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Die Lilium Aerospace GmbH hat beim Amtsgericht Weilheim einen Insolvenzantrag gestellt. Das Gericht ordnete daraufhin die vorläufige Insolvenzverwaltung an und bestellte Dr. Robert Hänel von Anchor Rechtsanwälte als vorläufigen Insolvenzverwalter. Hänel und sein Team führen derzeit Gespräche mit der Geschäftsführung und weiteren Verfahrensbeteiligten, um sich einen Überblick über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens zu verschaffen. Die Lilium Aerospace GmbH wurde gegründet, um nach dem Insolvenzantrag der Lilium GmbH und der Lilium eAircraft GmbH die Entwicklung eines
elektrischen Flugtaxis mit Hilfe von Investorengeldern fortzusetzen. Doch diese Mittel wurden trotz mehrfacher Zusagen nicht bereitgestellt. Daher sah sich das Unternehmen nun gezwungen, selbst Insolvenz anzumelden.
Rund 960 Mitarbeiter betroffen
Von der erneuten Insolvenz sind rund 960 Beschäftigte betroffen. Diese hatten nach den Insolvenzen der Vorgängergesellschaften neue Arbeitsverträge bei Lilium Aerospace erhalten. Aufgrund der ausbleibenden Investorengelder konnte das Unternehmen jedoch bislang keine Gehälter zahlen. Die Geschäftsführung stellte die Mitarbeiter daher vorübergehend von der Arbeitsleistung frei. Der Geschäftsbetrieb ist derzeit nach Aussage des vorläufigen Insolvenzverwalters Dr. Robert Hänel eingestellt. Er steht in Kontakt mit der Agentur für Arbeit, um das weitere Vorgehen zu klären. „Für eine verbindliche Aussage ist es zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh“, erklärte Hänel.
Investoreninteresse weiterhin vorhanden
Trotz der angespannten finanziellen Lage gibt es nach Angaben der Geschäftsführung weiterhin Investoren, die an einer Fortführung des Unternehmens interessiert seien. Angeblich seien bereits zugesagte Mittel vorhanden, konnten jedoch wegen technischer Probleme bislang nicht transferiert werden. „Die Ausgangssituation ist bei dieser zweiten Insolvenz kompliziert. Nach Mitteilung der Geschäftsleitung soll seitens der Investoren nach wie vor Interesse an einer Fortführungslösung bestehen“, so Hänel. Es sei jedoch höchste Eile geboten, um den Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen zu können.
Verflechtungen erschweren das Verfahren
Das Insolvenzverfahren gestaltet sich aufgrund der Unternehmensstruktur als besonders komplex. Die börsennotierte Dachgesellschaft Lilium N.V., die im September 2021 an der NASDAQ gelistet wurde, meldete bereits im Oktober 2024 Insolvenz an. Diese Gesellschaft hatte jedoch keinen direkten Zugriff auf Produktion und Patente, da diese in der Lilium GmbH und der Lilium eAircraft GmbH lagen. Beide operativen Tochtergesellschaften meldeten Ende Oktober 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung an. Erst kurz vor Weihnachten wurde schließlich ein Kaufvertrag mit dem Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation (MUC) geschlossen. Ziel war es, mit frischem Kapital die Entwicklung des Elektroflugzeugs fortzuführen.
Lilium: Ein gescheitertes Milliardenprojekt?
Seit der Gründung im Jahr 2015 verfolgte Lilium das ambitionierte Ziel, ein senkrecht startendes Elektroflugzeug zu entwickeln. Ursprünglich war geplant, bereits 2024 Flugtaxis in den Markt zu bringen. Prognosen sahen einen Jahresumsatz von rund 250 Millionen Euro vor.
Über die Jahre investierten namhafte Geldgeber wie Tencent, Baillie Gifford und Palantir insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro in das Projekt. Trotz dieser massiven Finanzspritzen blieb die Serienreife des Flugzeugs aus.