10 Mio. EUR Wachstumskapital für OCELL

Digitalisierung der Forstwirtschaft und mehr CO₂-Speicherung in Wäldern

Dynamic Forest ist eine Software, die es Forstbetrieben ermöglicht, ihre Wälder nachhaltiger und effizienter zu bewirtschaften. (c) OCELL
Dynamic Forest ist eine Software, die es Forstbetrieben ermöglicht, ihre Wälder nachhaltiger und effizienter zu bewirtschaften. (c) OCELL

Bildnachweis: OCELL.

Bayern Kapital investiert mit dem Wachstumsfonds Bayern 2 im Rahmen einer Series-A-Finanzierungsrunde in OCELL, ein auf alternative Bewirtschaftungsstrategien und Digitalisierung in der Forstwirtschaft spezialisiertes Climatetech-Startup. Lead-Investor der Runde im Gesamtvolumen von 10 Mio. EUR ist Capnamic. Auch die Bestandsinvestoren Aenu Ventures und Summiteer sowie mehrere Business Angels haben erneut investiert. Die Mittel sollen in die technologische Weiterentwicklung der Produkte und Services von OCELL sowie in die Expansion in weitere europäische Länder fließen.

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Neben der notwendigen Reduzierung von Emissionen bieten gesunde Mischwälder enormes Potenzial als natürliche Kohlenstoffsenken: Sie binden das CO2 aus der Atmosphäre. Das Problem: Die forstwirtschaftliche Nutzung ist derzeit mangels rentabler Alternativen stark auf Holzoptimierung ausgerichtet, wodurch über Jahrzehnte hinweg überwiegend Monokulturen entstanden sind. Diese sind nicht nur wenig klimaresilient, sondern werden oft auch bereits vor Erreichen ihres CO2-Speicheroptimums geerntet. David Dohmen, Mitgründer und Co-CEO von OCELL, sagt: „In den letzten Jahren hat der Ruf von CO2-Zertifikaten aufgrund von oft mangelhafter Datenbasis stark gelitten, doch sie bleiben ein entscheidendes Werkzeug im Kampf gegen den Klimawandel – wenn sie richtig gemacht werden. Mit OCELL wollen wir das Vertrauen in den Markt wiederherstellen, indem wir modernste KI-Technologie mit naturbasierten Lösungen verbinden. Wälder bieten den Vorteil, sofort verfügbar, skalierbar und vergleichsweise kostengünstig zu sein, während unsere Technologie Messbarkeit, Genauigkeit und Transparenz ermöglicht. Wir freuen uns, mit Capnamic und Bayern Kapital erfahrene Partner an unserer Seite zu haben, die bereits zahlreiche Tech-Unternehmen erfolgreich begleitet haben.” Monika Steger, Geschäftsführerin von Bayern Kapital, ergänzt: „Um den Klimawandel einzudämmen, brauchen wir innovative technologische Lösungen. OCELL verfolgt einen Ansatz, der für alle Parteien Vorteile bietet und auch der Natur zugute kommt. Insbesondere der skalierbare, datengetriebene Ansatz hat uns überzeugt, in das Climate-Tech-Startup zu investieren. Wir freuen uns auf die nächsten, gemeinsamen Wachstumsschritte.“

Ein „digitaler Zwilling“ für den Wald

Für dieses Problem hat die 2019 von David Dohmen, Christian Decher und Felix Horvat gegründete OCELL GmbH mit Sitz in München eine Lösung entwickelt, die sich aus zwei Bausteinen zusammensetzt: Zum einen verarbeitet OCELL Luftbilder, LIDAR- und weitere operative Forstdaten mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu digitalen Zwillingen der Wälder. Diese werden Forstbetrieben mit der Software „Dynamic Forest“ von OCELL zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich um ein Forstmanagement-System, das Forstbetrieben datenbasierte, exakte Rundum-Einblicke in alle forstwirtschaftlich relevanten Metriken, wie zum Beispiel Baumarten, Standort und Altersklassen gibt. Das erleichtert eine effiziente und nachhaltige Bewirtschaftung in einer bislang wenig digitalisierten Branche.

Incentivierung von Ökosystemleistungen

Zum anderen entwickelt OCELL auf Grundlage dieser digitalen Zwillinge zusammen mit den Waldbesitzern regionale Klimaschutzprojekte, die die vielfältigen Ökosystemleistungen von Wäldern in Wert setzen und Forstbetriebe für deren Förderung incentivieren. Der Fokus dieser Projekte liegt auf der Erhöhung des CO2-Speichers sowie der Transformation von Monokulturen hin zu klimaresilienteren Mischwäldern. Der Business Case von OCELL zielt darauf ab, anderen Unternehmen anzubieten, sich finanziell über CO2-Zertifikate an dieser Umforstung lokaler Wälder zu beteiligen. Deren Vorteil: Durch den datengetriebenen Ansatz von OCELL erhalten interessierte Unternehmen einen umfassenden Einblick in die entsprechenden Klimaschutzprojekte, die dazugehörigen Forstaktivitäten sowie deren Fortschritt und Erfolg, was insbesondere deren Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) vereinfacht. Für Forstbetriebe wiederum eröffnen die Projekte durch diese Monetarisierung des zusätzlichen CO2-Speichers eine wirtschaftliche Alternative zur reinen Holzproduktion. Und auch die Natur profitiert: So bereichern gesunde Mischwälder beispielsweise die Biodiversität und schützen Wasserressourcen, indem sie als natürliche Filter dienen, den Wasserfluss regulieren und Bodenerosion verhindern.

Klimaschutzprojekte von OCELL

Die Klimaschutzprojekte von OCELL wurden zusammen mit Lehrstühlen der Technischen Universität (TU) München, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HWST) sowie dem Waldklimarat entwickelt. Mittlerweile nutzen fast 3.000 Forst-Experten die Dynamic Forest-App und über 800.000 Hektar Waldfläche werden bereits in Zusammenarbeit mit OCELL bemessen und bewirtschaftet – das entspricht einer Fläche von mehr als einer Million Fußballfeldern. Die im Rahmen der Finanzierungsrunde neu eingeworbenen Mittel plant OCELL in die Weiterentwicklung ihrer Technologie sowie in den Eintritt und das Wachstum in weitere europäische Märkte zu investieren. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagt: „Holz ist als nachwachsender Rohstoff zentral für unsere Energie- und Wärmewende. Gleichzeitig spielen Wälder als CO2-Speicher eine immer wichtigere Rolle. Waldbesitzer brauchen eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative, wenn die Bäume möglichst lange wachsen und damit möglichst viel CO2 binden sollen. OCELL bietet genau diese Alternative, indem das Unternehmen Waldbauern und Forstbetrieben mehr wirtschaftliche Flexibilität und Digitalisierung ermöglicht. Zusätzlich fördert der Ansatz mehr Biodiversität und Artenschutz in den Wäldern. Das Münchener Startup ist ein ideales Beispiel für die technologische Innovationskraft im Freistaat. Genau solchen Unternehmen helfen wir mit dem Wachstumsfonds Bayern, schnell und gesund zu wachsen, damit sie sich erfolgreich im Markt etablieren können.“