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Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende und es ist Zeit, einen Blick zurück und nach vorn zu werfen. Wir sprechen in unserer Reihe Advents- und Neujahrsgespräche mit ausgewählten Experten aus der Private Equity- und Venture Capital-Szene.
VC Magazin: Das Jahr 2024 neigt sich dem Ende – wie fällt Ihr Fazit für das M&A-Geschäft im Industriesektor aus?
Göd: Der Industriesektor war von einer stabilen Dynamik geprägt, allerdings mit
regionalen und branchenspezifischen Unterschieden. Die größten Treiber waren Konsolidierung, Fokus auf das Kerngeschäft und Ausbau regionaler Lieferketten. Gleichzeitig haben geopolitische Unsicherheiten und gestiegene Finanzierungskosten einige Transaktionen verzögert oder zurückhaltender ausfallen lassen. Insgesamt aber blieb der Industriesektor resilient und bietet weiterhin attraktive Wachstumschancen.
VC Magazin: Welche Erwartungen haben Sie für die M&A-Entwicklungen in Ihrem Segment für 2025?
Göd: Ich erwarte eine intensive M&A-Dynamik im Industriesektor, getrieben von mehreren entscheidenden Faktoren. Nachhaltigkeit und Klimaschutz bleiben wichtige Treiber, da Unternehmen ihre Wertschöpfungsketten dekarbonisieren und Umweltauflagen erfüllen wollen. Gleichzeitig gewinnen geopolitische Entwicklungen weiter an Bedeutung: Unternehmen setzen zunehmend auf regionalisierte Lieferketten, um Risiken in der globalen Beschaffung zu minimieren. Und auch das Interesse von Akteuren aus dem asiatischen Raum an europäischen Unternehmen steigt – in erster Linie an strategischen Kooperationen, die erst im zweiten Schritt in Transaktionen münden.
Zudem wird der Fokus auf Materialeffizienz und innovative Fertigungstechnologien die M&A-
Aktivität beeinflussen. Viele Unternehmen suchen nach Partnern, um Ressourcen besser zu
nutzen und Kosten zu senken. Eine wachsende Rolle dürften auch Branchen wie Maschinenbau, Chemie oder Bau spielen, da sie neben infrastruktureller Investitionen auch von der Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen profitieren. Stark forciert wird diese Dynamik durch europäische Impact PEs, die nach aktueller Schätzung rund 190 Mrd. Euro Kapital verwalten bzw. investieren müssen.
VC Magazin: Donald Trump wird neuer Präsident der USA, Deutschland wählt eine neue Regierung – es stehen einige Veränderungen an. Mit welchen Gefühlen blicken Sie unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf das kommende Jahr?
Göd: Mit gemischten Gefühlen. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus könnte neue
Unsicherheiten im globalen Handel bringen, insbesondere wenn protektionistische Maßnahmen
wieder stärker in den Fokus rücken. Gleichzeitig kann eine stärkere wirtschaftspolitische
Förderung von Infrastrukturprojekten und fossilen Energien in den USA kurzfristig Impulse setzen, jedoch langfristig Konflikte bei internationalen Klimaverhandlungen verschärfen.
In Deutschland wird das nächste Jahr maßgeblich davon abhängen, welche Koalition entsteht.
Wenn industriepolitische Rahmenbedingungen verbessert werden, insbesondere bei
Energiekosten in Verbindung mit Dekarbonisierung und Produktionskosten, sehe ich Chancen.
Zudem muss die Transformation in anderen Bereichen, über das Automotive-Segment hinaus, angestoßen werden. Beispielsweise sollte sich Deutschland wieder vermehrt als
Innovationstreiber positionieren, besonders im Bereich Ausbildung und Unternehmensgründung, um langfristig wieder wettbewerbsfähiger zu werden. Für Unternehmen müssen aber Stabilität und Planbarkeit im Vordergrund stehen.
VC Magazin: Was wünschen Sie sich persönlich für das neue Jahr?
Göd: Vor allem mehr Weitsicht in wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen. Eine stärkere Fokussierung auf nachhaltiges Wachstum, Zusammenarbeit und Innovation würde dem Industriesektor und der gesamten Wirtschaft guttun. Persönlich wünsche ich mir Zeit für Reflexion und Weiterentwicklung, sei es durch den Austausch mit Kollegen, Geschäftspartnern,
mit der Familie oder durch neue, inspirierende Projekte. Und nicht zuletzt hoffe ich, dass 2025 ein Jahr wird, das von Optimismus und Fortschritt geprägt ist – in der Wirtschaft und im
persönlichen Leben gleichermaßen.
VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.
Zum Interviewpartner:
Roman Göd ist Gründungs- und Managing Partner bei der auf den europäischen Industriesektor spezialisierten M&A-Beratung MP Corporate Finance und besitzt mehr als 20 Jahre Transaktionserfahrung in den Bereichen Industrial Field Electronics, Tech und Internet of Things. MP Corporate Finance wurde vor mehr als 25 Jahren gegründet und ist europaweiter Marktführer im Bereich Industrial M&A.
