„Wir fördern den Scale-up von Technologien“

Interview mit Sascha Lademann, Startup Labor Schwedt

Sascha Lademann (Startup Labor Schwedt)
Sascha Lademann (Startup Labor Schwedt)

Bildnachweis: Startup Labor Schwedt, VentureCapital Magazin.

Schwedt gehört mit 360 Quadratkilometern zu den flächengrößten Gemeinden Deutschlands und punktet mit seiner Nähe zu Berlin und Stettin. Der Industriestandort – die PCK-Raffinerie und die europaweit erste Bioethanolanlage Verbio sitzen vor Ort – bietet auch Gründern viel Potenzial.

VC Magazin: Mit dem Labor möchten Sie den Ölraffineriestandort Schwedt neu ausrichten und Gründern die Möglichkeit geben, sich mit neuen ressourcentechnischen Industrien anzusiedeln. Was können Sie Gründern im Detail bieten?

Lademann: In Schwedt/Oder haben wir momentan die Chance, ein reales industrielles
Transformationsszenario zu nutzen, um es mit dem Innovationsgeist der Start-up-Welt zu verbinden. Das heißt, Start-ups können mit ihren Lösungen echten Impact generieren, am Übergang zur klimaneutralen Kreislaufwirtschaft mitwirken und industrielle Partnerschaften aufbauen. Darüber hinaus bietet ein Industriestandort mit zwei großen Industrieparks natürlich gute Voraussetzungen, um insbesondere den Scale-up von Technologien zu fördern. Dadurch lassen sich Projekte realisieren, die schon einige Anforderungen an Infrastrukturen und Genehmigungslagen erfordern. Hinzu kommt, dass in Schwedt auch weit über 100 Unternehmen im Bereich der industriellen Services ansässig sind. Da reicht das Spektrum vom Engineering über den Anlagenbau bis hin zur Reinigung der Behälter. Solche spezialisierten Angebote braucht es natürlich, um größere Demonstrationsprojekte schnell und sicher umsetzen zu können. Mit unseren Startup Challenges schaffen wir zudem ein Instrument, um Projekte junger Unternehmen am Standort möglichst unkompliziert zu finanzieren.

VC Magazin: Sie kooperieren mit der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Wie sieht die Zusammenarbeit aus?

Lademann: Wir sind ein Projekt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, welches vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und dem brandenburgischen Wissenschaftsministerium gefördert wird. Die Umsetzung erfolgt gemeinsam mit industriellen Partnern vor Ort. Dadurch können wir auf das wissenschaftliche Know-how der Hochschule sehr gut zugreifen. Im Falle unserer Hochschule ist das vor allem die hohe Expertise im Bereich der nachwachsenden Rohstoffe, aber eben auch, darüber nachzudenken, wie so ein Industriestandort
wirklich nachhaltig werden kann.

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VC Magazin: Was hat es mit den Startup Challenges auf sich, die Sie im Oktober starten?

Lademann: Mit unseren Startup Challenges wollen wir Start-ups die Chance geben, Pilotprojekte an unserem Standort durchzuführen. Dafür muss nicht gleich das ganze Start-up nach Schwedt wechseln, sondern wir stellen ein Budget zur Verfügung, mit dem ein Projekt durchgeführt werden kann. Dafür veröffentlichen wir eine Ausschreibung zu einem für uns relevanten Thema und Start-ups können sich darauf bewerben, besser gesagt: ein Angebot abgeben. Die Teams werden von einer Expertenjury ausgewählt und starten dann mit einer Konzeptphase, um ihr Pilotprojekt weiter auszuarbeiten. Wir haben hierfür auch mehrere Industriepartner aus der Region gewinnen können, um die Start-ups durch ihr Know-how zu unterstützen. Im Anschluss werden die besten Konzepte ausgewählt und es kann mit der Umsetzung begonnen werden.

VC Magazin: Welche weiteren Ziele und Pläne haben Sie, um den Industriestandort
Schwedt mit Start-ups zu vernetzen?

Lademann: Ein Industriestandort im ländlichen Raum hat die Besonderheit, dass er zwar großartige Möglichkeiten für Start-ups bietet, Innovationsakteure aber eben kaum aus der Region kommen. Unser Ziel ist es daher, Schwedt als komplementären Innovationsort zu entwickeln, der mit bestehenden Ökosystemen zusammenarbeitet und an einem späteren Zeitpunkt der Technologieentwicklung ansetzt. Dafür bauen wir gerade gezielt Kooperationsbeziehungen auf. Ansonsten findet man uns auf zahlreichen Veranstaltungen.

VC Magazin: Wie vervollständigen Sie den Satz: Ich wohne in Schwedt, weil …

Lademann: … die Uckermark wunderschön und Schwedt meine Heimatstadt ist. Außerdem bin ich fest davon überzeugt, dass der Industriestandort ein exzellentes Beispiel für eine gelungene Transformation werden kann. Im Startup Labor Schwedt habe ich nun die Möglichkeit, meinen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit der Stadt zu leisten, indem wir die richtigen Technologien an den Standort lotsen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

Über den Interviewpartner:

Sascha Lademann leitet seit dem 1. Januar 2023 das EXIST-Modellprojekt Startup Labor Schwedt der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Zuvor war er unter anderem an der Technischen Universität Dresden und in der Staatskanzlei Brandenburg tätig.