Bildnachweis: FCF Fox Corporate Finance.
Die Welt der Technologie entwickelt sich rasant weiter, und Deeptech steht im Mittelpunkt dieser Transformation. Von Quantencomputing über Robotik bis hin zu neuartigen Umwelttechnologien – Deeptech verspricht, die Grenzen des Möglichen immer wieder neu zu definieren. Doch wie finanzieren sich diese ambitionierten Vorhaben, und welche Investitionsstrategien zeichnen sich für die kommenden Jahre ab?
Deeptech-Start-ups unterscheiden sich grundlegend von Technologieunternehmen aus Bereichen wie Software oder E-Commerce. Ihr Fokus liegt auf langfristigen, forschungsbasierten Innovationen, die oft mehrere Jahre intensiver Entwicklung und erhebliche finanzielle Mittel erfordern. Diese Innovationen werden in der Regel in hardwarebezogenen Geschäftsmodellen monetarisiert. Im Jahr 2025 ist Deeptech längst kein Nischenphänomen mehr, sondern ein strategischer Schwerpunkt für Investoren weltweit. Die Investitionsvolumina in diesem Bereich sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Nach Boomjahren weiter hohes Niveau
Das Marktmonitoring von FCF zu Venture-Investments in europäische Deeptech-Start-ups zeigt, dass die Venture Capital-Investitionen 2021 erstmals die Marke von 20 Mrd. EUR überschritten haben und seither stabil über diesem Wert geblieben sind. Auch erlebte der Deeptech-Sektor in den Jahren 2021 und 2022 einen außergewöhnlichen Boom – ähnlich wie der allgemeine Wagniskapitalmarkt – mit Investitionsvolumina von über 30 Mrd. EUR. Doch während sich die Investitionen in andere Start-up-Sektoren 2023 und 2024 nahezu halbierten, blieben sie im Deeptech-Bereich auf einem hohen Niveau. Die Gründe für die größere Resilienz des Deeptech-Sektors sind vielfältig. Einerseits war der Hype in den Jahren 2021/2022 im Deeptech-Bereich nie so ausgeprägt wie in anderen Sektoren, beispielsweise in den Bereichen Krypto und Fintech. Daher fiel auch die Marktkorrektur in den Jahren 2023/2024 weniger drastisch aus. Vielmehr jedoch resultiert das wachsende Interesse der Investoren an Deeptech-Start-ups aus der Tatsache, dass diese Unternehmen reale Probleme lösen und praktische Anwendungen für „Real Life-Herausforderungen“ bieten.
Die Zukunft: Real Life Problems statt Shallowtech
Investoren erkennen zunehmend, dass die Zukunft nicht im „fünften Food Delivery-Service“ liegt, sondern in Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit. Roboter- und Automationslösungen adressieren beispielsweise den Arbeitskräftemangel, sowohl in Industrienationen als auch in Schwellenländern – deutsche Vorzeigeunternehmen wie Neura oder Agile Robots sind hier wegweisend. Drohnen und andere Lösungen für den Verteidigungssektor gewinnen vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage an Bedeutung; Paradebeispiel hier der Münchner Drohnenspezialist Quantum-Systems. Auch Quantencomputing sowie neue Halbleitertechnologien werden zunehmend relevant, um die steigende Nachfrage nach Rechenleistung zu decken, wie die großen Invests etwa in IQM oder Black Semiconductors zeigen. Über all dem steht die Künstliche Intelligenz als zentrale Schlüsseltechnologie, um komplexe Probleme zu lösen; ein prominentes Beispiel ist Aleph Alpha. Vor diesem Hintergrund wagen sich immer mehr Venture Capital-Investoren in den Deeptech-Bereich und passen ihre Investmentstrategien entsprechend an.
Deeptech und Sustainability: A match made in heaven
Die größten Herausforderungen unserer Zeit – und damit auch das größte Potenzial sowie Investoreninteresse – liegen im Subsektor Nachhaltigkeit. Themen wie der Klimawandel, die Dekarbonisierung von Energie, Mobilität und Industrie, Ressourcenknappheit sowie die Sicherung der Lebensmittelversorgung können durch Deeptech-Innovationen effektiv angegangen werden. Deutsche Start-ups wie Enpal, 1Komma5°, Sunfire und Ineratec haben in den letzten Jahren eindrucksvolle Finanzierungsrunden abgeschlossen. Auf europäischer Ebene waren Cleantech-Investitionen im Jahr 2024 mit 12 Mrd. EUR der größte Subsektor im Deeptech-Bereich.
Steigendes Engagement für Nachhaltigkeit
Auch auf Investorenseite steigt das Engagement für Nachhaltigkeit kontinuierlich. Ein wachsender Anteil der Venture Capital-Fonds klassifiziert sich als „SFDR 9-Fonds“ („dunkelgrüne Fonds“) und verpflichtet sich, mit seinen Anlagestrategien konkrete Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Zusammen mit den „SFDR 8-Fonds“ („hellgrüne Fonds“), die ökologische und/oder soziale Aspekte berücksichtigen, machen „grüne“ Fonds bereits etwa zwei Drittel der Venture Capital-Fondslandschaft in Europa aus.

Fazit
Hardwarebusiness ist hart, und Deeptech-Start-ups skalieren anfangs oft langsamer als reine Software-Start-ups. Dafür adressieren sie Märkte mit enormer Nachfrage und echten Pain Points, die innovative Lösungen benötigen. Der oft hohe Forschungs- und Entwicklungsaufwand schafft zudem einen „Moat“ – einen Wettbewerbsvorteil, der es Konkurrenten erschwert, aufzuholen. Wenn ein Deeptech-Start-up es schafft, seine Lösung zu monetarisieren, wird es häufig mit enormem Wachstum und hohen Margen belohnt.
Über den Autor:
Florian Theyermann ist Managing Director für Venture Capital im Bereich Deep- und Cleantech bei FCF Fox Corporate Finance GmbH und begleitet Start-ups bei der Aufnahme von Eigenkapital oder Venture Debt.