„Unser Ziel bei der VU ist es, bis zum Ende des Jahrzehnts 10.000 Investoren auszubilden“

Interview mit Andy und Remy Goldstein (Venture University Europe)

Andy & Remy Goldstein (Venture University Europe)
Andy & Remy Goldstein (Venture University Europe)

Bildnachweis: BAND, VentureCapital Magazin, Pexels.

In diesem Jahr eröffnete die US-amerikanische Venture University (San Francisco) in München die VU Europe, um ihren Investor Accelerator für Venture Capital, Private Equity und Angel Investing auf den europäischen Markt zu bringen. Das europäische Hauptquartier wird von Andy Goldstein und seinem Partner Remy Goldstein geleitet. Ziel der VU Europe ist es, die nächste Generation von Investoren auszubilden, zu schulen und zu fördern, um das Europäische VC/PE-Ökosystem zu stärken.

VC Magazin: Die Venture University verfolgt einen innovativen Ansatz in der Ausbildung im Bereich Venture Capital und Private Equity. Was hat Sie dazu inspiriert, dieses Modell nach Europa zu bringen, und wie unterscheidet es sich von anderen Programmen auf dem Markt?

Andy Goldstein: 2007 gründete ich zusammen mit Dietmar Harhoff und Rolf Dienst das LMU Entrepreneurship Center und mit dem gleichen Team den German Accelerator mit der Mission „Empowering Entrepreneurs“. Nach 18 Jahren, in denen ich über 1500 Unternehmer in Deutschland unterstützt habe, bin ich überzeugt, dass wir kein Problem mehr haben, großartige Start-ups zu gründen – Flixbus, Celonis, Trade Republic, Auto1, Signavio, deutsche Einhörner, die ich coachen durfte, haben das bewiesen. Die Venture University, zusammen mit meinem Partner Remy, nach Europa zu bringen, markiert den Beginn einer neuen Mission: Empowering Investors. Wir haben keinen Mangel an großartigen Start-ups in Deutschland und Europa, wir haben einen massiven Mangel an großartigen Investoren. Großartige Start-ups verdienen und brauchen großartige Investoren – nach sieben Jahren in den USA und vier Jahren in Asien hat die VU über 750 Investoren ausgebildet. Unser Ziel bei der VU ist es, bis zum Ende des Jahrzehnts 10.000 auszubilden – und Remy und ich haben uns verpflichtet, dafür zu sorgen, dass 3.000 oder mehr aus Europa kommen.

VC Magazin: Wo sehen Sie derzeit die größten Unterschiede im Bereich Venture Capital zwischen den USA und Deutschland?

Andy Goldstein: Bei einem kürzlich abgehaltenen VU VP Fund Partner Meeting (an dem alle Kohortenmitglieder jede Woche teilnehmen) sagte Andrew Zalasin (Mitbegründer, Venture University & GP, VU Venture Partners Fund): „We back startups that break down the barriers to mass adoption“.

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Was ich als Mitglied der aktuellen 43. Kohorte der VU gelernt habe, ist, dass die führenden US-VCs in jeder Phase – beginnend mit der Pre-Seed- und Seed-Phase – nach Gründern suchen, die den Status quo revolutionieren können, indem sie die Art und Weise, wie sich ein großer Markt verhält, massiv verbessern, und die ein Händchen dafür haben, den Massenmarkt zu erobern. Wenn sie ein solches Team finden, finanzieren sie das Start-up in jeder Phase, bis sie es erreichen – unabhängig vom Stadium. Europäische VCs sind sehr phasenspezifisch. Meiner Meinung nach führt dies zu einer einschränkenden Denkweise und zwingt großartige europäische Start-ups dazu, sich außerhalb Europas um eine Finanzierung auszusuchen – was sie fast alle tun werden. Es ist nichts Falsches daran, Kapital auf globaler Ebene zu suchen, was für Europa falsch ist, ist, dass wir viel zu selten einen Platz am Tisch bekommen. Dies schränkt die großartigen Renditen für LPs ein, was sie dazu veranlasst, weniger zu investieren, zumindest in Europa, und jetzt beginnen wir zu verstehen, warum ein Markt mit 448 Mio. Menschen 45 Mrd. EUR in VC investiert, während ein Markt mit 335 Mio. Menschen 1,2 Billionen pro Jahr investiert, also einen Faktor von 26.

