Der Bosch Tech Compass zeigt, dass die Deutschen überzeugt sind, die KI werde in den kommenden zehn Jahren die einflussreichste Technologie sein. Dabei gehen sie davon aus, dass der Einfluss nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben spürbar werden wird. Daher ist es wichtig, dass man sich KI-Kenntnisse zulegt. Doch hier bleibt der Deutsche zurückhaltend.
KI wird „spürbar“
Während 72 Prozent der Deutschen zwar der Meinung sind, die KI sei die einflussreichste Technologie der nächsten zehn Jahre, bleibt man dennoch bei der Anwendung zurückhaltend. Nur jeder dritte Deutsche hat vor, sich entsprechende KI-Kenntnisse aneignen zu wollen. Im Vergleich: Vor zwei Jahren haben gerade einmal 42 Prozent der Befragten angegeben, die KI würde die einflussreichste Technologie werden.
Das liegt wohl auch daran, weil die KI „spürbar“ wird. Nicht nur, dass die KI Bilder und Videos schafft, kommt sie auch in den Bereichen Gaming und Glücksspiel vermehrt zum Einsatz. Heutzutage gibt es immer mehr Online Casinos, die nicht nur mit 5 Euro einzahlen werben, sondern auch darauf verweisen, dass sie mit KI arbeiten. So werden dann spezielle Angebote geschaffen, die ausschließlich bestimmten Kunden angeboten werden. Im Online Casino mit KI wird hier also ein völlig neues Angebot maßgeschneidert präsentiert. Dadurch spürt der Konsument immer stärker den Einfluss der KI – und das erklärt auch, wieso die Deutschen überzeugt sind, dass die Technologie in den nächsten Jahren den größten Einfluss haben kann.
Auf Platz 2 landeten die Industrieroboter. Das gaben 25 Prozent der Befragten in Deutschland an. Dahinter landeten Wasserstoff/Brennstoffzelle: 23 Prozent.
Sieht man sich die weltweiten Ergebnisse des Bosch Tech Compass an, so liegt die KI mit 67 Prozent ebenfalls auf Platz 1, dahinter folgt jedoch die 5G Technologie mit 32 Prozent. Das automatisierte Fahren hat es mit 24 Prozent auf Platz 3 geschafft.
Geringes Interesse an KI-Skills
Die Deutschen haben die Bedeutung von KI erkannt, doch das Interesse ist dennoch gering. Jeder Dritte hat angegeben, er würde sich keine KI-Skills aneignen wollen. Sieht man sich das weltweite Ergebnis an, so liegt der Anteil derjenigen, die eine Weiterbildung in Bezug auf KI ablehnen, bei 18 Prozent – in China, Brasilien und Indien ist dieser Prozentsatz sogar nur einstellig. „Künstliche Intelligenz ist ein Innovationsbooster und kann die Industrie weltweit verändern – ähnlich wie die Erfindung des Computers. In der Technologie liegen große Chancen. Es ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe, dieses Potential deutlich zu machen und in der Bevölkerung für Akzeptanz zu werben“, so Dr. Tanja Rückert, CDO und Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH.
Dass die KI einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben kann, das sehen zumindest 34 Prozent der befragten Deutschen. In den letzten Jahren hat dieser Anteil auch zugenommen: Im Jahr 2023 lag der Anteil bei 26 Prozent.
In anderen Ländern ist man dennoch optimistischer eingestellt: In China sind sogar 66 Prozent der Befragten der Meinung, die KI würde einen positiven Einfluss nehmen.
Wird KI bald ein eigenes Schulfach werden?
57 Prozent der Deutschen befürworten hingegen, dass die KI in der Schule ein eigenes Schulfach werden sollte. Sieht man sich die weltweite Umfrage an, so befürworten das 63 Prozent. „Die Konkurrenz um KI-Fachkräfte ist weltweit bereits in vollem Gange und wird in Zukunft noch zunehmen. Um in Deutschland künftig die erforderlichen KI-Fachkräfte zu haben, kann die Aufnahme von KI in den Schulplan ein wichtiger Startpunkt sein“, so Rückert.
41 Prozent der Deutschen sind der Meinung, KI-Kenntnisse seien schon heute wichtig im Beruf; weltweit teilen 56 Prozent der Befragten diese Ansicht. In Indien brauchen bereits 83 Prozent KI-Kenntnisse im Job; in Frankreich sind es hingegen nur 38 Prozent.
Doch wieso scheint die Technologie in Deutschland anders als in anderen Ländern wahrgenommen zu werden? Auch wenn 45 Prozent der Deutschen angegeben haben, es sei wichtig, bei technologischen Entwicklungen am neuesten Stand zu sein und 62 Prozent auch der Aussage zustimmten, sie würden sich mit neuen Technologien auseinandersetzen, so bleibt man doch im direkten Vergleich mit anderen Ländern weit dahinter. Das deshalb, weil das Interesse in anderen Ländern deutlich größer ist: In Indien haben 74 Prozent angegeben, sie würden am neuesten Stand bleiben wollen – 79 Prozent haben angegeben, sich mit neuen Technologien auseinanderzusetzen.
Weiterbildungsangebote sind so gut wie nicht existent
„Generative KI wird die Art und Weise beeinflussen, wie wir lernen, arbeiten und kooperieren – das wird die Abläufe und Prozesse in Unternehmen signifikant verändern. Bei Bosch ist es uns deshalb wichtig, unsere Mitarbeitenden auf dem Weg zu begleiten und entsprechende Weiterbildungen anzubieten. Berufstätige weltweit müssen sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen – das wird eine wesentliche, ergänzende Kompetenz im Berufsleben werden“, ist Rückert überzeugt.
Über 65.000 Beschäftigte wurden in der eigenen AI Academy bereits geschult. Dabei liegt der Schwerpunkt im Bereich generative KI. Denn sie sei in der Lage, den Arbeitsalltag zu entlasten, wenn es um repetitive Aufgaben geht.
Tatsächlich würden viele Beschäftigte in Deutschland aber gar keine Weiterbildungsangebote bekommen, wenn es um das Thema KI geht. So haben 18 Prozent der Befragten angegeben, sie hätten einmal ein KI Training während der Arbeit erhalten – weltweit sind es 28 Prozent. In Deutschland ist hier also noch genügend Luft nach oben.