In Ovo will das Geschlecht von Hühnerküken bereits im Ei bestimmen. Das niederländische Start-up hat eine Technologie entwickelt, die über Biomarker zuverlässig vorhersagen soll, ob ein männliches oder weibliches Küken schlüpfen wird. Die Lösung soll bald kommerziell in Brutbetrieben Einsatz finden und verhindern, dass in der Geflügelzucht Milliarden männliche Küken getötet werden. Die Markteinführung kann das Unternehmen jetzt mit Hilfe einer siebenstelligen Finanzspritze vorantreiben. Die Spezialchemiefirma Evonik investiert über ihre Beteiligungstochter Evonik Venture Capital. Außerdem steigt VisVires New Protein aus Singapur bei den Niederländern ein. Zudem steuert die Universität Leiden Kapital bei – In Ovo ist eine Ausgründung der Einrichtung.
Die In Ovo B.V. beschäftigt sich mit einem der größten ethischen Probleme der modernen Geflügelzucht: Allein in Deutschland werden pro Jahr nach Schätzungen 40 Millionen männliche Küken aus Brutbetrieben an ihrem ersten Lebenstag getötet. Weltweit sind es 3,2 Milliarden. Die Unternehmen ziehen männliche Tiere nicht auf: Diese legen weder Eier, noch sind sie für die Fleischproduktion geeignet – damit haben sie keinen Nutzen für die Geflügelzucht. In Ovo will das Töten über die Geschlechterbestimmung im Ei beenden. Das niederländische Start-up hat nach eigenen Angaben eine schnelle und verlässliche Methode entwickelt: Die Technologie beruht auf Biomarkern. Über diese soll sich das Geschlecht der Kükenembryos bereits frühzeitig nach der Befruchtung bestimmen lassen. Über ein Loch im Ei wird eine Probe entnommen. Diese wird mittels Massenspektrometrie auf die patentierten Biomarker untersucht. Männliche Küken würden nicht mehr ausgebrütet. Nach Angaben der Niederländer lässt sich die Lösung problemlos in den Arbeitsablauf großer Betriebe integrieren.
Geschlecht der Küken in Mikrosekunden bestimmen
In den nächsten Monaten plant In Ovo Kooperationen mit deutschen und niederländischen Partnern – ein Prototyp soll entstehen. Im Labormaßstab benötigt das Unternehmen derzeit eine Sekunde, um ein Ei zu analysieren und das Geschlecht der Küken zu bestimmen. Diese Zeit soll auf einige Mikrosekunden verkürzt werden. Zudem will die Firma vorhandene Technologien integrieren, um die großen Mengen an Eiern zu sortieren. Das erste kommerzielle Produkt soll im Jahr 2020 auf dem Markt sein. Dieses Ziel können die Niederländer jetzt mit Hilfe einer Finanzspritze vorantreiben. In der Series A sichert sich das Start-up einen siebenstelligen Betrag. Der Spezialchemiekonzern Evonik investiert über seine Beteiligungstochter Evonik Venture Capital GmbH. Außerdem steigt die New Protein Capital Pte. Ltd. aus Singapur ein. Zudem engagiert sich die Universität Leiden. In Ovo ist ein Spin-off der Einrichtung. Evonik will mit der Beteiligung seine Sparte Animal Nutrition voranbringen. Bernhard Mohr, Leiter Venture Capital: „Diese Investition stärkt die Position von Evonik als Partner der Wahl in der Landwirtschaft, weil wir eine ethisch unbedenkliche Lebensmittelproduktion unterstützen können.“ Das Spezialchemieunternehmen investiert nicht nur in dem Bereich Animal Nutrition: Smart Materials oder Health und Care sind ebenso im Fokus. Im vergangenen Jahr hat sich Evonik Venture Capital beispielsweise bei dem Biotech-Start-up Numaferm engagiert.
In Ovo B.V., Leiden (NL)
Tätigkeitsbereich: Animal Nutrition
Investoren: Evonik Venture Capital GmbH, New Protein Capital Pte. Ltd., Leiden University
Volumen: siebenstelliger Betrag (1. Finanzierungsrunde)