Los Angeles (UCLA). Nach 15 Jahren in den USA arbeitete er als Head of M&A und Business Development für Speedinvest, einen der größten europäischen Seed-Venture-Capitalisten, und war als unabhängiger Berater für Pharma tätig, bevor er als Managing Director bei FCF anfing.