In Augsburg wurde im Rahmen der Initiative „Augsburg gründet!“ erstmals eine gemeinsame Veranstaltung zur Unternehmensnachfolge organisiert – getragen von der Wirtschaftsförderung der Stadt Augsburg, der Handwerkskammer für Schwaben (HWK) sowie der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). Ziel war es, auf die Möglichkeit aufmerksam zu machen, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen und auf dieser Basis unternehmerisch tätig zu werden. Der Veranstaltungsort war ausgebucht – das zeigt das wachsende Interesse an dieser Form des Unternehmertums. Die Initiatoren reagierten damit auf eine Entwicklung, die sich auch in der Region deutlich abzeichnet: Eine steigende Zahl von Betrieben sucht eine Nachfolge.
Tausende Betriebe suchen Nachfolger – auch in Schwaben
Nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie stehen in Schwaben bis zum Jahr 2026 rund 5.000 Unternehmen zur Übergabe an. Bayernweit sind es etwa 40.000 Betriebe, die zusammen rund 600.000 Arbeitsplätze sichern. Diese Zahlen unterstreichen die wirtschaftliche Relevanz des Themas Unternehmensnachfolge. Gleichzeitig bieten sich hier Chancen für Gründerinnen und Gründer, die sich eine unternehmerische Tätigkeit vorstellen können, jedoch nicht zwingend ein eigenes Geschäftsmodell von Grund auf entwickeln möchten.
Unternehmensnachfolge auch für Gründerinnen und Gründer interessant
Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, deutlich zu machen, dass Nachfolgerinnen und Nachfolger nicht ausschließlich aus dem Kreis etablierter Unternehmer oder Investoren stammen müssen. Auch Gründerinnen und Gründer aus dem Start-up-Umfeld kommen als potenzielle Übernehmende infrage,zju. Dazu stehen in Bayern strukturierte Unterstützungsangebote bereit – etwa regelmäßige Sprechtage der Kammern, Checklisten, Informationsveranstaltungen sowie individuelle Beratungsangebote. Auch zur Finanzierung einer Unternehmensübernahme gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten – darunter KfW-Kredite, Beteiligungskapital oder Verkäuferdarlehen.
Beispiel: Unternehmensübernahme durch Gründerteam
Ein Praxisbeispiel für diesen alternativen Weg wurde im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt: Nikolas Langes und Simon Specka entschieden sich nach vorherigen unternehmerischen Tätigkeiten in der Start-up-Welt für die Übernahme eines bestehenden Unternehmens. Gemeinsam erwarben sie Ende 2019 die in Augsburg ansässige Gremco GmbH, einen Hersteller technischer Schrumpf- und Isolierschläuche für Hightech-Anwendungen, unter anderem in der Luftfahrt- und Automobilindustrie. Die Suche nach einem geeigneten Unternehmen erfolgte strukturiert. Das Gründerduo entwickelte ein eigenes Ankaufsprofil, wertete Nachfolgebörsen und Datenbanken aus und sprach gezielt Eigentümer von Unternehmen an, bei denen eine Nachfolge anstand. Insgesamt führten sie rund 150 Erstkontakte und 33 vertiefende Gespräche. Dabei spielte nicht nur die wirtschaftliche Situation der Betriebe eine Rolle, sondern auch strategische und persönliche Überlegungen. Die Übernahme der Gremco GmbH wurde durch einen Mix aus Bankdarlehen, Verkäuferdarlehen, Eigenmitteln und Beteiligungskapital der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft (BayBG) finanziert.
Vorteile und Anforderungen einer Übernahme
Eine Unternehmensübernahme kann gegenüber einer Neugründung bestimmte Vorteile bieten: Dazu gehören unter anderem ein bestehender Kundenstamm, erprobte Prozesse und ein eingespieltes Team. Gleichzeitig sind mit der Übernahme auch spezifische Anforderungen verbunden – etwa im Hinblick auf die Bewertung des Unternehmens, die Finanzierung, rechtliche Fragen und die Übergabeprozesse. Die beteiligten Institutionen betonen daher die Bedeutung einer fundierten Vorbereitung und professionellen Begleitung. Besonderes Augenmerk sollte laut den Fachberatungen auf eine realistische Planung gelegt werden, die auch Szenarien mit Umsatzrückgängen berücksichtigt. Frühzeitig erstellte
Businesspläne und transparente Gespräche mit Finanzierungspartnern sind wichtige Erfolgsfaktoren.
Exemplarisches Beispiel als Blaupause
Die Übernahme eines bestehenden Unternehmens stellt eine tragfähige Alternative zur klassischen Neugründung dar – insbesondere in Zeiten, in denen zahlreiche Betriebe mangels Nachfolge vor einer ungewissen Zukunft stehen. Für Gründerinnen und Gründer kann dies eine Möglichkeit sein, unternehmerisch aktiv zu werden und gleichzeitig auf vorhandene Strukturen und Märkte zurückzugreifen. Die Wirtschaftsförderung Augsburg, die IHK Schwaben und die HWK Schwaben stehen Interessierten mit gezielten Angeboten zur Seite. So kann die Unternehmensnachfolge als Teil der Gründungslandschaft stärker verankert werden.