VC Magazin: Sie haben einen Einblick in verschiedene Märkte und Branchen weltweit. Gibt es bestimmte Branchen, die Sie als besonders zukunftsträchtig betrachten? Und wie bereiten Sie die Teilnehmer der VU auf die Zukunft vor?

Remy Goldstein: Unser Fond, VU Venture Partners, investiert in 6 Kategorien – Frontier (Space & Deep Tech), Healthcare, Consumer, Enterprise, Fintech (inkl. Krypto) und Proptech. Ich persönlich sehe das größte Potenzial derzeit in den Bereichen Space und Health, aber in jeder Kategorie gibt es Gewinner. Die Mitglieder der VU-Kohorte sind während der 1 bis 4 Quartale, die sie bei uns verbringen, vollwertige Venture Partner. Sie wählen ihre Kategorie aus, nehmen an Partnertreffen teil, finden und prüfen Unternehmen und bringen sie zum und durch das Investment Komitee. Sie stellen Schecks aus und wir finanzieren sie. Abgesehen von den Studiengebühren müssen sie keinen Cent investieren. Sie können bei jedem Unternehmen, das sie abschließen, mitinvestieren, und ein Teil der Studiengebühren jeder Kohorte wird über unser Deal-by-Deal-Syndikat in jedes Unternehmen investiert, das die Kohorte in dieser Zeit abschließt. Der einzige Weg, die Leute für die Zukunft vorzubereiten, ist Ihnen so viel Unterstützung wie möglich zu geben und das Planspiel Element in Echtheit zu verwandeln, so dass Zukunft gleich Praxis ist.

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VC Magazin: Der Erfolg von Start-ups hängt oft auch von den Netzwerken ab, die sie nutzen können. Wie unterstützt die Venture University ihre Teilnehmer und Absolventen bei der Vernetzung mit Investoren und potenziellen Partnern?

Remy Goldstein: Mit mehr als 750 Absolventen ist die VU wahrscheinlich das größte Netzwerk von ausgebildeten Venture Partnern weltweit und es wächst schnell. Dieses Netzwerk steht allen unseren Kohortenmitgliedern offen, Alumni sind regelmäßig als Vortragende an der VU tätig, und jedes neue Kohortenmitglied erhält die LinkedIn-Adresse aller 750+ Alumni. Es handelt sich um ein globales Netzwerk von Investoren, die alle durch die Gewinnbeteiligung einen Anreiz haben, weiterhin Geschäfte für die VU zu akquirieren und einzubringen, und somit ist es eine wachsende und sehr reaktionsfähige Gemeinschaft. Nach der VU verfügen Alumni, die weiterhin in Start-ups investieren, über ein vertrauenswürdiges Netzwerk von Investoren, mit denen sie gemeinsam investieren, die sie mit ihren zukünftigen Portfoliounternehmen verbinden und die sie um Rat fragen können.

VC Magazin: Sie haben eine langjährige Laufbahn im Bereich Unternehmertum und Investitionen hinter sich. Welche Ratschläge haben Sie für junge Menschen, die ihre Karriere im Venture Capital starten möchten, und welche Fähigkeiten halten Sie für den langfristigen Erfolg in dieser Branche für entscheidend?

Andy Goldstein: Lassen Sie sich vor allem nicht einreden, dass Sie einen Abschluss an einer Spitzenuniversität und Insiderkontakte brauchen, um eine Karriere im VC-Bereich zu starten. Fangen Sie sofort an, indem Sie Kontakte zu Start-ups knüpfen, an die Sie glauben, bieten Sie Coaching für Accelerator-Programme an und bringen Sie Ihre Erfahrungen aus dem wirklichen Leben ein. Denken Sie daran: Sie können alle Bücher der Welt über Tennis lesen, aber Sie werden nie ein großartiger Spieler sein, wenn Sie nicht auf dem Platz stehen und anfangen zu spielen.

VC Magazin 08/2024: Jetzt online!
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Am Ende des Tages kann eine KI noch so gut sein, aber man muss wissen wie man mit Gründern spricht, wie man Verträge aushandelt, wie man seine Recherche gewissenhaft gestaltet und für die Gründer als value add investor bei der Expansion zur Seite stehen.

VC Magazin: Vielen Dank für das Gespräch!

Über die Interviewpartner:

Andy und Remy Goldstein sind Partner von VU Europe und VU Venture Partners.